Alessandro
Enrico war auf meinen Schoß eingeschlafen. Er war erschöpft von dem was sein Körper in kürzester Zeit durch machte. Wahrscheinlich nicht das erste mal in der Nacht. Mit etwas Kraft hebte ich ihn hoch um ihn in sein Bett zu bringen. Nachdem ich ihn zugedeckt hatte, beseitigte ich die Scherben in seiner Küche. Er sollte sich nicht nochmal daran verletzen. Das Apartment sah aus wie als hätte er es tagelang nicht verlassen. Im Badezimmer klebte noch immer das Blut. Im Wohnzimmer lagen noch immer die Pinzette, das Desinfektionsmittel und die Tücher. In der Küche lag noch immer das gleiche Geschirr herum. Gerade als ich meinen Helm in die Hand nahm um zu gehen, rief Enrico mich.
„Bleibst du hier?", fragte Enrico, als ich seine Tür öffnete. „Nein, dieses mal nicht. Ich wollte jetzt fahren so lange es noch dunkel ist", sagte ich. „So lange es noch dunkel ist?", fragte er verwirrt. „Das Motorrad von meinem Vater ist abgemeldet, wollte nicht noch deswegen Stress bekommen. Das fällt durch die neon Orangen Akzente sehr auf", erklärte ich. „Oke, danke", kam es schließlich leise.
(Ausnahmsweise mal ein Bild, damit man sieht was ich meine😅)
Ich schloss die Tür und ging runter zum Motorrad. Kaum war ich zuhause wurde es schon langsam hell. Ich schmiss die Plane wieder drüber und ging rein. Antonio schaute mich sauer an.
„Du hast sie nicht mehr alle. Was fährst du mit dem alten Schrottteil von Dad? Wie kommst du auf so eine dämliche Idee? Und das für Rodriguez?", machte Antonio mich an. „Hol mal Luft", grinste ich. „San, es ist nicht die Zeit zum scherzen. Ich meine es ernst", sagte er. „Oke, es ist kein Schrottteil, es müssen nur ein paar Teile getauscht werden. Es war keine dämliche Idee und ja wegen Rodriguez. Er hatte eine Panikattacke. Lag weinend am Boden", meinte ich. „Wenn du auf die scheiße nicht eingegangen wärst, würde er dich einen scheiß Interessen", warf er mir vor.
Hatte Antonio recht? Ich hatte zu viel für ein bisschen Geld getan. Ich hätte mich einfach weiter auf die Fights und die Bar konzentrieren sollen. Es hatte doch alles so gut ohne ihn funktioniert.
„Hör auf ihm solche Vorwürfe zu machen", mischte Emilia sich ein. „Alles gut, er hat recht", sagte ich. „Wer fährt?", fragte Loredana, die die Treppe in dem Moment runter kam. „Ich fahre, aber warum siehst du aus als würdest du feiern gehen?", fragte ich. „Geh dich bitte umziehen", bat Antonio sie.
Wütend stampfte sie wieder hoch.
Emilia
Alessandro war die ganze Fahrt sehr ruhig. Ab und zu nur ein leises Fluchen. Selbst Loredana merkte, dass irgendwas nicht stimmte. In der Schule sah ich Enrico das erste mal seit zwei Wochen. Respekt, dass er nach so einer Nacht in die Schule kam. Er sah schrecklich aus. Lauter kleine Verletzungen im Gesicht. Was war denn mit dem passiert?
„Emi, du siehst aus wie als ob du die ganze Nacht nicht geschlafen hast", begrüßte Lorenzo mich. „Naja die halbe", meinte ich. „Kaffee?", fragte er und hielt mir seinen To Go Becher hin. „Nein, keine Lust auf deine Bazillen", lachte ich. „Enoo", rief eine weibliche Stimme über den ganzen Gang.
Die Blicken fielen direkt auf uns. Lorenzo genoss es während ich am liebsten im Boden versunken wäre. Wie konnte man bloß Aufmerksamkeit so lieben?
„Morgen schon was vor?", fragte Lucia. „Wollte zu den Morettis", sagte Lorenzo. „Nein, Familienabend", wehrte ich ab. „Eyy, seit wann gehör ich denn nicht mehr zur Familie", lachte Eno. „War nur spaß, du bist herzlich eingeladen uns mit deiner Anwesenheit den Abend zu verherrlichen", meinte ich ironisch.
Ich sah, dass Enrico uns die ganze Zeit beobachtete. Sein Blick war so leer. Oder war er einfach nur in Gedanken? Mich interessierte es aber noch immer was mit ihm passiert ist.
„Sehen uns gleich bei Mathe", sagte ich und entfernte mich von den beiden. „Du siehst gut aus", lächelte Enrico mich an. „Kann man von dir nicht behaupten", gab ich zurück. „Ist nichts schlimmes", nahm er es auf die leichte Schulter. „Was ist mit dir passiert?", fragte ich schließlich neugierig. „Hab bei so einer dummen Sache mitgemacht", sagte er. „Fight?", sprach ich meinen ersten Gedanken aus.
Ein leichtes nicken bestätigte meine Vermutung. Jetzt wo ich so nah an ihm stand, konnte ich jede Verletzung und jeden kleinen blauen Flecken erkennen. Der ganze linke Kiefer war noch leicht gelb. Die Oberlippe noch leicht aufgerissen. Das rechte Auge noch leicht blau gefärbt und angeschwollen. Ebenfalls über der rechten Augenbraue eine Platzwunde.
„Kommst du dann mit zu Mathe?", fragte Enrico während er sich von mir abwandte.
Langsam folgte ich ihm. Wie konnte er das nur so einfach abtun? So wie er aussah hatte er aber wenigstens nicht viel abbekommen. An seiner Gangart merkte ich, dass es doch noch mehr sein musste. Wahrscheinlich einen Schlag oder Tritt gegen die Rippe oder in die Bauchgegend. Viele Bewegungen kannte ich ja schließlich von Alessandro.
—
Alessandro
„San, kannst du morgen Abend einspringen?", fragte Mike mich, als ich gerade die Bar betrat. „Nein, tut mir leid", entschuldigte ich mich. „Ich bezahl dich doppelt", bot er mir an, aber ich lehnte erneut ab.
Familienabend war Familienabend. Doppelte Bezahlung klang zwar auch gut, aber ich konnte dafür nicht schon wieder den Abend absagen. Ein Schnipsen holte mich wieder aus meinen Gedanken. Der ältere Herr vor mir hatte sich schon längst einen über den Durst getrunken. Er bekam kaum noch ein Wort raus. Es war für mich schon ein Wunder, dass er überhaupt noch auf dem Hocker sitzen konnte. Lange würde das bestimmt nicht mehr gut gehen. Kaum hatte ich mich umgedreht hörte ich einen dumpfen Aufprall. Mal wieder ein super Abend, dachte ich mir.
———
Wird Emilia sich einmischen?
Wie findet ihr Antonios Reaktion?
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Nur eine Wette
Fiksi RemajaWas war schon eine Wette? Jeder machte das doch, oder nicht? Meist ging es um Geld, aber für Enrico Rodriguez ging es um mehr. Enrico sollte jemand Daten den er über alles hasste. Aber auch er wurde von Alessandro Moretti gehasst. Die Wette kam Enr...