-11-

47 4 1
                                    

POV: Steven // Sudden

Mit meiner Switch in den Händen lag ich auf meinem Sofa und steuerte Link über die kleinen Joysticks durch den Wolkenhort, so ließ ich den Samstagabend ausklingen. Die vergangenen Tage waren sehr ruhig, mäßig plante ich meine kleine Geburtstagsfeier. Mein Blick schweifte auf mein Handy, welches ich vom Couchtisch nahm. -19:46 Uhr- Laut atmete ich aus und widmete mich wieder meiner Switch. Es verging etwas Zeit, bis es an meiner Tür klingelte. Ich pausierte das Spiel und legte die Konsole beiseite.

"Hey...", als ich die Tür meiner Wohnung öffnete, lächelte mich Melina an, ihre Augen trugen noch immer einen traurigen Blick. "Ähm... Also meine Küche wurde ja gestern aufgebaut und ich weiß, es ist auch etwas spät für einen Kaffee, aber darf ich dich auf ein Abendessen einladen?"
Ich freute mich sehr, dass sie vor meiner Tür stand, aber ich wollte dennoch antworten. Die letzten Tage, hatte ich mir Gedanken gemacht, warum sie sich nicht öffnen würde und was der Grund, der gewählten Distanz war.
"Hey, sehr gern sogar. Was gibt es denn?", fragte ich neugierig nach. - Vielleicht erzählt sie etwas von sich. -
"Was ich am besten kann... Spaghetti Bolognese.", lachte sie.

~*~

Wir saßen am Esstisch in der großen Küche von Melina und genossen stillschweigend, das Essen, welches sie gekocht hatte. Ab und an warfen wir uns ein kleines Lächeln zu, sonst herrschte absolute Ruhe. Während sie gekocht hatte, habe ich die Zeit genutzt und mich ebenfalls etwas in ihrer Wohnung umgesehen. - Soll ich jetzt gleich mit der Tür ins Haus fallen? -

"Du hast es dir wirklich schön gemacht hier, ist bestimmt ein gutes Gefühl nicht mehr zwischen den ganzen Kartons leben zu müssen.", ich versuchte ein Gespräch zu beginnen und über ein improvisiertes Dekoobjekt, die mir angehäuften Fragen klären zu können.
"Auf jeden Fall. Schön, dass es auch anderen gefällt." - Na los, mehr wie rausschmeißen kann sie dich nicht. -
"Diese Vase, auf deiner weißen Kommode finde ich sehr schön... Ehle produziert wirklich gute Sachen...", ich sprach geradeheraus. Was auch immer es war, ich wollte wissen, was mit ihr los war. Melina ließ ihre Gabel auf den Teller fallen und sah mich mit großen Augen an. "Was denn? Über die Firma wurde auch die Bong von Trailerpark produziert." Die Nervosität stand ihr ins Gesicht geschrieben, sie suchte nach einem Ansatz. "Ist alles gut?"
"Schockt dich das nicht?", fragte sie mich leise.
"Was meinst du? Dass du kiffst? Der Geruch stieg mir in die Nase, als du mir an Nikolaus die Tür geöffnet hattest, aber jetzt kann ich ihn auch wirklich zuordnen. Ich hab da eindeutig schon anderes konsumiert." Noch immer lag ihr erschrockener Blick auf mir. "Melina, was ist los mit dir?", ich legte ebenfalls die Gabel auf dem Teller ab, lehnte mich auf dem dunklen Holzstuhl zurück und verschränkte meine Arme vor der Brust. Erwartungsvoll sah ich Melina an, stumm rümpfte sie die Nase und räusperte sich.
"Steven... Wir kennen uns doch kaum...", sie versuchte die Situation wegzulächeln. Mit der Gabel begann sie auf dem Teller herumzustochern und fokussierte ihren Blick darauf.
"Melina, ja, wir kennen uns kaum, aber glaubst du, dass ich mit jedem Nachbarn vermehrt Kaffee trinke? Du standest vor mehr als einer Woche mit diesem Funkeln in deinen Augen vor mir und jetzt... Jetzt sehe ich nur Leere und Trauer...", eine Träne lief ihr aus dem Auge.
"Gib mir bitte einfach Zeit... Ich mag dich wirklich sehr, aber ich kann dir von mir einfach noch nichts erzählen... Wenn du das nicht akzeptieren willst, kann ich das auch verstehen..." Melina wirkte verletzt und unglaublich verloren; mit meinen Händen nahm ich ihre freie Hand, die auf dem Tisch lag.
"Du bist mir auch unglaublich sympathisch geworden und ich verspreche dir, dass du jederzeit auf mich zukommen kannst."

POV: Davi

Es hatte mir keine Ruhe gelassen, ich wusste, dass mir die Büroarbeiten der Werkstatt eine Last werden würde. - Bürokratie und ich? Zahlen und ich? - Dass ich an einem Samstag, zum späten Abend, wieder in die Werkstatt fahren würde, hätte ich selbst nie gedacht. Ich wollte Jessica auch nicht enttäuschen, da sie es mir von Anfang an zutraute, dass ich die Werkstatt alleine leiten könnte.

Ich schloss die Werkstatt auf und lief geradewegs die Metallstufen zum Büro hinauf. Das letzte Mal, als ich hier effektiv länger als zehn Minuten verbracht hatte, war bei dem Gespräch, als es um die Teilhaberschaft ging. Mit leichten Bauchschmerzen öffnete ich die Tür. Noch nie hatte ich mich so genau umgesehen, wie in diesem Augenblick. Ich stand im Türrahmen und ließ meinen Blick durch das Büro schweifen. Auf dem Sideboard aus Eiche an der linken Wand, hatte Jessica einen kleinen Weihnachtsbaum aufgestellt. Daneben waren vier schwarze Briefablagen gestapelt. Im Groben, wusste ich über das Ordnungssystem von ihr Bescheid. - Theoretisch ist die oberste Ablage für Post, welche nicht bearbeitet war. Dazu zählten für Jessica auch Rechnungen, welche noch nicht beglichen waren. Darunter müsste der Postausgang sein... Aber die anderen... -

Langsamen Schrittes betrat ich, mit einem lauten Atemzug, das Büro. Ich öffnete nach einander jede Tür des Sideboards, um mich vor Jessica nicht vollkommen zu blamieren. Nach fast zwei Jahren, die ich sie kannte, malte ich mir schon aus, wie meine Einarbeitung im Büro aussehen würde. Sie würde mir sagen, was wo ist und würde mich ab und an mal in das Büro zitieren, mit den Worten 'Das ist jetzt für eine Stunde dein Problem.'. Ich würde Jessica als Arbeitgeberin nicht schlecht reden, sie erklärte jedem mehr als genug und auch so oft sie müsste, aber das Büro muss laufen, sonst ist die Fassade für die Katz. Von Anfang an müsste ich in diesen vier Räumen funktionieren. Ich schlug meine Hände über meinem Kopf zusammen und versuchte, meine Gedanken zu sortieren. 

Wer Weiß - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt