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POV: Steven // Sudden

Schlaftrunken wankte ich, nur in meiner Boxershorts bekleidet, auf die Wohnungstür zu, da es gerade geklingelt hatte. Melina grinste mich mit einem kleinen Tablett auf der Hand an, die andere versteckte sie hinter ihrem Rücken. "Na guten Morgen, Schlafmütze, nicht dass du noch deinen Geburtstag verpennst.", sagte sie heiter. "Komm rein, Herzl, ich ziehe mir fix etwas über.", ich rieb mir die Augen und streckte mich, Melina stand noch immer in der Tür und räusperte sich kurz.

Mit einem weißen Hoodie, auf dem ein hellblauer 'YÜAH'-Print prangte und einer kurzen grauen Jogginghose, kam ich aus dem Schlafzimmer in mein Wohnzimmer und setzte mich zu Melina auf das Sofa. Auf dem Couchtisch hatte sie das Tablett mit den Kaffeetassen abgestellt, welche ich erst richtig betrachtete, als ich mich setzte. Auf der Tasse, welche auf meiner Seite des Tisches stand, war Pikachu abgebildet und auf ihrer Tasse ein kleiner Mew. "Da schmeckt der Kaffee bestimmt gleich viel besser.", lächelte ich sie an, Melinas Wangen waren leicht gerötet. Sie beugte sich über die Armlehne, eine dunkelblaue-metallic Geschenktüte holte sie hervor. "Alles Gute zum Geburtstag, Steven.", Melina überreichte mir die übergroße Tüte und ich sah sie mit großen Augen an. "Du bist doch verrückt... Woher weißt du, dass heute mein Geburtstag ist?", fragte ich ungläubig. Melina erzählte mir, dass ihr Trailerpark nichts gesagt hatte, als ich es erwähnte. Sie hatte sich über die Gruppe sowie uns Solokünstler etwas schlau gemacht und ist anschließend direkt losgezogen, um ein Geschenk für mich zu besorgen. "Du bist ja süß, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.", aus der Tüte zog ich ein Kuscheltier von Pikachu, welches circa 50 Zentimeter groß war. In die angenähten Hände hatte Melina einen Gutschein für den GameStop befestigt. "Du hast sie doch nicht mehr alle.", lachte ich und zog Melina fest an mich heran, in eine Umarmung. "Ganz, ganz lieben Dank.", flüsterte ich. Langsam lösten wir uns aus der Umarmung und wir sahen uns direkt in die Augen, mir wurde warm ums Herz.

"Was... ähm... was hast du denn heute an deinem Geburtstag geplant?", fragte Melina schüchtern und nahm die Tasse von dem rot-weiß gepunkteten Tablett auf dem Tisch.
"Ein paar Freunde kommen ab siebzehn beziehungsweise achtzehn Uhr zu mir; was wir dann machen, steht noch offen. Wahrscheinlich trinken, würde ich jetzt behaupten.", lachte ich und tat es ihr gleich. "Möchtest du auch mit runterkommen heute Abend?", fragte ich und nahm noch einen Schluck von dem Kaffee.
"Klingt wirklich verlockend, aber ich kenne niemanden und bin dann auch erstmal unterwegs bis zum Abend.", Melina schien verunsichert; ich wollte versuchen, ihr die Angst zu nehmen.
"Du sagtest doch, dass du uns jetzt durch das Internet kennst.", lachte ich leicht.
"Achso, deine ehemaligen Bandkollegen kommen?"
"Ja, Tim und Lukas bringen dazu noch ihre Partnerinnen mit, mein Kumpel Duff kommt noch und... ah fuck...", sagte ich und schlug mir vor die Stirn.
"Was denn? Hast du was vergessen?", Melina sah mich mit großen Augen an.
"Ich habe vergessen, Igor zu schreiben... Ich ruf ihn nach dem Kaffee an und frage, ob er heute noch Zeit hat."
"Klingt nach einem Plan.", lachte sie mich wieder mit geröteten Wangen an.
"Also, bist du später dabei?", fragte ich erneut, legte meinen Kopf schief und blinzelte mit meinen Augen.

"Ich denke, aber sei mir nicht böse, sollte ich nicht lange bei der Feier bleiben." Verständnisvoll nickte ich. Ob sie wusste, dass mir der Blister 'Sertralin' in ihrem Badezimmer aufgefallen war? Was ich wusste, dass dieses Antidepressivum Menschen mit Angst- und Panikstörungen verschrieben wird.
"Das ist kein Problem, ich würde mich freuen. Ich möchte aber, dass du dich nicht gezwungen fühlst.", sagte ich und legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie sah mir wieder direkt in meine Augen und nickte leicht. "Danke.", flüsterte sie mir zu. "Doch nicht dafür, Liebes.", sagte ich. Melina lächelte kurz und neigte ihren Kopf nach vorn, sie sah auf ihre Hände und begann an ihrem silbernen Ring zu spielen. Ich rutschte ein Stück an sie heran und zog sie in eine langanhaltende Umarmung.

Wir lösten uns langsam, sahen uns wieder direkt in die Augen, zögernd bewegten wir uns aufeinander zu. Ich spürte den Schlag meines Herzens, welcher zunehmend schneller wurde, je näher wir uns kamen. Kurz bevor ich meine Augen schloss und den Kuss geschehen lassen wollte, blockte Melina ab. "Tut mir leid, Steven. Ich glaube, ich bin dazu gerade nicht bereit.", sagte sie ruhig. Ich hob ihren wieder gesenkten Kopf mit meinem Zeigefinger und sprach zu ihr. "Wie eben gesagt, mach dir keinen Druck... Egal, was es ist. Und du weißt auch, dass ich für dich da bin." Wieder verweilten wir in einer Umarmung.

~*~

Soweit war alles vorbereitet, lediglich die Musik musste noch angestellt werden und für das Essen wurde, wie jedes Jahr, später gesorgt. Mein Blick schweifte zu meiner Uhr im Wohnzimmer - 17:19 Uhr - Als ich durch den Flur zu meiner Küche laufen wollte, klingelte auch schon der erste Gast.
Ich lief auf meine Wohnungstür zu und öffnete sie.
"Iggy, als letztens angerufen und als Erster da.", lachte ich und begrüßte ihn mit einem Handschlag, gefolgt von einer Umarmung.
"Sag bloß, du zweifelst an mir, Alter... Wäre ich sonst 'Pater Vortex'?", lachte er mich mit großen Augen an.
"Niemals... komm' rein.", ich machte eine ausholende Bewegung. Wieder klingelte es, allerdings an der Haustür. An der Gegensprechanlage erfragte ich, wer es war und ich öffnete Tim sowie Ena die Haustür. 

Wer Weiß - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt