Alessandro
Das ganze restliche Wochenende hatte ich nichts mehr von Enrico gesehen oder gehört. Im Grunde das was ich wollte. Der Mittwochmorgen war wie fast immer chaotisch gelaufen. Am Mittag bekam ich einen halben Schock, als Enrico an unserem Küchentisch saß. Was zum Teufel machte er denn hier?
„Was machst du hier?", fragte ich kalt, als ich gerade den Einkauf verräumte. „Verzweifeln, mich quälen lassen", lachte er. „Nein, eigentlich lernen wir für die Klausur morgen", sagte Emilia, die gerade die Treppe herunterkam. „Bisschen knapp oder nicht", meinte ich.
Keine zwei Minuten später hatten die beiden sich in den Haaren. Das konnte noch witzig werden. Die Show konnte ich mir dann nicht entgehen lassen.
„San, hilf doch mal", beklagte Emilia sich. „Gib mal her, ich schau mal was ich davon überhaupt verstehe", sagte ich. „Deine Rechnung kann nicht aufgehen. Die Klammer geht vor allem bevor du Punkt vor Strich rechnest", wies ich sie hin. „Stimmt", kam ihr der Lichtblick. „So einfach kann es sein", lächelte ich.
Das restliche konnte ich mir dann doch nicht mehr antun, denn die beiden diskutierten nach kurzer Zeit wieder. Mehr streiten als lernen.
Enrico
Alessandro schaute Emilia mitleidig an und verließ uns dann. Es war nicht mein Plan zu lernen. Ich wollte sehen wie es Alessandro ging und brauchte ein paar wenige Informationen. Mich bei ihm zu melden sah ich als sinnlos, denn er hatte mir zu verstehen gegeben, dass er keinen Kontakt mehr wollte. Genau das was ich nicht wollte war passiert. Er tat so, als wäre ich nie in seinem Leben gewesen. Ich war zwar kein ganz unbekannter für ihn, aber so unbekannt, dass er mich nicht einfach ansprach. Eigentlich wollte ich an dem Abend das Geld nur in den Briefkasten schmeißen, aber ich wollte mich auch vernünftig verabschieden. Das eine Bild hatte mich aber auf eine Idee gebracht. Ob die schlau oder durchdacht war? Sehr unwahrscheinlich.
„Oke, du hast recht, aber kann ich dich mal was fragen?", gab ich mich geschlagen. „Klar, was ist dein Problem?", wollte sie wissen. „Ich hatte letztens ein Bild von Alessandro gesehen. Auf dem Bild war er noch um einiges Jünger und fuhr Inliner. Wann hat er das zuletzt gemacht?", versuchte ich unauffällig zu klingen. „Vor vier oder fünf Jahren glaub ich, er hat aufgehört als Dinger kaputt gegangen sind", sagte sie. „Denkst du er hat heutzutage daran noch spaß?", hinterfragte ich. „Ich denke mal schon, er hat es wirklich geliebt", vermutete Emilia. „Was ist eigentlich zwischen euch beiden passiert?", fragte sie nach ein paar Minuten stille. „Ich weis es nicht genau, aber wahrscheinlich hat er es beendet, weil ich meine Fresse nicht halten konnte", sagte ich.
Zwei Stunden quälte Emilia mich dann noch mit den Aufgaben. Ausnahmsweise hatte ich sogar etwas verstanden. Vielleicht würde ich dieses mal die Prüfung bestehen. In letzter Zeit hatte ich viel verpasst, weil ich mich nicht aus meinem
Apartment traute. Emilia hatte mir ihre Hilfe angeboten was mir natürlich sehr gelegen kam. Alessandro kam in der Zeit auch nicht mehr runter. Ab und zu ein leises Poltern von oben, aber nicht mehr. Dann hörte man aber Schritte auf der Treppe.„Ich bin jetzt weg, lernt nicht zu lange", verabschiedete Alessandro sich, als er die Treppe runter kam. „Keine Sorge", meinte Emilia mit einem lächeln. „Ich sollte auch mal so langsam fahren, wollte noch etwas erledigen", sagte ich. „Wenn du ihn zurück möchtest, solltest du ihn auf keinen Fall bedrängen", riet sie mir . „Ist mir schon klar, aber ich weiß nicht ob ich ihn überhaupt zurück möchte", meinte ich. „Er hat dir eigentlich gut getan, aber du musst es wissen", lächelte sie.
Alessandro
Als ich in der Bar ankam, war zum Glück kaum was los. Ein paar Stammgäste und mehr nicht. Aufeinmal fiel mir eine junge Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm auf. Sie war wahrscheinlich nicht älter als 22 oder 23. Der kleine auf ihrem Arm sah auch nicht älter als fünf aus.
„Mike, was macht ein Kleinkind hier drin?", fragte ich. „Sie wartend auf jemanden, aber weil es draußen regnet hab ich erlaubt hier drinne zu warten", erklärte Mike. „Oke, dann weis ich bescheid", sagte ich. „Ja, aber in einer Stunde kann man die beiden darauf hinweisen zu gehen", meinte er.
Komisch, aber inordnung. Draußen im Regen warten war ja auch schließlich nicht gerade toll. Die Stunde war fast vorbei, als ich den Tisch neben der Dame bediente.
„Entschuldigung, ich hätte mal eine Frage", sprach mich die Dame an. „Ja klar, wie kann ich weiterhelfen?", frage ich höflich. „Kennen Sie den Jungen? War er schon öfter hier?", fragte sie mich und zeigte mir ein Bild. „Nein", log ich.
Die Dame bedankte sich und ich ging wieder hinter die Theke. Es war ein Bild von Enrico. Was wollte sie von ihm? Naja konnte mir auch egal sein. Als ich gerade die Dame rausschicken sollte machte ich auch direkt Pause, wodurch ich sie nochmal wegen dem Bild ansprechen konnte.
„Was möchten Sie von dem Jungen denn?", fragte ich die Dame, als ich mit ihr raus ging. „Ich muss mit ihm etwas klären", sagte sie nur knapp. „Wollen Sie einen Zettel hinterlassen mit ihrem Anliegen und wir geben den weiter sobald wir ihn sehen?", fragte ich. „Nein, aufkeinenfall, aber danke", lächelte sie.
War ja ein Versuch wert etwas herauszufinden. Es ging mich widerum nichts an. Es war für mich eine komische Begegnung, da sie so auf geheimnisvoll tat. Die ganze restliche Schicht ging mir die Dame nicht aus dem Kopf. Ich kam aber auch nicht auf irgendeine logische Idee was sie wollen könnte.
———
Was könnte die Dame von Enrico wollen?
DU LIEST GERADE
Nur eine Wette
Novela JuvenilWas war schon eine Wette? Jeder machte das doch, oder nicht? Meist ging es um Geld, aber für Enrico Rodriguez ging es um mehr. Enrico sollte jemand Daten den er über alles hasste. Aber auch er wurde von Alessandro Moretti gehasst. Die Wette kam Enr...