-16-

36 4 1
                                    

POV: Davi

"Danke Phil, ach... gib' die Post gleich her.", die letzte Arbeitswoche des Jahres war angebrochen, ich musste meinen inneren Schweinehund besiegen und das Büro schmeißen. Die ganze letzte Woche war ich nur in diesem Raum, um mal das ein oder andere Angebot zu schreiben und um Poststapel zu erstellen.
Es türmte sich einiges, zumal wir mittlerweile viel mehr Lieferanten hatten. Viele bekamen manche Teile nicht ran oder die Qualität der Werkzeuge hatte nachgelassen. Ich saß auf dem schwarzen ledrigen Chefsessel und blickte nervös die Papiere an, ebenfalls explodierte beinahe das E-Mal-Postfach. - Wie soll denn hier noch einer durchsehen? -
Zum Ersten nahm ich mir den Stapel mit den Rechnungen vor, um nach und nach die offenen Rechnungen beim jeweiligen Kreditor begleichen zu können. Nachdem ich den Stapel durchweg sortiert hatte, klopfte es an der Holztür des Büros? "Jo!"

"Hey Davi, ist Jessie gar nicht da?", Ena kam mit einem Kaffeebecher in der Hand in das Büro gelaufen und schloss hinter sich die Tür.
"Ihr seid beste Freunde, weißt du nicht, dass sie krank ist?", lachte ich leicht.
"Was? Nein, das wusste ich nicht, wir hatten letzte Woche keinen Kontakt weiter, ab und an haben wir nur mal ein paar Reels auf Instagram geteilt. Das erklärt, weshalb sie so übermäßig viel am Handy war. Na ja... jedenfalls zum Ende der Woche, die ersten Tage habe ich ja wirklich gar nichts von ihr gehört."
"Sie hat eine Mandelentzündung, ihr Freund hatte noch am Montag den Krankenschein aus Berlin gebracht. Er wollte Jessica nicht hier herfahren lassen, weil es ihr so schlecht ging und hat für sie Sachen aus der Wohnung geholt."
"Und das hat sie sich so einfach sagen lassen? Wahnsinn, dann ging es ihr wirklich dreckig, aber Lukas kümmert sich ja anscheinend sehr gut um sie."
"Denke doch...", sagte ich und schweifte mit meinen Augen wieder über den Berg auf dem Schreibtisch.
"Kann man dir irgendwie helfen? Du siehst aus, als wärst du überfordert.", Ena blickte mich an und ich erklärte ihr mein allgemeines Problem mit der Arbeit im Büro.

POV: Jessica

Lukas schloss die Tür seiner Wohnung auf und wir trugen die vielen Tüten mit den Geschenken hinein, im Flur stellten wir diese erstmal ab. Nachdem wir uns den Winterjacken entledigt hatten, begab ich mich in sein Schlafzimmer, da ich mich wieder umziehen wollte. "Du hattest recht, die frische Luft tat wirklich gut, aber ich bin jetzt so fertig.", lachte ich ihn an. Lukas lehnte im Türrahmen und warf mir einen lasziven Blick zu. "Hast du meine Sachen vorhin schon in die Waschmaschine geräumt? Die wollte ich jetzt eigentlich wieder anziehen.", mit einem leichten Lachen stand ich vor der Seite des Bettes, auf der ich schlief und hielt meinen bereits ausgezogenen olivgrünen Pullover in den Händen. "Ja, ich wusste nicht, dass du die Sachen nochmal anziehen möchtest.", sagte er und verschränkte seine Arme. "Ach alles gut, danke.", sagte ich, während ich den Pullover zusammenlegte.
Lukas kam zu mir und zog mich kraftvoll an sich heran. "Du musst dich auch nicht sofort umziehen.", sagte er und küsste mich fordernd. Seine Hände fanden sich an dem Verschluss meines BHs wieder.

~*~

Verschwitzt ließen wir voneinander ab und ich ließ mich in den Arm von Lukas fallen. Sanft strich er mir über meinen Rücken und ich über seinen Oberkörper bis zu seinem Bauch herunter. Eine Weile lagen wir einfach nebeneinander und genossen diese Zweisamkeit, welche uns in den vergangenen Tagen durch meine Tonsillitis gefehlt hat. Zwar verbrachten wir die Zeit zusammen in einer Wohnung, küssten uns und schliefen nebeneinander, aber es war nicht dasselbe. "Danke, dass du dich so um mich gekümmert hast, mein Schatz.", sagte ich und sah Lukas in die Augen; dieser hatte bereits seinen Kopf zu mir gedreht. "Dafür musst du mir doch nicht danken, das ist doch selbstverständlich.", er drehte sich vollends zu mir, auf die Seite und strich mir über die Wange.
"Ich glaube nicht, dass es mir jemals so schnell besser ging, wenn es mich so aus dem Rennen genommen hatte.", Lukas lächelte und küsste mich leidenschaftlich.

Mittlerweile war der Abend angebrochen, ich verpackte die ersten Geschenke, darunter auch das Geburtstagsgeschenk für Steven. Lukas bereitete gerade das Essen in der Küche zu. Ich faltete gerade das Geschenkpapier, dessen Aufdruck an die Galaxie angelehnt war, an der Kante des Kartons, als mein Handy neben mir zu klingeln begann.

"Na Davi, alles gut so weit?", fragte ich und stellte das Gespräch auf den Lautsprecher, um weiter an der Geschenkverpackung arbeiten zu können.
"Grüß' dich Schnief, wie geht's dir?", lachte er.
"Von welchem Spaßvogel hast du denn eine drauf bekommen? Aber danke, mir geht es so weit wieder recht gut."
"Das ist super... du Jess... ich habe eine grandiose Idee, die mir und auch einer für dich sehr wichtigen Person sehr gut helfen kann?", unglaubwürdig sah ich den Bildschirm meines Handys an, auf dem Davis Name angezeigt wurde.
"Ich höre...", sagte ich knapp.
"Ena war heute in der Werkstatt und hat nach dir gefragt. Reiß mir jetzt jedenfalls erstmal nicht den Kopf ab, aber...", ich ließ vom Präsent ab, stellte den Lautsprecher aus und hielt mir das Handy an mein Ohr. "Ich war, wie zu erwarten, mit dem Büro überfordert."
"Och Davi... Was soll denn das, ich kann mir doch jetzt nicht schon wieder deswegen den Kopf..."
"Ganz ruhig braune... Ena hat mir unter die Arme gegriffen und das viel besser als ich dachte. Sie hat mir auch beiläufig erzählt, dass sie auf Jobsuche ist."
"Du willst Ena, als deine Tippse, damit du dich nicht mit dem Scheiß auseinandersetzen musst?", fragte ich genervt.
"Wenn du das so sagst, klingt das wirklich mies. Ich wollte dich fragen als Chefin, ob du dir vorstellen könntest, dass deine beste Freundin, die Bürokratie des Standortes in Göttingen übernimmt.Es war an sich keine schlechte Idee, mir blieb aber auch der wohl feststehende Umzug nach Bielefeld im Hinterkopf.
"Das klingt an sich gut, ich überlege mir alles und du wirst noch früh genug, von meiner Entscheidung erfahren.", sagte ich freudig.
"Super, dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend, Jess.", bevor ich etwas sagen konnte, legte Davi auf.

"Was war das denn, bitte?", rief Lukas aus der Küche.
"Meine Entscheidung wegen morgen, ich komme mit nach Braunschweig.", antwortete ich und widmete mich wieder dem Geburtstagsgeschenk für Steven. In meinem Kopf legte ich mir einen Plan zurecht, für die wohl ausgeschriebene Stelle, und wie ich Ena darauf ansprechen würde. 

Wer Weiß - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt