Emilia
So schnell wie der Krankenwagen weg war, waren wir hinterher gefahren. Ich musste sogar Loredana extra aufwecken, da wir schon mitten in der Nacht hatten. Während meine Geschwister und Lorenzo fast am einschlafen waren, ging ich im Wartezimmer auf und ab.
„Du läufst noch ein Loch in das Linoleum", sagte Lorenzo. „Es kann doch nicht sein, dass wir jetzt schon seit über einer Stunde nichts gehört haben", regte ich mich auf.
Jeder Arzt, der vorbei lief, machte jedem von uns kurz Hoffnung. Das warten machte mich irre. Als ich mich auch neben Lorenzo setzte, legte er einen Arm um mich. Ein aufmunterndes Lächeln lag auf seinen Lippen. Manchmal fragte ich mich, wie er so gut mit solchen Situationen umgehen konnte. Eno strahlte immer eine Zuversicht und Ruhe aus, die ich nicht nachvollziehen konnte.
„Möchte noch jemand einen Kaffee?", fragte Antonio in die Runde.
Lorenzo und ich nickten nur, wodurch Antonio sich auf den Weg machte. Mein Blick ging kurz zu Loredana, die eingeschlafen war. Vorsichtig legte ich meinen Kopf auf Lorenzos Schulter.
„San wird schon", sagte er. „Ich hätte heute morgen schon reagieren müssen", meinte ich. „Er hat es nur wieder versucht zu verstecken", seufzte Eno. „Er ist bis jetzt immer wieder gesund geworden", fügte er noch hinzu. „Trotzdem hätte ich reagier müssen", warf ich mir selber vor.
Ich stand wieder auf, da ich mich bewegen musste. Währenddessen kramte ich nach meinem Handy. Es war 03:29 Uhr. Keine Ahnung wie richtig es war, aber ich schrieb Enrico an. Er sollte es meiner Meinung nach wissen. Vielleicht kam er dann. Enrico musste meiner Meinung nach in der Stadt sein. Antonio kam gestresst auf uns zu während er versuchte die drei Becher zu balancieren. Er drückte Eno und mir einen in die Hand und gab uns noch einen Schokoriegel dazu.
„Emi, setz dich", forderte Lorenzo. „Nein, ich will jetzt Information", widersprach ich ihm, während ich den letzten Schluck des wässrigen Kaffees nahm.
Mir platzte der Geduldsfaden. Zweieinhalb Stunden und keine Infos. Genervt wollte ich einen Arzt suchen. Naja der Arzt fand wohl eher mich, denn wir rannten ineinander rein. Von Antonio hörte ich nur ein unterdrücktes Lachen.
„Haben Sie was neues zu Alessandro Moretti?", fragte Lorenzo. „Er ist mittlerweile stabil und bekommt Medikamente", sagte der Arzt. „Was ist es denn?", fragte Antonio. „Das können wir leider noch nicht so genau sagen, da wir noch auf ein paar Ergebnisse warten", meinte der Arzt. „Können wir zu ihm?", fragte ich. „Leider noch nicht", antwortete der Kittelträger.
Ich hätte ausflippen können. Zweieinhalb Stunden und wir durften noch nichtmal zu ihm. Am liebsten hätte ich dieses Krankhaus zusammen geschrien, aber es ging ihm zumindest gut. Wieder lief ich auf und ab, wobei ich auf meinem Schokoriegel rum kaute. Antonio schien dann auch an Lorenzos Schulter eingeschlafen zu sein. Genervt schaute ich auf mein Handy in der Hoffnung, dass Enrico meine Nachricht zumindest gelesen hatte. Vergebens.
„Emi, du musst mal an die frische Luft", flüsterte Antonio müde. „Damit ich alles verpasse?", fuchtelte ich mit den Armen. „Komm, du musst dich mal ein bisschen beruhigen", stand Lorenzo auf.
Genervt ließ ich mich schließlich darauf ein. Die kühle Luft drückte sich gegen mich, als sich die Schiebetüren vom Eingang öffnete. Für einen kurzen Moment war mein Kopf wie leer gefegt. Lorenzo seufzte auf und machte sich eine Zigarette an. Der Rauch stieg in die viel zu helle Nacht.
„Wolltest du nicht aufhören?", fragte ich. „Ja, aber seien wir mal ehrlich, in solchen Situationen unmöglich", zog er den Rauch in die Lunge. „Warum musste er es so weit kommen lassen?", erhoffte ich mir eine Antwort. „Du weisst, dass Alessandro keinem zur Last fallen möchte. Wie du eben schon sagtest, selbst im Krankenhaus würde er sagen, dass alles gut sei. Es ihm gut ginge", legte er seinen Arm um mich. „Er könnte im sterben liegen und würde es noch immer behaupten", schnaubte ich.
Ich entzog mich aus Lorenzos Arm und lehnte mich gegen das kühle Geländer, der Treppe. Der Wind wurde gefühlt noch kälter. Einzig alleine die Sterne und der Vollmond erhellten den Himmel. Die meisten Lichter auf dem Parkplatz flackerten. Innerhalb weniger Minuten fuhren zwei Rettungsfahrzeuge raus. Als wir wieder rein gingen, schlug der Geruch von Desinfektionsmittel uns entgegen. Im Wartezimmer ließ ich mich erledigt auf einen dieser typisch unbequemen Stühle fallen. Meinen Kopf lehnte ich gegen Antonio. Ich konnte es kaum fassen, aber ich schaffte es ein bisschen zu schlafen. Als ich das nächste mal auf die Uhr schaute, hatten wir kurz nach sieben. Beim umschauen fiel mir auf, dass Lorenzo weg war.
„Wo ist Lorenzo? Gibt es etwa was neues?", fragte ich schon fast panisch. „Gibt noch nichts neues, aber Lorenzo ist nur kurz Kaffee holen", sagte Antonio. „Was ist eigentlich passiert?", fragte Loredana, da sie nicht viel verstanden hatte, als wir losgefahren waren. „Alessandro ist bewusstlos geworden", erklärte Antonio kurz. „Wird er wieder gesund?", fragte Lori weiter. „Das ist Alessandro, natürlich wird er das wieder", sagte er mit einem Lächeln.
In Antonios Augen sah man, dass er sich dabei leider nicht ganz so sicher war, wie er tat. Es war ungewöhnlich, dass wir noch immer nichts genaueres wussten. Mich versetzte es mittlerweile auch in Panik. Lorenzo kam in dem Moment auch wieder ins Wartezimmer, aber ohne Kaffee. Er hatte wahrscheinlich nur diese Aufgabe und verpeilte selbst diese.
„Wo ist mein Kaffee?", fragte Antonio gequält. „Scheiß auf deinen Kaffee, wir dürfen zu Alessandro", lachte Lorenzo. „Willst du mich jetzt verarschen oder meinst du das ernst?", fragte Antonio verwundert. „Dann geh ich halt alleine", zuckte er mit den Schultern.
Keine Zehn Sekuden später sprangen wir förmlich auf und folgten ihm. Leise öffnete Lorenzo das Zimmer, denn Alessandro war am schlafen. Mittlerweile hatte er wieder Farbe im Gesicht. San sah ein ganzes Stück lebendiger aus.
———
Was hat Alessandro wohl?
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Nur eine Wette
Dla nastolatkówWas war schon eine Wette? Jeder machte das doch, oder nicht? Meist ging es um Geld, aber für Enrico Rodriguez ging es um mehr. Enrico sollte jemand Daten den er über alles hasste. Aber auch er wurde von Alessandro Moretti gehasst. Die Wette kam Enr...