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POV: Steven // Sudden

Außer Basti und Melina waren bisher alle geladenen Gäste eingetroffen; wir gesellten uns ins Wohnzimmer bei einem Bier. "Na los, Steven, pack' doch die Geschenke aus.", sagte Ena und schob das Geschenk von sich und Tim näher an mich heran. In der blauen Box befand sich neben diversen Süßigkeiten und kleinen Flaschen Jägermeister ein neuer Hoodie mit einem Super Mario-Print. Jessie stand in der Zeit auf und holte aus dem Beutel im Flur deren Geschenk für mich. "Dankeschön, der ist einfach perfekt.", sagte ich freudestrahlend zu Tim und Ena, als ich den Hoodie in den Händen hielt. - War ich nicht letzte Woche am Überlegen, mir genau diesen zu bestellen? -
Ich nahm Jessica das Präsent ab und begann, das Papier aufzureißen. Spürbar weiteten sich meine Augen, ungläubig stierte ich auf den Karton, der sich bereits nach wenigen Rissen im Papier sichtbar gemacht hatte. - Das ist nicht wirklich... - Der 'Diecast Replica Premier Ball' war auf dem Karton abgebildet. Ich hob meinen Kopf und sah zu Lukas, welcher ein Kopfschütteln andeutete und seine Augen zu Jessica schwenkte. "Oh man... Danke, Leute.", ein Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. "So und jetzt das von Duff...", sagte ich händeringend, als es lautstark an meiner Wohnungstür klopfte. "Herr Krug hat es anscheinend auch geschafft.", sagte Duff und lachte.

Ich ging zur Tür und öffnete sie. Basti stand in einem Deutschlandtrikot im Treppenhaus, darüber trug er eine gefütterte Lederjacke. "Schalalala!!!", rief er laut. "Sud, ich wünsche dir alles Gute.", er drückte mir eine schwere Tüte in die Hand, gefüllt mit verschiedenen Schnapsflaschen. "Danke dir, Mann.", sagte ich und begrüßte ihn mit einem Handschlag. Seine Jacke hing er am Garderobenhaken auf und er lief geradewegs durch, bis in das Wohnzimmer. "So, jetzt kann die Party losgehen.", hörte ich ihn laut sagen, die Tüte stellte ich in der Küche ab und begab mich ebenfalls wieder ins Wohnzimmer.
"Wann beginnt das Finale?", fragte er, mit seinem Feuerzeug öffnete er eine Flasche Bier vom Tisch, während er sich in meinen Sessel setzte. "Willst du mich verarschen, Basti?", begann Tim zu sprechen. "Argentinien ist seit zwei Tagen Weltmeister.", lachend schüttelte er seinen Kopf.
"Hä? Und was ist mit Deutschland?"
"Sind in der Vorrunde ausgeschieden, hast du gar nichts mitbekommen?", Tim richtete seine Brille. "Muss vollkommen an mir vorbeigegangen sein.", Basti kratzte peinlich, berührt seine Stirn und trank einen Schluck aus der Flasche.

POV: Melina

Ich sah mich noch einmal in dem schwarz umrandeten Spiegel in meinem Schlafzimmer an. Eine schwarze Skinny Jeans und ein eng anliegendes rotes Top mit Spitze zierten meinen Körper; darüber trug ich einen langen eleganten schwarzen Cardigan. Auf der digitalen Anzeige meines Weckers las ich die Uhrzeit ab. - 21:05 Uhr - In die Hosentasche meiner Jeans schob ich meinen Wohnungsschlüssel und zog hinter mir die Tür ran.
Gedämpft nahm ich Musik wahr, als ich vor Stevens Wohnungstür stand.

"Gib mir die Flasche, ich spring' und sauf' mich zu
Und was machst du?
Komm, feier mit uns, Atze
Jetzt spring und sauf dich zu
Sei einfach du und feier mit uns..."

Ich klingelte und wartete darauf, dass mir Steven die Tür öffnen würde. Von einem leicht betrunkenen, glatzköpfigen Mann, welcher so groß war wie ich, wurde mir die Tür geöffnet. "Doch nich' der Pizzaboy!", rief er in die Richtung von Stevens Wohnzimmer. "Soll'n wa leiser mach'n oder willst'e mit uns feiern, Mäusk'n.", fragte er und griff sich an der Tür fest. - Das muss Basti sein... - "Ähm... also...", begann ich meinen Satz. "Alles klar, verstehe, der Hausherr wird verlangt...", er drehte sich wieder in die Richtung des Wohnzimmers. "Sudden, komm' ma' ran auf 'n Meter und wo's ne glatt is' kannst'e renn'!", rief er und bewegte sich von der Wohnungstür weg. Steven kam freudestrahlend und bei Sinnen den Flur entlang. "Melina, wie schön, dass du da bist. Ich hoffe, Basti hat dich jetzt nicht verschreckt.", sagte er. Nichtssagend schüttelte ich den Kopf und trat in den Flur. Wie gewohnt umarmten wir uns und Steven geleitete mich in sein Wohnzimmer. "Leute?", der Brillenträger, welcher mir durch das Internet als Timi Hendrix bekannt war, drehte die Musik etwas leiser. "Das ist Melina, vor kurzem ist sie über mir eingezogen und ich habe sie dazu eingeladen, den restlichen Abend mit uns zu verbringen.", sagte Steven in die Runde. Mir stieg die Röte ins Gesicht, ich war immer froh, wenn ich in einer Gruppe etwas unterginge. Mit durcheinander gerufenen Begrüßungen wurde ich in der Runde aufgenommen, dennoch hielt ich mich vorerst an Steven.

Es zog etwas Zeit ins Land, auch die georderte Pizza wurde zwischenzeitlich geliefert. Steven hatte für mich unter Vorbehalt, da er nicht wusste, welche Pizza mir schmecken könnte, eine Margherita bestellt. Lukas' Freundin, Jessica, hatte mich in ein Gespräch mit ihr und ihrer besten Freundin, Ena, auch bereits eingebunden. Diese zwei sammelten deutlich Sympathie-Punkte bei mir, obwohl ich Jessica unbeschreiblich 'anders' gegenüberstand, von Beginn an. Trotz leichtem Kopfzerbrechen konnte ich mir nicht erklären, warum. Voreingenommenheit war nie eine Charaktereigenschaft von mir. An sich war es eine entspannte Truppe, in der man sich wohlfühlen konnte. Der protzige Labelboss hatte ebenfalls ein paar Worte mit mir gewechselt und die peinliche Begrüßung an der Tür in Vergessenheit geraten lassen. Trotz der weniger angespannten Situation und des angenehmen Umfeldes suchte ich in gewissen Situationen die beruhigende Nähe zu Steven.

Wer Weiß - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt