-35-

38 4 1
                                    

POV: Melina

"Hey... Melina... Süße...", mitten in der Nacht rüttelte Steven an meinen Schultern, um mich zu wecken. Meine leicht geschwollenen Augen schmerzten beim Öffnen und meine Stirn war feucht, mein Herz raste. "Hast du schlecht geträumt? Du hast stark gezittert und es klang, als würdest du weinen.", sagte er ruhig und erleuchtete sein Schlafzimmer, indem er die Lampe auf seinem Nachttisch einschaltete. Ich setzte mich auf und strich mir über die schweißnasse Stirn. "Ich weiß es nicht... Ich... Ich kann dir nicht mal sagen, ob ich geträumt habe... Ich kann mich die ganze Zeit nur an ein schwarzes Bild erinnern.", ich winkelte meine Beine an, stützte meine Arme auf meine Knie und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Steven rutschte näher und zog mich fest in seinen Arm. "Spätzchen, ich wünschte, ich könnte dir dein Laster etwas abnehmen, aber...", begann er zu sprechen, den Satz ließ ich ihn allerdings nicht beenden. "Ich will nicht, dass du mir irgendwelche Laster abnimmst. Du bist einfach da und seitdem geht es mir besser.", sagte ich, während mir vereinzelt kleine Tränen über die Wangen liefen. Steven gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn und hob mein Kinn mit seinem Zeigefinger. "Du bereicherst mein Leben genauso.", sagte er mit beruhigender Stimme. "Darf ich dir ein Glas Wasser bringen?", ich nickte und Steven begab sich aus dem Schlafzimmer, in seine Küche. Ich lehnte mich gegen das gepolsterte Kopfteil des Bettes und versuchte mein Gesicht von den getrockneten Tränen zu befreien. Augen reibend kam Steven zurück in das Schlafzimmer, er stellte das Glas mit dem kalten Wasser auf dem Nachttisch ab und setzte sich auf die Bettkante. "Kann ich noch etwas für dich tun?", ein besorgter Blick war in seinen Augen zu sehen, dennoch umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen. "Nein, alles gut, danke dir. Ich werde nur mal schnell hochgehen und mich umziehen, das Shirt ist komplett durch.", sagte ich und zog etwas an dem roten, mittlerweile kaltem, nassen Shirt herum. Steven stand auf, griff in seinen Kleiderschrank und stellte sich grinsend mit einem entfalteten Shirt vor das Bett. "Ist das in Ordnung?", grinste er leicht. Etwas erheitert nahm ich ihm das graue Shirt ab, auf dem eine Art Kaugummiautomat abgebildet war, gefüllt mit Pokébällen. Mit einem Nicken nahm ich es ihm ab, er entschuldigte sich in das Badezimmer und ich zog mich um. Ich sah noch kurz auf mein Handy, das auf dem Nachttisch lag. - Samstag, 07. Januar 2023, 02:46 Uhr - Auf dem Bildschirm sah ich eine Nachricht von Ena, welche eingegangen war, als wir schon geschlafen hatten.

"Hey Liebes,
wollen wir uns vielleicht nächste
Woche mal auf einen Kaffee treffen?"

Steven kam gerade aus dem Badezimmer zurück und ich würde ihr später antworten. Er legte sich wieder in das Bett und erkundigte sich, ob bei mir so weit alles wieder in Ordnung wäre. Ich erklärte ihm, dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit eine leichte Panikattacke hatte, hervorgerufen durch die bereits eintretenden Entzugserscheinungen. Gespannt und leicht ängstlich hörte mir Steven zu und kratzte sich wortlos am Kopf. Er wirkte leicht überfordert mit der Situation, aber egal wie groß auch meine Angst in der Hinsicht war, er schaffte es, dass ich mich besser fühlte.
Schützend legte er seinen Arm um mich und zog mich fest an sich heran. An meiner Stirn spürte ich seinen warmen Atem und das sanfte Streicheln über meinen Rücken ließ mich schlussendlich einen ruhigen Schlaf finden.

POV: Steven // Sudden

- Wenige Tage nach dem Absetzen können grippeähnliche Beschwerden, Unruhe, Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Albträume, Schwindel, Kopfschmerzen, Gefühlsstörungen... - Mit einer Zigarette in der Hand stand ich auf dem Balkon meiner Wohnung und las mir im Internet verschiedene Artikel über Entzugserscheinungen von Thymoleptika durch. Melina's Panikattacke von letzter Nacht beunruhigte mich, was wäre, wenn die nächste schlimmer wäre und ich sie nicht so leicht beruhigen könne? Ich drückte den Glimmstängel in den Ascher und öffnete die Tür des Balkons, um in das Wohnzimmer einzutreten.
- Betroffene geraten dadurch in einen Teufelskreis der Angst, in dem sich die Angstgefühle und die körperlichen Symptome gegenseitig verstärken. Kennzeichen einer Panikattacke sind ihr plötzliches Auftreten und... - Beenden konnte ich den Artikel nicht, da es an der Wohnungstür schellte. Melina war zum Duschen nach oben gegangen, doch eben sie klingelte bei mir. "Kann ich bei dir duschen? Ich glaube, mein Durchlauferhitzer ist im Arsch.", mit nassen Haaren stand sie im Hausflur, in ihrer Hand hielt sie ihr Duschgel und ein Handtuch. "Du hast es aber nicht herausgefunden, als du bereits das Wasser laufen hattest, oder?", fragte ich sie. Melina begann leicht zu lachen und sah mich mit großen Augen an. "Komm rein, du weißt ja, wo das Bad ist.", ich öffnete weiter die Tür zu meiner Wohnung und erhaschte mir einen zärtlichen Kuss. Melina lief dankend in mein Badezimmer und schloss die Tür; sie begann Musik zu spielen und fing an, den Text mitzusingen.

"Don't know if you get it ′cause I can't express how thankful I am
That you were always with me when it hurts, I know that you understand..."

Mit meinem Handy in der Hand saß ich auf meinem Sofa, noch immer informierte ich mich im Internet. Nach einiger Zeit kam Melina aus dem Badezimmer, um ihren Körper war ihr Handtuch gewickelt, ihr noch handtuchfeuchtes Haar fiel über ihre Schultern. Mit geröteten Wangen sah ich sie an und schluckte. "Soll ich das Fenster im Bad noch kippen?", fragte sie und ich nickte stumm. "Ist... Ist alles in Ordnung?", fragte sie vorsichtig. "Du... Ähm... Machst es mir gerade wirklich schwer...", antwortete ich erregt. Melina kam auf mich zu, hob meinen Kopf mit ihrem Zeigefinger, unsere Lippen vereinten sich zu einem leidenschaftlichen Kuss. "Du sagtest doch, dass ich das Tempo vorgeben soll.", flüsterte sie in mein Gesicht und ich nickte. Langsam ließ Melina das Handtuch auf den Boden sinken und ich sah sie stumm an. Mit einem lasziven Blick sah sie mich an, ich zog Melina auf meinen Schoß und begann sie weiter zu küssen. "Du bist wunderschön, mein Engel.", hauchte ich auf ihre Lippen und küsste mich sanft an ihrem Hals herab.

Wer Weiß - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt