„Jetzt mal ehrlich. Wieso möchtest du dieses Fach unterrichten?"
„Wie du vielleicht bemerkt hast, habe ich ein außergewöhnliches Talent dafür, Menschen für eine bestimmte Sache zu begeistern. Als Lehrer des Fachs Verteidigung gegen die dunklen Künste, könnte ich viele Schüler beeinflussen..."
Zum Ende hin wurde er immer leiser. Bevor er seinen Satz nach einer kurzen Pause weiterführen konnte, beendete ich ihn.
„...damit sie dir später im Krieg als Todesser folgen."Stillschweigend sah er mich an und nickte leicht.
Danach sprach keiner von uns nur ein Wort. Schweigend saßen wir uns gegenüber ein einem kleinen schäbigen Tisch und aßen auf.
Nachdem wir bezahlt hatten, traten wir aus dem tropfenden Kessel wieder in die Muggel-Straße hinaus.
Ich sah, wie die Sonne bereits langsam hinter den hohen Gebäuden Londons verschwand und den Himmel in ein angenehmes Mischverhältnis aus Blau und Orange färbte, während wir zurück zum Waisenhaus gingen.Da wir unsere Sperrstunde sichtlich ausgereizt hatten, schlichen wir dort angekommen auf leisen Sohlen in unser Stockwerk. Gerade als ich meine Zimmertür öffnen wollte, fragte Tom mich mit rauer Stimme: „Wie war es? Der Krieg meine ich..."
Ich drehte mich zu ihm und lehnte mich an der alten Holztür hinter mir an. Ich schloss meine Augen, um die Erinnerungen in mir wach zu rufen.
„Es war kalt und finster. Der graue Himmel über uns war von einem Totenkopf, aus dem eine Schlange hervorkroch, gezeichnet. Ich weiß nur noch, dass ich in die Gesichter der anderen geblickt hatte und sich dort pure Angst abzeichnete...und dann, als alles vorbei war, waren die zerbrochenen Gemäuer von Hogwarts mit Blut und der Boden der Korridore mit regungslosen Körpern bedeckt..."
Ich öffnete meine Augen wieder und erblickte Toms sanfte grüne Augen.„Hast du auch gegen...mein zukünftiges ich gekämpft?", fragte der Junge vor mir ungewohnt zögerlich.
„Ja..." Ich pausierte kurz und atmete tief ein. „Als du auf der Suche nach Harry Potter warst, sind wir uns auf der großen Treppe begegnet... Du hast keine Sekunde gezögert und den Todesfluch auf mich gerichtet. Nur mit viel Kraft konnte ich ihn abwehren, aber dann... spürte ich nur noch diesen unbeschreiblichen Schmerz, der sich in meinem ganzen Körper ausbreitete...und dann wurde mir schwarz vor Augen."
Als ich meine Erzählung beendete, wendete Tom seinen Blick von mir ab und sah zum Boden. Er wirkte betroffen. Als würde er sich schuldig fühlen.,Doch er kann nichts fühlen! Deshalb wird er auch niemals den Schmerz verstehen, den ich empfinden musste...', ermahnte ich mich selbst.
„Ich habe den Cruciatus Fluch an dir angewendet, nicht wahr? Wie damals...bei unserem Duell...", stellte er mit gebrochener Stimme fest.
Ich hatte keine Kraft mehr, an diese Bilder zurückzudenken. So flüsterte ich nur „Gute Nacht, Tom" und verschwand in meinem Zimmer.
In den nächsten drei Tagen sah oder hörte ich nichts von Tom. Er begegnete mir nicht beim Frühstück, Mittagessen oder Abendessen, er hielt sich nie im Freizeitraum auf und selbst als ich an seiner Zimmertür anklopfte, meldete sich keiner zu Wort.
Obwohl ich vorhatte sein Vertrauen zu gewinnen, fiel es mir von Mal zu Mal schwerer, sein Verhalten richtig einschätzen zu können.
Im einen Moment war er so sanft zu mir und küsste mich und im anderen ließ er mich stehen und ignorierte mich.‚So kann das nie was werden!'
In diesen drei Tagen verbrachte ich die meiste Zeit in meinem Zimmer oder erkundete die Umgebung.
London im Jahre 1943 gefiel mir wahrlich besser als in meiner Zeit. Alles wirkte noch so modern und die Straßen waren nicht überlaufen.Ich hatte mir eben das Buch ‚Lehrbuch der Zaubersprüche', welches in der sechsten Klasse zu meiner Zeit ein Pflichtbuch war, bei Flourish & Blotts in der Winkelgasse besorgt und hatte mich wieder auf den Weg Richtung Waisenhaus gemacht, als ich in eine leere und dunkle Straße einbog.
Die hohen Häuser dort verdeckten die Sonne und warfen einen finsteren Schatten auf den Fußweg.Plötzlich hörte ich ein hämisches Lachen aus dem Schatten vor mir.
„Na wenn das nicht die kleine verrückte Freundin von Riddle ist!"Ich erkannte den Jungen aus dem Waisenhaus, der mir bereits an meinem zweiten Tag Angst einjagen wollte wieder.
Ich drehte mich von ihm weg und wollte geradewegs wieder aus der dunklen Straße verschwinden, als drei andere Jungs vor mir auftauchen und mich mit zusammengekniffenen Augen wütend anstarrten.„Ohne Riddle siehts du sehr hilflos aus", zischte der Junge hinter mir.
Ich drehte mich wieder zu ihm und blickte ihn kalt an. „Ich brauche niemanden der mich verteidigt!"‚Wenn ich meinen Zauberstab nicht benutzen darf, dann schon!!!', schoss es mir verzweifelt durch den Kopf.
„Achja? Bist du etwa genauso abscheulich wie er? Auch so ein Freak?!"
Langsam umzingelten sie mich und versperrten mir jegliche Fluchtmöglichkeit.
„Vielleicht ist sie ja gar nicht so wie er?", fragte nun ein anderer.„Lass dich von ihrem Aussehen nicht täuschen, sie ist genauso ein Monster wie er." Der Junge machte eine kurze Pause und sah mich eindringlich an. „Da wir zwar gegen Riddle nicht ankommen, können wir es dir ja nun heimzahlen, was er uns angetan hat."
„Das würde ich unterlassen", zischte ich.
Sie lachten mich aus. „Bitte...Versuch doch uns weh zu tun. Allerdings sind wir zu viert und du allein."
Die Jungen kesselten mich immer mehr ein, bis sie mich an die kalte, steinige Mauer getrieben hatten.‚Verdammt wo ist Tom, wenn man ihn mal braucht?!'
Der braunhaarige Junge, der wie es mir schien, der Anführer der Bande vor mir war, trat nah an mich heran und blickte mich bedrohlich an. Seine Hand fand blitzschnell den Weg zu meiner Kehle und umklammerte diese mit einem unglaublich festen Griff. Ich versuchte ihn von mir wegzustoßen, was zu meinem Bedauern nicht klappte. Er behielt seinen festen Stand bei.
„Sag Riddle, er soll uns in Ruhe lassen. Verstanden?!" Während er diese Worte aussprach, verfestigte sich sein Griff, sodass ich keine Luft mehr bekam.Ich sah zum Himmel, der mein einziger Lichtblick in diesem Moment war. Vor meinen Augen begannen schwarze Punkte zu tanzen und Lichtblitze schossen durch mein Sehfeld hindurch.
„Verstanden?!", schrie er mich erneut an. Mit letzter Kraft nickte ich leicht.
Er ließ meine Kehle los und schlagartig sauste mein schwacher Körper zu Boden. Ich spürte, wie sich meine Lunge wieder mit Luft füllte.
Während des Aufpralls schlug mein Kopf hart auf dem Asphalt auf.
Nun lag ich dort und beobachtete, wie sich die Jungen lachend von mir entfernten und wieder in den Schatten verschwanden.‚Jetzt bloß nicht die Augen schließen', warnte ich mich selbst.
Ich bleib auf dem verdreckten Boden liegen, bis sich mein Sichtfeld wieder normalisiert hatte und ich die Kraft fand, auf zitternden Beinen zu stehen.
Während ich benommen Richtung Waisenhaus torkelte, spürte ich etwas Warmes an meiner Schläfe. Ich hob meine Hand um es wegzuwischen und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass es Blut war.
Ich musste schnell zurück, um die Wunde zu säubern.Endlich erreichte ich das graue Gebäude und darin die mir endlos erscheinende Treppe. Ich spürte, wie mich die Kraft immer mehr verließ, als ich diese mit schnellen Schritten erklimmen wollte.
Ich spürte, wie sich mein Schuh an einer Treppenstufe verhakte und im nächsten Moment machte mein Körper Bekanntschaft mit den kalten Stufen.
Ich keuchte vor Schmerz auf. Meine Schläfe pochte wie wild und ich war zu schwach, um mich zu bewegen.Plötzlich legte sich ein Arm unter meinen Rücken, ein anderer unter meine Kniekehlen und ich wurde hochgehoben. Mein Sichtfeld war verschwommen, sodass ich nicht sehen konnte, wer mich trug.
Ich spürte, wie ich in ein weiches Bett gelegt wurde und vernahm zugleich eine vertraute Stimme „wer hat dir das nur angetan?" knurren.
Kurz darauf löste sich die Anspannung meines Körpers und ich glitt in einen festen Schlaf...
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Falling for the past - Tom Riddle Fanfiction
FanfictionTom Riddle Fanfiction -------------------------------------- Doch der junge Lord Voldemort wollte ihr nicht schaden. Er konnte es nicht. Er sah, wie Katherine Richtung Ausgang lief und fragte schnell: „Wann wurdest du geboren?" „1983", sprach sie l...