Kapitel 35

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Leylas Sicht

Ich arbeite jetzt schon seit einiger Zeit und vernachlässige dabei immer mehr Serkan. Ich konzentrierte mich nur mehr auf die Arbeit, da ich ihm aus dem Weg gehen wollte. Ich hatte immer noch etwas Angst vor seinen Berührungen und vor der Ehe. Natürlich konnte das nicht ewig weiter gehen. Ich werde ihn ja schließlich heiraten und wir werden jeden Tag zusammen sein. Trotzdem traute ich mich nie mit ihm darüber zu reden. Irgendwann musste ich es ihm sagen, denn so konnte das einfach nicht mehr weiter gehen. Heute werde ich nach der Arbeit zu ihm gehen und es ihm einfach sagen. Schließlich musste ich es ja irgendwann tun. Vielleicht würde er mich ja dann verstehen und mir ginge es dadurch etwas besser. Ich durfte keine Geheimnisse vor ihm haben. Ich machte mich auf den Weg zu ihm nach Hause.
Die ganze Zeit kamen mir die schlimmsten Gedanken in den Kopf. Was wenn er danach total durchdreht und mich nicht mehr will? Ich durfte an sowas nicht mehr denken. Als ich ankam sah ich schon Serkan, der auf mich zu kam.

"Hey, ich wollte grade zu dir, um über etwas zu reden."

"Ich muss auch noch mit dir reden."

"Ok, gehen wir rein!"

Ich nickte und wir gingen rauf in sein Zimmer. Wir setzten uns beide auf seinem riesengroßen Bett hin. Plötzlich stieg in mir die Nervosität auf.

"Fang du an!", sagten wir beide gleichzeitig und mussten grinsen.

"Sag du zuerst!", sagte Serkan.

Ich atmete einmal tief ein und fing an zu sprechen.

"Also...es ist so...ich hoffe du wirst mich nicht dafür hassen aber..."

"Aber was?"

"Ich wurde vergewaltigt.", sagte ich so leise, wie ich nur konnte.

"WAS??!!"

"Ich will es nicht noch einmal wiederholen.", sagte ich und fing dabei an zu weinen.

"Wie? Wo? Wann ist es denn passiert und wieso hast du mir nichts gesagt? Ist es passiert als ihr weg wart?"

Ich schüttelte den Kopf und bekam kein Wort mehr heraus. Meine Kehle war wie zugeschnürrt. Er nahm mich in seine Arme und ich legte meinen Kopf an seine Brust und weinte meinen ganzen Frust aus.

"Es war damals als wir die Hochzeit geplant haben....es war dunkel und es war niemand da...dann...dann hat er mich....in eine Gasse gezogen und dort..."

Weiter konnte ich nicht reden und fing wieder an zu weinen. Serkan sagte nichts weiter und zog mich näher zu sich.

Als ich mich nach einer Weile wieder beruhigt hatte, brachte mir Serkan ein Glas Wasser. Ich trank es aus und er sah mich bemitleidend an.

"Warum hast du es mir nicht sofort gesagt? Wir wären dann auch zur Polizei gegangen."

"Ich konnte nicht. Ich hatte zu sehr Angst, dass du mich dann nicht mehr willst. Außerdem weiß ich nicht mal wer es war, er war maskiert."

"Ich liebe dich immer noch, Schatz. Du hättest mir es aber früher sagen sollen. Vielleicht war er es ja der, der mir den Brief geschrieben hat."

"Welchen Brief?", fragte ich neugierig.
"Den hier!", sagte er und gab mir ein Stück Papier in die Hand.

Ich las ihn mir durch und konnte nicht fassen, was da drin stand. Hat er wirklich mich damit gemeint?

"Als ich den Brief bekam, hatte ich Angst, dass du mich betrogen hast."

"Ich würde sowas nie tun. Ich wollte es ja auch nicht. Er hat mich bedroht, dass er mich umbringt."

"Ist schon in Ordnung. Du kannst nichts dafür. Aber ab jetzt gehst du nie mehr wieder alleine hinaus verstanden?"

"Verstanden."

Ich lächelte ihn an und umarmte ihn wieder. Wir ließen uns auf sein Bett fallen und legten uns nebeneinander hin. Ich sah ihm wieder in seine funkelnden Augen. Komisch irgendwie hatte ich auf einmal keine Hemmungen mit ihm zu kuscheln und auch keine Angst mehr vor seinen Berührungen. Vielleicht hatte ich auch die ganze Zeit nur Angst, da ich befürchtete, dass er herausfinden könnte, dass ich keine Jungfrau mehr bin. Ich war in dem Moment einfach nur froh ohne irgendwelche Hemmungen wieder mit ihm kuscheln zu können.

"Du bleibst heute bei mir. Ich lass dich nicht mehr aus den Augen."

"Dann muss ich aber vorher meinen Eltern bescheid sagen."

"Dann mach das!"

"Und was wenn sie mir es nicht erlauben bei dir zu bleiben?"

"Dann wär ich ganz traurig", sagte er und machte dabei einen traurigen Blick.

Ich schrieb meiner Mutter, dass ich bei Serkan bleibe und kurz darauf bekam ich eine Antwort mit einer Bestätigung. Ich legte mich wieder zu Serkan hin und wir kuschelten noch etwas. In seiner Nähe vergaß ich alles um mich herum und alles wurde um einiges schöner, wenn er dabei war. Immer wieder küssten wir uns, bis wir schließlich irgendwann einschliefen.

( Bearbeitet am 08.08.2015)

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