Kapitel 57

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Leylas Sicht

Wir saßen im Wohnzimmer und sahen fern. Mein Bauch war schon ziemlich gewachsen und meine Bewegung wurde dadurch eingeschränkt. Ich konnte vieles nur mit viel Mühe tun, wie zum Beispiel etwas vom Boden aufheben. Na ja, nicht mehr lang und ich kann mich wieder frei bewegen. Trotzdem hatte ich etwas Angst vor der Geburt. Es kommt einfach so plötzlich ohne jegliche Vorwarnung. Was wenn ich die Geburt nicht überstehe? Ich versuchte solche Gedanken auszublenden. Schließlich hatte das alles keinen Sinn. Ich aß gerade Chips, während Serkan von Sender zu Sender ging, um etwas interessantes im Fernsehen zu finden. Plötzlich empfand ich einen Schmerz im Unterleib. Er hielt nur kurz. Ich dachte mir nichts dabei, schließlich passierte das in letzter Zeit ziemlich oft. Ich widmete mich wieder dem Fernseher. Doch diesmal spürte ich auch noch etwas feuchtes auf mir. Und schon kamen die Schmerzen wieder. Ich schrie auf. Serkan wand sich sofort zu mir.

"Was ist los?"

"Ich glaub...meine Fruchtblase ist geplatzt."

"Wir müssen sofort ins Krankenhaus!"

Die Schmerzen waren unerträglich und sie wurden immer schlimmer. Ich konnte mich nur schwer auf den Beinen halten. Schnell stiegen wir ins Auto und fuhren mit voll Gas zum Krankenhaus. Die Fahrt dauert normal nur 10 Minuten bis dorthin. Trotzdem kam es mir vor wie eine Ewigkeit und es schien nicht mehr zu enden. Mir tat alles so schrecklich weh. Endlich kamen wir an und wir stiegen aus. Sofort kamen Krankenschwestern und brachten mich zu dem Geburtssaal. Die Schmerzen wurden immer schlimmer und schlimmer. Wieso muss das überhaupt so weh tun?

Serkan kam auch rein und hielt meine Hand. Ich befolgte den Anweisungen, die mir die Hebamme sagte. Dann geschah alles ziemlich schnell. Auf einmal hörte ich das Schreien eines Kindes. Das Schreien meiner Tochter. Jetzt wusste ich, dass die Qualen endlich ein Ende hatten. Ich atmete erleichtert aus. Die Ärzte wickelten sie in ein Tuch und legten sie in meine Arme. Sie war so schön. Ich lächelte und sah hinauf zu Serkan. Auch er schenkte mir ein Lächeln und wir betrachteten unsere Tochter. Ich küsste sie auf den Kopf und zog ihren Duft ein. Leider nahmen die Ärzte sie gleich wieder mit. Ich war froh, dass die Schmerzen endlich ein Ende hatten. Ich wurde in ein Zimmer gebracht, dort sollte ich mich ausruhen. Als ich im Bett lag war ich total erschöpft und konnte meine Augen nur schwer aufhalten. Ich schloss sie und fiel sofort in einen traumlosen Schlaf.

~~~~~~

Ich öffnete wieder meine Augen und erblickte Serkan. Ich sah mich um und bemerkte auch unsere Eltern. Auch Melisa und Furkan waren hier. Meine Mutter hielt unsere wunderschöne Tochter im Arm. Es war doch kein Traum gewesen. Wir hatten wirklich eine Tochter bekommen. Ich setzte mich auf und nahm mir mein Baby in die Arme. Sie war so süß. Ihre Augen waren geschlossen, dennoch bewegte sie ihre Arme hin und her.

"Wisst ihr schon wie sie heißen soll?", fragte uns Serkans Mutter.

Ich sah zu Serkan rüber und lächelte ihn an. Wir wussten genau, wie wir sie nennen wollten. Wir haben uns vor ein paar Tagen darauf geeinigt.

"Melek."

"Ahmet."

Alle fingen an zu lachen. Nur ich nicht. Ich schlug Serkan auf die Brust.

"Ich dachte sie ist ein Mädchen.", sagte Furkan und lachte.

"Nein, war nur Spaß. Wir werden sie Melek nennen, denn sie ist, wie ihr Name schon sagt, ein Engel."

Ja, genau das war sie. Sie war wie ein schöner Engel, der vom Himmel zu uns gekommen ist. Dieses Gefühl sein eigenes Kind in den Armen zu halten war einfach unbeschreiblich. Jetzt wusste ich wie es war Mutter zu sein. Und es war ein tolles Gefühl. Ich werde immer für mein Kind sorgen und es immer lieben.
Meine Mutter bekam schon Tränen in den Augen. Ich sah zu ihr und sagte ihr, sie soll nicht weinen.

"Ich musste nur daran denken, wie ich dich das erste mal in meinen Armen hielt. Nun hast du dein eigenes Kind bekommen. Wie schnell doch die Zeit vergeht."

"Bitte weine nicht, Mama! Es gibt nichts worüber man weinen muss. Du musst jetzt lachen!"

"Ihr werdet bestimmt tolle Eltern. Das weiß ich.", sagte sie noch und wischte sich ihre Tränen weg.

( Bearbeitet am 17.08.2015)

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