#7 Vanilla Sky

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Emilia

Ich dachte, dass ich endlich mal meine Ruhe hätte, aber vergebens. Lorenzo auszuhalten war die eine Sache, aber Enrico auch noch war der Horror.

„Musst du wirklich auch noch bei uns sitzen?", fragte Lorenzo genervt. „Auf dich könnte ich verzichten, aber Emilia muss jetzt da durch", grinste Enrico. „Du hast einen Deal mit meinem Bruder und nicht mir also kannst du ruhig zu deinen Freunden gehen", sagte ich. „Nein Moretti, du bist seine Schwester. Wäre doch komisch, wenn ich mit deinem Bruder zusammen bin und nichts mit dir zutun habe", wies er mich hin. „Halt wenigstens deine Fresse, wenn du sie nicht poliert haben möchtest", motzte Lorenzo.

Das halte ich doch kein halbes Jahr durch. Das war kein Geld der Welt wert, aber es war zumindest eine Chance, dass Alessandro sich aus den Fights rauszog. Bei dem Gedanken verging mir der Appetit. Ich konnte schon das Blut an meinen Händen sehen.

„Was ist los?", fragte Lorenzo. „Frag nicht so blöd, wir fahren da zusammen hin", sagte ich. „Nein, Alessandro will dich nicht dabei haben", widersprach er. „Darf ich mal wissen worum es geht? Ist schließlich mein Freund", spielte Enrico sich auf. „Übertreib es nicht Rodriguez", zischte ich ihn an. „Er wird es eh rausfinden", sagte Eno.

Wahrscheinlich hatte er recht, aber es mussten ja nicht direkt alle um uns herum mitbekommen. Es war bekannt, dass ich nur wegen einem Stipendium hier war, aber unsere genaue Situation kannte keiner. Aber es brauchte auch keiner wissen. Man musst den Leuten hier nicht noch mehr Gesprächsstoff geben als nötig. Lorenzo schien es auch zu verstehen. Auch er war nur durch ein Stipendium hier. Ohne ihn wäre ich wahrscheinlich hier an der Schule verloren. Alle versnobt und reich. Im Grunde passten wir hier garnicht rein.

„Also wohin geht es?", fragte Enrico euphorisch, als wir uns in Enos Auto setzten. „An einen dreckigen Ort", sagte Lorenzo.

Es war zwar keine super Bezeichnung, aber es stimmte im Grunde. Viele dreckige Leute mit viel Geld. Diesen Menschen war es egal wenn sich tot geschlagen wurde. Es war zwar bis jetzt noch nicht passiert, aber manchmal war es nicht mehr weit entfernt. Ich war jedes mal froh, wenn Alessandro lebend raus kam und mit möglichst wenig Verletzungen. Mehrfach kam es schon vor, dass er mit geprellten Rippen oder ausgekugelter Schulter nach Hause kam. Meist waren es nur Platzwunden und Hämatome, wenn es gut lief. Als wir ankamen, jubelte die Menge schon. Wir waren an einer alten U-Bahn Station, die außer Betrieb genommen wurde vor Jahren.

Enrico

Die Menge jubelte und ich hatte keinen Plan warum. Irgendwelche Namen wurde gerufen, aber so wirr durcheinander, dass ich diese nicht verstand. Ich blieb bei Moretti und Gomez. Die Angst stand Emilia in den braunen Augen. Lorenzo grinste nur, denn er hatte anscheinend vertrauen in seinen besten Freund in was auch immer.

„Was passiert hier?", fragte ich verwirrt. „Zwei Leute kämpfen, es wird Geld gesetzt, der Gewinner erhält 20% davon", erklärte Lorenzo kurz und kompakt. „Warum macht Alessandro so etwas?", fragte ich und hätte mir selber eine kleben können.

Es lag doch auf der Hand. Alessandro hatte heute morgen irgendwas von einer Arzt Rechnung gefaselt. Anscheinend hatten die Morettis kein Geld dafür oder zumindest nicht genügend. Ich hörte dann seinen Namen und ging etwas näher an das Geschehen. Er hatte kein Oberteil an, wodurch man seine ganzen Tattoos sah. Viele kleine an den Armen und eine große Cobra zierten seinen Rücken. Mal sehen was er drauf hatte, aber so siegessicher wie Lorenzo gegrinst hatte. Seine Schläge waren nicht schlecht. Hin und her ging es zwischen Alessandro und dem anderen. Aufeinmal lag er auf dem Boden, aber war schnell wieder auf den Beinen. Von seinem Gegner konnte man es nach dem letzten Schlag nicht behaupten. Ich ging wieder zurück zu Emilia und Lorenzo, die mich neugierig anschauten.

„Eno, was machen die beiden hier?", fragte Alessandro hinter mir. Emilia schmiss sich direkt um den Hals von ihm. „Die wollten unbedingt mit, Emilia hat mich förmlich gezwungen hier hin zu fahren. Du denkst doch nicht, dass ich mich mit ihr anlege?", verteidigte Lorenzo sich. „Rodriguez, du solltest auf keinen Fall hier sein", sagte Alessandro und ich drehte mich erst in dem Moment um.

Sein Gesicht sah schlimmer aus als an dem einem Abend in der Bar. Die Nase blutete, die Lippe aufgeplatz und eine Platzwunde an der Stirn. Wahrscheinlich war seine Nase gebrochen. Der Oberkörper wurde von mehreren blau grünen Hämatome geziert. Er sah schrecklich aus und das nur für ein bisschen Geld.

„Dein Wagen lebt noch", meinte er dann kalt und gab mir meine Schlüssel wieder. „Wo willst du hin?", rief ich ihm hinterher. „Er muss runterkommen", sagte Lorenzo. „Will er sich nicht erst ärztlich versogen lassen?", fragte ich panisch.

Ich bekam keine Antwort und rannte ihm hinterher. Trotz der Verletzungen war er schnell unterwegs. Er ging nicht weit weg von der U-Bahn Station. Knappe 500 Meter weiter setzte er sich auf einen Felsen. Still tat ich es ihm gleich und dachte, dass er redete, aber vergebens.

„Wir brauchen Infos vom jeweils anderen", stellte ich nach einer halben Stunde fest. „Wofür? Damit du was gegen mich in der Hand hast?", fragte Alessandro. „Was soll ich sagen, wenn ich dich irgendwo vorstelle oder etwas über dich gefragt werde? Soll ich dann sagen, Alessandro ist mein Freund und wohnt in der Southside, er verrät mir nicht mehr, weil er ein Arschloch ist?", fragte ich genervt.

Der Mann verstand aber auch garnichts. Das konnte ja nur witzig werden. Ich bekam keine Antwort mehr, sondern nur ein weiteres Schweigen.

„Ich fahr dich nach Hause", beschloss ich nach weiteren zehn Minuten. „Ich verzichte", sagte er. „Warum hast du dich hier hin gesetzt?", fragte ich ohne die Hoffnung auf eine Antwort. „Ein simpler Vergleich damit du es verstehst. Viele Menschen sagen, dass sie sich wie im Vanilla Sky fühlen, wenn sie irgendwelche Drogen nehmen. Für mich ist das hier der Vanilla Sky. Die Fights sind für mich wie eine Droge von der auch ich inruhe runterkommen muss", erklärte er.

Wow, Alessandro Moretti konnte tiefgründig sein.

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Was haltet ihr von Enricos Reaktion auf den Fight?

Entschuldigt, dass ich den Fight nicht genau beschrieben habe sondern nur sehr sehr grob

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