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POV: Melina

Ich lag in einer weißen Wiege, als ich meine Augen leicht öffnete. Vor Schreck wurde ich wach und begann zu weinen. Verschwommen sah ich, am gespannten Himmel der Wiege, das Mobile hängen. Durch das leichte Licht im Raum konnte ich unter Tränen das Schäfchen in der Mitte wahrnehmen, welches umgeben war von seitenweise zwei Wolken und zwei Sternen. Ich schrie lauter. Was war das gewesen, was mich so erschreckt hat? Ein Schatten näherte sich meiner Wiege und ein vertrauter Mann blickte mich an. Er steckte mir meinen Schnuller in den Mund und strich mir sanft über den Bauch, bis ich wieder eingeschlafen war. "Komm schon, Malcolm, wenn ich mich beleidigen lassen möchte, dann gehe ich nicht in die Schule, sondern zu meinem Oboenlehrer.", nahm ich wahr, als ich wach wurde. Langsam öffnete ich meine Augen, auf meinem rosafarbenen Sofa in meinem Wohnzimmer, fand ich mich unter der weichen Wohndecke wieder. Erleuchtet wurde der Raum durch das grelle Licht des Fernsehers und die flackernden Kerzen auf dem Couchtisch. Langsam setzte ich mich auf und mein Blick schweifte durch den Raum. Ich trank einen Schluck vom kalten Früchtetee, welcher noch auf dem Tisch stand und sah zum Fenster. Es war dunkel, draußen und leise konnte man den Wind hören, der durch die Straßen zog. Über die Fernbedienung schaltete ich den Fernseher aus, nur noch die Kerzen leuchteten. Ich griff nach meinem Handy und sah eine Nachricht von Steven, bereits vor zwei Stunden war er wieder in seiner Wohnung angekommen. Er hatte sich mit Duff in einer naheliegenden Bar getroffen, ich entzog mich der Runde, um die Ruhe vor dem Sturm noch etwas genießen zu können. - Sollte ich noch zu ihm heruntergehen? - Ich entschloss mich gegen meine gedachte Frage.

In meinem Schlafzimmer öffnete ich die oberste Schublade der weißen Kommode und nahm eine kleine Schatulle aus Mahagoni heraus. Ich hob den Deckel ab und zum Vorschein kam eine kleine Plastiktüte, gefüllt mit zwei grünen Knollen, eine Packung Tabak und Longpapes mit Tip.
Mit dem fertigen Joint in der Hand lief ich in den Flur, um meine Jacke zu holen. Von der Kommode unterhalb des Spiegels nahm ich meine Kopfhörer und setzte mich auf den Balkon, um den Dübel zu rauchen.

"Ich bin meist scheiße drauf
Drei kilo Weed hab ich geerntet, deins hab ich geraucht
Die Sonne scheint und alles färbt sich grau
Im Herzen auch..."

Nachdem ich in aller Ruhe den Joint genossen hatte, begab ich mich in mein Schlafzimmer und legte mich in mein Bett. Nach langem Kopfzerbrechen fand ich bei Tagesanbruch meinen Schlaf.

~*~

"Meine kleine Maus, es tut mir in der Seele weh, dich zurückzulassen. Aber bei deiner Mutter bist du in besseren Händen. Ich verspreche dir, dass wir uns eines Tages wieder sehen.", ein sanfter Kuss traf meine Stirn und er strich mir über meine zarte Wange. Ich saß in meinem Kinderbett und blickte ihm nach, bis ich nicht mal mehr seinen Schatten im Flur sehen konnte. Er verließ die Wohnung, die Tür fiel durch einen Windzug lauter in das Schloss. Ich schreckte hoch, wieder hörte ich ein hartes Klopfen, gefolgt von dem Klingeln an der Wohnungstür. Von der Mitte des Bettes rutschte ich an den Rand, stieg in meine flauschigen Hausschuhe und zog mir, nach einem Blick in den Spiegel, meine Jogginghose an, da ich nicht in Shirt und Slip an die Tür gehen wollte. Verschlafen öffnete ich die Tür zu meiner Wohnung und Steven fiel mir um den Hals. "Oh mein Gott...", gab er erleichtert von sich und drückte mich näher an sich heran. "Hase? Was ist denn... Kannst du vielleicht nicht so..", er ließ von mir ab und legte seine Hände an meine Hüfte, ein zarter Kuss traf meine Stirn. Ein Räuspern erklang und ich sah zur Wohnungstür, Tim stand noch im Hausflur und ich sah ihn fragend an. "Ich hatte ihn vor etwas über zwei Stunden angerufen, du hast nicht aufgemacht und ich wusste nicht, ob du unterwegs bist. Meine Nachrichten kamen alle nicht bei dir an.", sagte Steven. "Wollt ihr vielleicht erstmal reinkommen und etwas trinken, dann kann ich das alles erklären."

Tim und Steven nahmen in meinem Wohnzimmer Platz, in der anliegenden Küche bereitete für mich einen Kaffee vor. Aus dem Hängeschrank über der Spüle nahm ich zwei Gläser und stellte diese zusammen mit einer Flasche Zitronenlimonade auf dem Couchtisch vor den Jungs ab. Mit meinem schwarzen Kaffee kam ich in das Wohnzimmer und setzte mich auf den Schenkel meines Sofas, erwartungsvoll sahen mich die beiden Rapper an. "Also Süße, was war los?", fragte Steven. "Ich habe geschlafen und wie ich eben gesehen habe, ist wohl der Akku von meinem Handy leer.", sagte ich kurz. "Ist das alles? Melina, ich weiß deine Gastfreundschaft sehr zu schätzen, aber dafür hast du uns doch nicht hereingebeten, oder?", Tim nahm die Limonade vom Tisch und goss sich etwas in das Glas ein, was vor ihm stand. "Naja... Ach ich weiß auch nicht, meine Hirngespinste mal wieder.", winkte ich ab. Steven sah mich ungläubig an und begab sich in das Badezimmer. "Mel... Fang nicht an deine Depressionen mit dem 'Hirngespinst' runterzuspielen, wenn du nicht darüber reden willst, musst du es sagen.", Tim strich mir über meine Schulter und sah mich durchdringend an, stumm nickte ich und sah ihm in seine Augen. 

Wer Weiß - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt