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POV: Steven // Sudden

"Oh, I don't want a lot for Christmas
This is all I'm asking for
I just wanna see my baby standing right outside my door..."

Der erste Tag des Monats Dezember war angebrochen; verdrossen lag ich zur Mittagszeit noch immer in meinem Bett und hörte der Musik aus dem Radio zu. Durch die leicht beschlagene Scheibe des Schlafzimmerfensters sah ich den Nebel; das Wetter zog mich allmählich runter, wie immer um diese Jahreszeit. Regelrecht quälte ich mich aus dem Bett und lief durch den Flur meiner Wohnung. Ich blieb stehen und blickte mich im Spiegel an der Wand an. Tief atmete ich durch und lief weiter, in die Küche. Eine halbe Pizza vom Vortag lag noch im Karton auf der Arbeitsplatte, direkt schob ich sie in die Mikrowelle und nahm aus meinem Kühlschrank eine Dose Red Bull. Auf dem Barhocker am Küchentresen ließ ich mich nieder, ich fühlte mich so antriebslos. - Wieder beginnt die Zeit der Liebe und mit wem verbringe ich nun meine Zeit? Meiner Switch? - Ich scrollte durch Instagram, als ich auf das Icon mit der Lupe tippte, wurden mir aktuelle Beiträge vorgeschlagen, von Seiten, die mich interessieren könnten. "Bitte?", ich rieb meine Augen und trank noch einen Schluck vom Red Bull. - Alligatoah... Wolke 7... Wer ist sie?... - "Das ist doch jetzt nicht der Ernst, fick doch jetzt nicht noch extra meinen Ko...", es klingelte an meiner Wohnungstür, immer noch bekleidet in Boxershorts und Tanktop lief ich wieder durch meinen Flur und öffnete meine Wohnungstür. Eine jüngere Frau mit einem natürlichen Make-up, blonden Strähnchen und einem Zelda-Pullover lächelte mich an. Mein starrer Blick lag auf ihr und ich begann ebenfalls zu lächeln.

"Oh Gott, tut mir leid. Habe ich Sie geweckt?", fragte sie erschrocken mit ihrer zarten Stimme, das Lächeln breitete sich über meinem Gesicht aus und ich schüttelte meinen Kopf. "Ähm... ich wollte fragen, ob Sie mir vielleicht helfen könnten? Ich bin Melina Wieczorek...", stellte sie sich vor und zeigte mit ihrem Finger nach oben. "Ich bin am vergangenen Wochenende in der Wohnung über Ihnen eingezogen und mein Sofa wurde jetzt geliefert, allerdings nur bis zur Bordsteinkante. Würden Sie das Sofa mit mir in meine Wohnung tragen?", fragte sie höflich. Ich starrte sie lächelnd mit großen Augen an. "Entschuldigung?", sie schnippte vor meinem Gesicht herum. "Was?!... Ähm... Klar... kein Problem...", aus dem Tagtraum erwacht, griff ich zu dem Haken, an dem mein Schlüsselbund hing und trat in den Hausflur. "Wollen Sie sich vielleicht etwas anziehen, draußen ist es ziemlich frisch.", lachte Melina mich an. Ich blickte an mir herunter, sah ihr ins Gesicht und lief rot an. "Stimmt... einen kleinen Moment, ich bin sofort wieder da.", sagte ich erfüllt vom Scham und verschwand wieder in meiner Wohnung. Auf dem Sessel in meinem Wohnzimmer lag noch mein blauer Hoodie vom Vortag und meine kurze graue Jogginghose, schnell zog ich mir die Sachen über.

"Ich bin übrigens Steven, für 'Sie' fühle ich mich noch zu jung.", lachte ich und zog die Wohnungstür hinter mir ran. Zusammen liefen wir die Treppen herunter. "Wieczorek... Ist das..."
"Polnisch... Matyssek dürfte doch auch aus der Ecke kommen, oder?", sie wurde rot.
"Ja, allerdings.", lachte ich.

Zusammen trugen wir das helle rosafarbene Sofa, welches in vier Teile zerlegt war, in die dritte Etage und setzten es in ihrem Wohnzimmer zusammen. "Sitzprobe!", sagte sie laut lachend und schmiss sich auf das nagelneue Polstermöbel. Melina setzte sich auf und forderte mich mit einem Klopfen auf, ebenfalls Platz zu nehmen. "Danke dir Steven, ich würde dir ja einen Kaffee anbieten, aber meine Küche kommt erst am nächsten Freitag. Meine Kaffeemaschine ist in irgendeinem der Kartons versteckt."

"Wenn du einen Kaffee möchtest, kann ich dir auch gern bei mir einen machen.", zwinkerte ich.
"Ach, ich will mich nicht aufdrängen.", Melina wurde schüchtern.
"Gut... Darf ich dir einen Kaffee anbieten, wie ich sehe, hast du noch keine Küche.", gespielt überrascht wies ich auf das leere offene Nebenzimmer hin.
"Wenn es keine Umstände macht.", sagte sie lachend, mit geröteten Wangen.

In meiner Wohnung sah sich Melina etwas um, während ich zwei Tassen mit Kaffee vorbereitete und im Schnelldurchlauf die Küche etwas aufräumte, in der Hoffnung, dass sie das nicht mitbekommen würde. Mit den beiden Tassen in der Hand drehte ich mich um und sie stand bereits im Türrahmen. "Ähm... fertig...", lachte ich und hielt die Tassen freudig etwas höher. Melina kam auf mich zu und nahm mir eine Tasse ab. "Dankeschön.", sagt sie höflich und setzte die Tasse an, um den ersten Schluck zu nehmen. "Keine Milch? Kein Zucker?", fragte ich, doch mit einem Kopfschütteln verneinte sie.

"Du hast ja deinen Adventskalender noch gar nicht aufgemacht, willst du denn nicht wissen, dass sich Glumanda hinter dem ersten Türchen versteckt?", lachte mich die Unbekannte an.
"Bitte?", mit großen Augen sah ich sie an.
"Oh, der Kalender im Wohnzimmer ist gar nicht deiner?"
"Doch, doch, der gehört mir, aber..."
"Ich habe den Gleichen bei mir oben, den konnte ich ja nicht bis irgendwann im Umzugskarton lassen." Auf dem Küchentresen stellte ich meine Tasse ab, lief ohne ein weiteres Wort in mein Wohnzimmer und öffnete das erste Türchen, des Adventskalenders. - Woher kommt diese Frau aus heiterem Himmel? - Ich hielt den kleinen Glumanda in der Hand und sah zur Tür, Melina kam mit beiden Tassen in das Wohnzimmer. "Was? Ich habe es dir doch gesagt...", lachte sie und stellte die Tassen ab.
"Woher kommst du so plötzlich?", wieder war ich starr und blickte sie einfach an.
"Cremlingen, um genau zu sein."

Wer Weiß - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt