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POV: Timi

"Ich bin gleich so weit! Meine Haare wollen gerade nicht so, wie sie eigentlich sollten.", rief Ena vom Badezimmer aus der oberen Etage. Noch einmal sah ich mich in dem Spiegel im Flur an und atmete tief durch. - Hut sitzt... Mantel und Schal.. Hemd ist auch zu... So Zigaretten habe ich... Hoffentlich hinterlasse ich auch einen guten Eindruck... Was ist, wenn sie den Altersunterschied schlecht reden... Vielleicht haben sie schon nach mir gegoogelt und denken, ich sei schlechter Umgang für Ena... Ach, das wird schon... vielleicht sollten wir Heisenberg ja doch mitnehmen, er kann uns bestimmt vor einer unangenehmen Situation bewahren... - "Bitte, was war los?", Ena hatte mich aus meinen Gedanken zurückgeholt und ich blickte sie nervös an. "Ich fragte, ob ich fahren soll?", sie zog ihre linke Augenbraue hoch und wartete auf eine Antwort von mir. "Ähm...", noch immer ordnete ich meine Gedanken. "Schatz? Bist du nervös?", fragte sie mich. "Ähm... Nee... Wie... Wie kommst du darauf?", lachte ich und kratzte mich am Hinterkopf. "Allein schon die Frage erklärt es. Du musst doch keine Angst haben, es sind nur meine Eltern.", Ena gab mir einen Kuss auf die Wange und strich sanft über die soeben liebkoste Stelle meines Gesichtes. "Babe, was ist, wenn ihnen der Altersunterschied nicht passt?", fragte ich und sah sie betrübt an. "Tim Weitkamp!", sie hielt mein Gesicht mit beiden Händen fest und sah zu mir hoch, direkt in meine Augen. "Jetzt reißen wir uns aber mal zusammen... Du tust mir so unglaublich gut und das werden auch meine Eltern sehen.", mit meinen Händen griff ich an Enas Hüften und zog sie in einen intensiven Kuss. "Okay mein Schatz, ich bin schon ruhig. Ich fahre!", zügig drückte ich ihr noch einen Kuss auf die Lippen, nahm meinen Autoschlüssel aus der Schale und wir machten uns auf den Weg nach Waake.

"Doch bin ich bei dir
Ist alles anders, alles inklusive mir
Du hast mich ein kleines bisschen repariert
Denn bist du da..."

Nach der über zweistündigen Fahrt parkte ich meinen Wagen vor dem in Elfenbein gestrichenem Haus mitten im Ort. - Jetzt gibt es kein Zurück mehr... - "Babe?", fragte Ena vorsichtig und legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel, sanft begann sie zu streichen. "Es sind nur meine Eltern, sie werden dich mögen, da bin ich mir ganz sicher.", über beide Wangen strahlte sie mich an und ihre Augen funkelten. "Du musst es ja wissen, meine Süße.", ich beugte mich zu ihr und gab ihr einen Kuss.

Wir liefen den gepflasterten Weg durch den Vorgarten, vor der Eingangstür sah Ena mich noch einmal an und begann wieder zu Lächeln. Sie klingelte und ihre Eltern öffneten uns die Tür. Das Ehepaar begrüßte ihre Tochter herzlich, mir standen sie sehr freundlich und offen gegenüber.

POV: Ena

"Ich würde eine rauchen gehen, kommt jemand mit?", fragte ich in die Runde.
"Danke Schatz, gerade nicht.", sagte Tim und küsste mich auf die Wange bevor ich aufstand. Mein Vater winkte ab und meine Mutter antwortete, indem sie in den Flur lief, um ihre Jacke zu holen.

Wir gingen zusammen auf die Terrasse, während mein Vater sich mit Tim weiter über die Weltmeisterschaft unterhielt. Mit gutem Gewissen zündete ich mir die Zigarette an und atmete zufrieden den Rauch aus. Meine Mutter sah mich aus dem Augenwinkel heraus an und begann zu sprechen.

"Ena meine Maus? Darf ich vielleicht nachfragen, wie alt Tim ist?", sie sah mich unsicher an und kaute leicht auf ihrer Unterlippe, bevor sie die Zigarettenschachtel aus ihrem Mantel zog.
"Tim ist neununddreißig.", leicht fielen mir diese Worte von der Zunge und ich grinste zufrieden.
"Bitte? Kind, der Mann ist zwei Jahre jünger, als dein Onkel und acht Jahre jünger, als ich... Das kannst du doch nicht ernst meinen?!", entgeistert sah sie mich an, ich war entsetzt über diese Aussage. "Er hat doch bestimmt auch schon eigene Kinder... Wie soll er da Zeit für dich finden?"
"Mom... Ist gerade dein einziges Problem? Ja, Tim hat bereits zwei Kinder, die habe ich auch schon kennengelernt und ich kann sehr gut mit ihnen umgehen. Du weißt genauso gut wie ich, dass ich nie nach einem älteren Mann für mich gesucht habe, aber ich liebe Tim. Es war, wie bei Papa und dir. Wir haben uns gesehen und uns verliebt. Selbst, wenn er noch zehn Jahre älter wäre, hätte mich das bestimmt nicht von dieser Beziehung und meinem Glück abgehalten.", sie sah mich mit geweiteten Augen an und drückte die Zigarette in den Ascher.
"Na, ob das so lange gut geht... Habt ihr euch denn schon mal Gedanken über die Zukunft gemacht, in der kurzen Zeit?", meine Mutter zog sich eine weitere Zigarette aus der Schachtel.
"Über Kinder noch nicht, ich muss ja auch erstmal einen neuen Job finden, wobei ich mir auch noch unschlüssig bin."
"Das ist doch vernünftig. Kommst du mit dem Arbeitslosengeld hin?", meine Mutter klang besorgt.
"Ich habe ja auch noch meine Ersparnisse, aber ich werde im neuen Jahr zu Tim ziehen, das ist für mich günstiger und dann habe ich immer noch Zeit mich zu entscheiden, was ich beruflich machen möchte."
"Ich habe mich wohl gerade verhört? Du willst bei ihm einziehen? Jetzt schon? Du kannst doch auch wieder zu uns kommen, dann habe..."
"Nein... das Thema hatten wir schon oft, besser gesagt seit dem Tag, an dem ich ausgezogen bin. Ich ziehe nicht wieder bei euch ein... Tim hat es mir selbst angeboten und mir auch meine Bedenkzeit gegeben, ich habe auch mit Jessie darüber gesprochen und du weißt auch, wie misstrauisch sie ist. Ich ziehe zu Tim nach Bielefeld, Punkt!", wieder zog ich eine Zigarette aus meiner Schachtel.

Die Tür der Terrasse öffnete sich und mein Vater kam mit Tim zu uns. "Ena, da hast du dir wirklich einen guten Kerl herausgesucht.", mein Vater drehte seinen Kopf zu Tim. "Aber mein Junge, behandle meine Prinzessin bitte gut, sie ist mit das Wichtigste, was ich habe.", mein Vater legte Tim seine Hand auf die Schulter und sah ihn mit einem zufriedenen Blick an. "Das verspreche ich dir, Frank... und dir sowieso Elisa.", meine Mutter nickte Tim mit zusammengepressten Lippen zu und drückte den Stummel der Zigarette in den Ascher. 

Wer Weiß - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt