Kapitel 5

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Ich spürte, wie meine Glieder immer schwerer wurden. Selbst meine Augen konnte ich kaum noch offenhalten.

Letztendlich begrüßte ich die Dunkelheit und ließ mich von ihr forttragen.

Friedlich schlief ich an diesem Abend ein...



Am nächsten Morgen wurde ich von den peitschenden Wellen des schwarzen Sees geweckt, die gegen das Gemäuer der Schule schlugen. Gähnend setzte ich mich auf und streckte mich ausgiebig.

Mein Kopf fühlte sich bereits besser an. Die Gedanken sind jedoch geblieben.

Die Tatsache, dass ich tatsächlich 55 Jahre in die Vergangenheit gereist bin, machte mir immer noch zu schaffen. Auch wenn ich keine lebenden Verwandten, geschweige denn Freunde in meiner Zeit hatte, vermischte sich zur Ungewissheit auch etwas Trauer.

‚Ich frage mich, ob die anderen in meiner Zeit überhaupt nach mir suchen...'

Schnell schüttelte ich diesen Gedanken wieder ab und beschloss nun endlich meinen Koffer auszuräumen. Ich verstaute die Kleidung in meinem Schrank und die Bücher legte ich auf meinen Schreibtisch.

Es war so beruhigend, dass ich ein Zimmer für mich hatte. So wird es für mich leichter sein nicht aufzufliegen, da mir keine Fragen von meinen Mitbewohnerinnen gestellt werden.

Nachdem mein Zimmer ordentlich aufgeräumt war, wollte ich nun endlich meine Schuluniform loswerden, die ich vor dem zu Bett gehen nicht einmal ausgezogen hatte.

Über die knarzenden Dielen schritt ich ins Bad. Es war nicht groß, aber ausreichend für eine Person. Ich putzte mir rasch die Zähne, entledigte mich schnell meiner Kleidung und sprang endlich unter die Dusche. Es fühlte sich so an, als würde das prickelnde Wasser auf meiner Haut meine Sorgen etwas mehr verschwinden zu lassen.

Als ich fertig war, schnappte ich mir ein dunkelgrünes Handtuch, trocknete meine langen rabenschwarzen Haare und meinen Körper.

Mit dem Handtuch um meinen Körper ging ich zum Kleiderschrank. Da immer noch Schulferien waren, zog ich mir einen einfachen schwarzen Rock, darunter Stümpfe, die bis über die Knie ragten und eine dunkelgrüne Bluse aus Satin an. Dazu zog ich passende schwarze Lackschuhe an, die ich in meinem Schrank fand. Zuletzt trocknete ich mit einem Schwung meines Zauberstabs meine Haare.

Bevor ich beschloss frühstücken zu gehen, sah ich mich noch im großen Spiegel an, der an einer freien Wand in meinem Zimmer hing. Mein Spiegelbild war kaum wiederzuerkennen. Ich wirkte sehr blass, mein eines blaue Auge sowie das andere grüne verlangten nach mehr Schlaf und mein Blick war äußerst leer und kalt.

Für einen Moment schloss ich die Augen.

‚Hoffentlich sind nicht allzu viele Schüler während der Ferien hier in Hogwarts. Neugierige Blicke erhalte ich bestimmt zu genüge, wenn die Schule wieder losgeht...'

Nun öffnete ich sie wieder.

Ich verließ mein Zimmer und machte mich auf den Weg in die große Halle.


Dort angekommen, ließ ich meinen Blick durch den Raum gleiten. Die anwesenden Schüler konnte ich tatsächlich an einer Hand abzählen.

Als ich auf den Tisch der Slytherins zutrat, saß dort nur eine einzige Person. Es war Riddle. Innerlich verdrehte ich meine Augen...

‚Na toll der Einzige, der da ist, ist dieser von sich selbst sehr überzeugte Junge...'

Kurz bevor ich überhaupt Platz nehmen konnte, vernahm ich hinter mir, eine bekannte Stimme. „Miss Sterling, da sind Sie ja! Ich hoffe Sie hatten eine angenehme erste Nacht!"

‚Kann er nicht noch lauter sprechen, damit die anderen am Ende der Halle das auch mitbekommen?'

Ich drehte mich zu Professor Dumbledore um und antwortete ihm: „Ja sie war in der Tat sehr erholsam, vielen Dank."

