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POV: Steven // Sudden

Melina kam an Heiligabend noch mit zu mir, da wir uns entschlossen hatten einen Film zu schauen. Im Endeffekt haben wir davon nicht viel mitbekommen, da wir uns besser kennenlernen wollten und den ganzen Abend geredet haben. Am nächsten Morgen wachten wir auf meinem Sofa auf, Melina lag mit ihrem Kopf auf meinem Schoß, während ich wohl im Sitzen eingeschlafen war. Wir hatten uns am nächsten Morgen entschieden, für heute, den 27.12., beim Chinesen noch kurzfristig einen Tisch zu reservieren.

Nachdem ich den Stuhl, auf dem ich saß, an den Tisch herangeschoben hatte, holte ich von der Garderobe unsere Jacken. Melina wartete am Tisch, in ihrer Hand hielt sie ihre kleine Tasche. Ich zog meine Winterjacke über und kam mit ihrem Mantel auf sie zu, legte ihr den Mantel über und wir verließen die Lokalität. Nebeneinander liefen wir durch die von Laternen erleuchteten Straßen Braunschweigs. Melina ergriff nach einer kurzen Zeit meine Hand und sah mich mit geröteten Wangen an. "Danke für die Einladung, Steven.", sagte sie ruhig. "Sehr gern. Danke für das schöne... Date.", sagte ich vorsichtig.
"Ich fand es auch sehr schön, Steven.", mit funkelnden Augen sah sie zu mir. Melina gab mir ein wohles Gefühl, mit ihrer Art und ihrem Wesen hatte sie es geschafft, einiges vergessen zu lassen. Dass ich Angst hatte, Grenzen bei ihr zu überschreiten, war kein Geheimnis; ich hatte es ihr auch bereits gesagt. Doch dieser Moment sollte mit einem Kuss enden. Unter einer warm-weiß leuchtenden Laterne blieb ich stehen und zog Melina an mich heran. Meine Hände lagen an ihren Hüften, ihre lagen an meinem Brustkorb. Ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab und ihre grün-blauen Augen spiegelten diese Zufriedenheit wider. Langsam näherten sich unsere Gesichter, bis meine Lippen auf ihre trafen. Dieser zärtliche, aber leidenschaftliche Kuss fühlte sich an, wie die Symptome eines Drogenrausches. In diesem Moment krempelte Amors Pfeil mein komplettes Innenleben um. Wir beide lächelten glücklich in diesen Kuss, bis wir uns voneinander lösten. Ich legte meine Stirn an ihre, das glückliche Lächeln wich nicht eine Sekunde. "Steven?", wisperte sie. Melina löste ihre Stirn von meiner und sah mir wieder in meine Augen. "Ich... Ich glaube, ich bin dabei, mich in dich zu verlieben.", sagte sie ruhig. Mit diesen Worten von ihr stiegen meine Hormone in die Achterbahn. "Mir geht es da nicht anders.", sagte ich geradeheraus zu ihr. Sie hob ihren Kopf und stellte sich auf die Zehenspitzen, um sich noch einen Kuss von mir zu erhaschen. Fest zog ich sie an mich.

Wir kehrten bei mir ein, um den Abend ausklingen zu lassen. Mit zwei Flaschen Bier kam ich aus der Küche in mein Wohnzimmer gelaufen. Melina saß im Schneidersitz auf meinem Sofa und hatte es sich bereits mit Kissen und einer Decke bequem gemacht. "Bitteschön.", ich reichte ihr eine Flasche des Gerstensaftes. "Magst du etwas Musik hören oder einen Film schauen?", fragte ich, bevor ich mich zu ihr setzte. "Klingt zwar altmodisch, aber du kannst ja das Radio anmachen.", mit einem leichten Schmunzeln, folgte ich dieser Idee und setzte mich anschließend zu ihr.
"Steven?", begann sie zu sprechen, während sie nervös das Etikett der Flasche löste. "Darf ich dich was fragen? Also du kannst auch nein sagen, aber es würde mir damit wahrscheinlich besser gehen."
"Frag doch erstmal, bevor du versuchst meiner Antwort zu widersprechen.", sagte ich leicht lachend, um sie etwas aufzubauen, sie wirkte sehr bedrückt.
"Mein Halbbruder hat heute Morgen angerufen, würdest du mich am achtzehnten Januar zu der Beisetzung meiner Oma begleiten? Ich weiß, du kennst da keinen weiter, aber ich... mir würde es an dem Tag besser gehen, wenn du dabei wärst.", mit meinem Zeigefinger hob ich ihren Kopf und strich ihr mit meinen Daumen die Träne von der Wange, welche gerade aus ihrem Auge gelaufen war.
"Hey...", ich rutsche an sie heran und legte meinen Arm um Melina. "Natürlich werde ich dich begleiten. Ich habe dir doch gesagt, dass du nichts mehr allein durchstehen musst." Leicht glasige Augen suchten meine.
"Danke, das bedeutet mir viel.", sagte sie und rümpfte ihre Nase. Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Eine Weile verweilte sie in meinem Arm, ihr Kopf lag auf meiner Schulter.

"Georgia, wrap me up in all your
I want you in my arms
Oh, let me hold you
I'll never let you go again like I did
Oh, I used to say..."

"Hör' mal, dein Lieblingslied.", merkte ich an, als das Lied im Radio wechselte. Melina lachte leicht auf, hob ihren Kopf und sah mich an.
"Ich habe eigentlich gar kein Lieblingslied, viele finde ich toll und dieses gehört dazu.", sagte sie und nahm den ersten Schluck aus der Bierflasche, die sie die ganze Zeit festgehalten hatte.
"Warum hast du dich dann an Heiligabend für dieses Lied entschieden, als wir am Feuer saßen?", fragte ich interessiert.
"Ich hatte überlegt und als... Als ich dich angesehen habe... Ist mir dieses Lied in den Sinn gekommen.", mit großen Augen, sah sie mich wieder mit einem glücklichen Lächeln an.
"Bitte?", fragte ich ungläubig, Melina nickte schüchtern. "Ich weiß gar nicht, was ich gerade dazu sagen soll..."
"Sag nichts... Küss mich bitte einfach.", sagte sie beinahe fordernd.

Wer Weiß - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt