Enrico
Ich sah lächelnd auf mein Glas in meiner Hand. Eine Mischung aus Vodka und Energy. Mein bester Freund, wenn man ihn so bezeichnen konnte, saß in dieser schäbigen Bar gegenüber von mir.
„Weisst du was wir schon lange nicht mehr gemacht haben?", fragte Pablo mit einem Grinsen. „An was hast du jetzt schon wieder gedacht?", lachte ich, denn das bedeutete nie etwas gutes. „Siehst du den Barkeeper?", fragte er.
Natürlich sah ich ihn. Ich war zwar betrunken, aber Augen hatte ich noch immer im Kopf. Zumal ich ihn auch noch kannte. Alessandro Moretti. Er sah erledigt aus, auf seiner Stirn war schweiß, wodurch seine schwarzen Locken an dieser klebten.
„Was ist mit ihm?", fragte ich neugierig. „Nur eine kleine Wette", grinste er. „Date ihn", kam er dann zum Punkt.
Fast verschluckte ich mich an meinem Drink. Das konnte nicht sein ernst sein. Aber ich wäre nicht Enrico, wenn ich ablehnen würde. Ich wusste zwar nicht genau was ich dafür bekam, aber ich stand auf und ging zur Theke.
„Was willst du, Rodriguez?", fragte Alessandro genervt. „Dich", setzte ich mein bestes Lächeln auf. „Ich glaub du bist eindeutig betrunken, also verpiss dich und lass mich arbeiten", zischte er mich an.
Mit so einer Reaktion konnte ich wohl nur rechnen. Wie hassten uns, obwohl wir uns nur flüchtig kannten. Ich hatte ihn nur mal gesehen, als er seine Schwester an der Schule abholte oder wenn ich mal hier in dieser schäbigen Bar war. Zurück am Tisch lachte Pablo nur.
„Enrico Enrico", sagte er abwertend. „Du solltest mir auch mal zu ende zuhören", lachte er. „Stimmt, was bekomme ich dafür?", fragte ich. „Darüber können wir dann verhandeln, wenn du es schaffst ihn ein halbes Jahr lang zu daten", nannte er seine Bedingung.
Das wäre auch zu einfach gewesen, wenn es nur um eim Date gehen würde. Genervt schaute ich auf mein Handy, denn mir hatte jemand geschrieben.
„Oke deal", sagte ich und stand auf. „Tschüss mein süßer", rief ich noch zu Moretti rüber.
Natürlich ein abwertender Blick. Ich krieg dich noch, dachte ich mir, als ich im Auto saß.
„Mister Rodriguez, ist alles inordnung?", fragte Handerson, mein Fahrer, mich. „Machen Sie sich keine Sorgen um mich", sagte ich mit einem falschen Lächeln. „Wenn das so wäre, würde ich Sie nicht mitten in der Nacht abholen", meinte er.
Ich gab ihm keine Antwort mehr, denn dazu hatte ich nach dem Abend keine Kraft mehr. Am nächsten Tag saß ich mit wummernden Kopfschmerzen vor dem Schreibtisch meiner Mutter. Sie schmiss mir eine Tratschzeitschrift hin. Mein Gesicht zierte das Cover.
„Was ist das?", fragte sie mich schon etwas lauter. „Eine Zeitschrift", meinte ich genervt. „Du, ganz alleine du, ruinierst unser Image", warf sie mir vor.
Es war nichts neues mehr für mich. Mindestens einmal die Woche schmiss sie mir so etwas vor die Augen. Mal wieder sah ich auf dem Bild schrecklich aus. Die Schlagzeile war nicht besser.
Stürzt der Milliardärs Sohn jetzt komplett ab?
Man sah in meinen Augen, dass ich betrunken war. Meine Wange rot vom Alkohol. Die braunen Haare standen ab. Der nächste Drink schon in meiner Hand.
„Es gab schon schlimmere Bilder", musste ich dann lachen. „Jedes Bild von dir in so einer Zeitschrift macht unser Image kaputt. Ich hab Jahre um unseren Ruf gekämpft. Jedes meiner Kinder ist gelungen, aber nein Enrico Rodriguez muss mal wieder aus der Reihe tanzen", regte sie sich auf.
Ein klopfen ertönte an der Tür. Wahrscheinlich meine Rettung aus dieser Situation.
„Miss Rodriguez, Ihr Meeting beginnt in fünf Minuten. Mister Handerson wartet auch schon auf Ihren Sohn", informierte die kleine zierliche Dame dessen Namen ich immer wieder vergaß. „Teilen Sie ihm mit, dass ich selber fahre", sagte ich und verließ das Büro meiner Mutter.
Mit schnellen Schritten ging ich zum Empfang des Gebäudes und ließ mir irgendeinen Schlüssel geben. In der Tiefgarage merkte ich, dass es der vom Mercedes war. Eine neuere A- Klasse. Ich setzte mich hinters Steuer und fuhr aus der Tiefgarage. Der Parkplatz war voll mit Menschen, aber was erwartete man auch bei einer Privatschule. Northville halt. Ich richtete nochmal meine Krawatte meiner Schuluniform und ging dann auch rein. Fast wäre ich in die weibliche Form von Moretti reingerannt.
„Keine Augen im Kopf?", zischte sie mich an. „Nur für deinen Bruder", lachte ich.
Sie warf mir einen wütenden Blick zu, aber ging dann weiter. Wären wir nicht in der Schule hätte sie mir wahrscheinlich eine geklebt. Das Temperament lag aber anscheinend in der Familie. Manchmal fragte ich mich wirklich warum sie an unserer Schule war, aber dann fiel es mir wieder ein. Ein Stipendium. Sie könnte auch mein Schlüssel zu Alessandro sein also sollte ich mich wohl zusammenreißen.
„Enrico", rief eine liebliche Stimme über den Flur. „Lucia, was möchtest du?", fragte ich genau so lieblich. „Seit wann unterhälst du dich denn mit Moretti?", kam eine Gegenfrage. „Nicht wichtig", lächelte ich.
Ich ließ sie alleine stehen, denn die Gängen waren fast leer. Der Unterricht hatte schon längst begonnen merkte ich, als ich auf die Uhr sah.
„Mister Rodriguez, was ist heute ihre Ausrede?", fragte die Lehrerin. „Hab ausnahmsweise keine, also können Sie sich gerne eine für mich ausdenken", sagte ich, während ich zu meinem Platz schlenderte.
Lucia kam zwei Minuten später auch in den Raum. Gleiche Frage, aber eine Ausrede parat. Periode, wohl die einfachste Erklärung bei Frauen.
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So das war das erste Kapitel. Ich hoffe es hat euch gefallen.
Freue mich über Rückmeldung
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Nur eine Wette
Fiksi RemajaWas war schon eine Wette? Jeder machte das doch, oder nicht? Meist ging es um Geld, aber für Enrico Rodriguez ging es um mehr. Enrico sollte jemand Daten den er über alles hasste. Aber auch er wurde von Alessandro Moretti gehasst. Die Wette kam Enr...