Der Professor nickte mir zu und trat noch näher heran, um mich leise zu fragen: „Geht es Ihnen wieder besser? Sie wirkten etwas erschöpft nach den gestrigen Vorkommnissen."

„Ja Professor, ich konnte mich schon etwas mehr an die neuen Umstände gewöhnen", gab ich ihm nickend zu verstehen.

Er lächelte mir zu: „Das ist schön zu hören. Falls Sie weitere Fragen haben sollten, können Sie mich in meinem Klassenzimmer für Verwandlung aufsuchen. Ach und ich sollte Sie darüber informieren, dass Mister Riddle so freundlich war und angeboten hat, sie auf den neusten Stand der Dinge im Punkto Unterricht des 5. Schuljahres sowie der vorherigen Jahre zu bringen."

Verwirrt sah ich ihn an. „Aber Professor, in meiner Zeit befand ich mich am Anfang des 6. Schuljahres und hatte meine ZAG-Prüfungen des 5. Jahres bereits hinter mir."

„Nun Miss Sterling, das mag zutreffen, aber neue Schüler können bevor Sie in dieser Zeit ihre ZAG-Prüfungen nicht absolviert haben, auch nicht die Oberstufe besuchen. Da müssen Sie wohl oder übel durch. Außerdem vermag hier niemand über das Wissen, dass Sie den Unterricht in Hogwarts bereits besucht haben. So schenkt man Ihrer Geschichte mehr Glauben."

Ich seufzte, aber nickte ihm zustimmend zu.

„Nun gut, jetzt muss ich aber wirklich gehen. Auf bald!" So schnell wie er erschienen war, verschwand er nun auch wieder.


Ich verdrehte die Augen. ‚Toll...alles nochmal durchmachen und nebenbei noch meine blöde schicksalhafte Aufgabe finden. Das kann ja ein Spaß werden...'

Erst jetzt bemerkte ich einen brennenden Blick auf mir. Ich sah mich um und entdeckte Riddle, wie er mich mit seiner ausdruckslosen Miene anstarrte.

‚Und mit ihm muss ich jetzt auch noch meine Zeit verbringen...'

Da er den Blick von mir anscheinend nicht abwenden wollte, schritt ich zu seinem Platz und setzte mich ihm gegenüber auf die Bank.

„Ich bin Katherine Ster-", doch weiter kam ich nicht, da er mich mit eisiger Stimme unterbrach. „Das weiß ich bereits."

‚Er weiß wohl alles besser.'

„Hat dich Dumbledore darüber informiert, dass ich mit dir den Unterrichtsstoff der letzten 5 Jahre durchgehen werde, um dich auf den neusten Stand zu bringen?"

„Ja das hat er."

Er zog eine Augenbraue in die Höhe und er funkelte mich mit seinen Augen bedrohlich an. „Solltest du mir nicht dafür danken?!"

„Das mache ich erst dann, wenn du mir weiterhelfen konntest", meinte ich trocken.

Er packte grob mein Handgelenk, das auf dem Tisch lag. „Hör mir genau zu! Hier zeigt man mir Respekt und falls du es noch nicht bemerkt hast, ich mache das nicht aus reiner Herzensgüte!"

Sein Tonfall war plötzlich sehr befehlerisch geworden und in seinen Augen erkannte ich Dunkelheit wieder. Das funkelnde dunkelgrün darin, hatte sich in ein tiefes Schwarz verwandelt.

Ruckartig entzog ich mein Handgelenk dem schmerzenden Griff. „Dass dachte ich mir bereits! Dennoch entscheide ich, wem ich Respekt entgegenbringe, oder nicht, klar?!"

In diesem Moment war ich mir sicher, dass er sogleich seinen Zauberstab hervorholte und mich verfluchen würde. Allerdings konnte ich nicht ablassen und fragte schließlich: „Wieso hilfst du mir dann überhaupt?"

Er wendete seinen finsteren Blick von mir ab, stand auf und sagte: „Wir treffen uns in einer halben Stunde in der Bibliothek. Sei pünktlich!"

Mit zügigen Schritten verließ er die große Halle.


‚Ich kann es kaum erwarten was die Kombination dieser tickenden Zeitbombe und meinem provokantem Verhalten hervorbringen wird...'

Falling for the past - Tom Riddle FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt