chapter 1

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Der Bus hielt nun endlich an der Schule und ich stieg aus. Sofort schlug die kalte Morgenluft in mein Gesicht und ich bereute, mich heute morgen nicht doch krank gemeldet zu haben.
Da ich es geschafft hatte, meine Kopfhörerschachtel gestern Abend zu schrotten, sodass man nichts mehr Laden konnte, musste ich meine Kabelkopfhörer zu Hand nehmen. Nachdem ich ein paar mal das Ende im Handy drehte, wurden auch schon meine Ohren von beruhigender Musik geflutet.
Ein kleiner Pflasterpfad führte zu der grauen Schule und ich ging ihn schneller als sonst entlang, um schnell ins Warme zu gelangen. Kurz bevor die Haupttür öffnen konnte, sprang mich plötzlich jemand an.
Diese Person zog mir den rechten Kopfhörer aus dem Ohr und steckte den sich selbst in den Ohr.
„Ganz ehrlich, Blue, wie kannst du nur so ein Gebrüll anhören?", fragte meine beste Freundin Mia mich.
Sie boxte mich leicht auf meinen Oberarm und ein kleines Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht ab.

Während ich die schwere Tür öffneten, verstaute ich die Kopfhörer. Dann schritten wir in die Aula, die durch die vielen 5. und 6. Klässler viel zu laut war.
Deswegen zog ich Mia mit mir ins Treppenhaus, sofort konnte ich wieder durchatmen.
„Alles gut?", fragte sie mich.
„Bloß ein paar zu viele Menschen"
Aus dem Augenwinkel sah ich sie ihre Augen verdrehen: „Du bist so ein Introvert".
Da musste ich ihr zustimmen. Denn wäre sie nicht gewesen, wäre ich hier komplett allein gewesen.
„Was haben wir jetzt eigentlich?", fragte ich sie.
„Du weißt schon, dass das es traurig ist, oder?"
„Was ist traurig?"
„Dass du nach einem halben Jahr immer noch nicht den Stundenplan kannst!", nun klang sie schon wieder voll süß.

Hör auf, so was zu denken!, ermahnte ich mich selbst.

„Du weißt es doch selber auch nicht"
„Natürlich weiß ich, was wir haben"
„Achja, und was?"
„Sag ich dir nicht", sagte sie und ich musste loslachen.
„Du weißt es also tatsächlich nicht"
Da beschuldigte sie mich, den Stundenplan nicht zu kennen, selbst aber konnte sie den auch nicht.
„Na wenn schon", versuchte sie vom Thema abzulenken und zog einen Schmollmund.

Sie ist so wunderschön. Ahh, ich soll doch nicht daran denken!

„Sag mal Blue", setzte Mia an, „wie lange bist du noch hier?"
Ich hatte versucht, das zu verdrängen, doch es ging nicht.
„Ähm, meine Mom wollte dieses Wochenende weg"
„Dieses schon?", schrie sie entsetzt. „Wann wolltest du mir das denn sagen? Heute ist doch schon Freitag!"
„Oh, wie doch die Zeit vergeht" In Wahrheit konnte ich es ihr nicht sagen. Ich dachte, wenn ich es ihr nicht sagen würde, würde sich nichts verändern.
„Blue", fuhr sie mich wütend an, „wann wolltest du es mir sagen?"
„Ich will doch gar nicht weg", murmelte ich mit brüchiger Stimme.
Sie zog mich in eine Umarmung: „Oh Blue. Wir können doch noch telefonieren und ich fahre mal zu dir"
Eine Träne kullerte mir über die Wange, warum mussten wir nur wegziehen. Ich liebte es doch hier.
Gerade als ich die Umarmung erwidert hatte und meine Hände um meine beste Freundin geschlungen hatte, gongte es. Und mit dem Gong stürmten gefühlt tausende Schüler in das Treppenhaus.

Mia rettete mich zum Glück vor meiner Panikattacke, indem sie mich an die Hand nahm und mit sich nach oben zog. Ihre Hand war wie ein sicherer Anker für mich und ich hatte das Gefühl, ihn morgen zu verlieren.
Mit meinem schwarzen Pulliärmel, der nicht von Mia mitgezogen wurde, wischte ich mir meine Tränen weg.
Das wird schon, Mia kommt mich besuchen, redete ich mir ein und sah zu Mia auf. Ihr langes, braunes Haar, ihre wunderschöne, kluge Augen und ihre rosige Lippen. All das wollte ich niemals vergessen. Niemals.

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Hello ò.ó
das erste Kapitel ist raus!! Ich freue mich schon, euch mit auf Blues Reise mitzunehmen.
Mich würde es mal interessieren, was ihr von Mia haltet.

Na dann, viel Spaß noch beim Lesen und bis zum nächsten Kapitel :)

my stepsisterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt