Enrico
Ich merkte, dass Alessandro los wollte. Gequält stand ich auf, denn er wäre verloren, wenn er die Northville alleine betreten würde. Zusätzlich war er in der Nacht mit meinem Auto gefahren und würde bestimmt eine Stunde brauchen.
„Was machst du?", fragte er irritiert, als ich meine Schlüssel nahm. „Dich fahren?", sagte ich. „Gib die Schlüssel, ich fahr", befahl er mir. „Mein Auto, ich fahr", protestierte ich. „Du bist wahrscheinlich noch nichtmal nüchtern", warf er mir vor.
Er hatte recht, ich wäre meinen Führerschein los. Ich schmiss ihm schließlich meine Schlüssel zu und zog mich auch an. Alessandro sah nicht sonderlich begeistert aus, aber da merkte man wieder, dass er alles für seine Geschwister tat. Eigentlich wollte er alleine rein, aber ich ließ mich nicht so einfach abschütteln. Mit viel zu viel Kraft klopfte er gegen die Tür der Mädchentoilette.
„Gib her, ich mach das", meinte ich. „Du gehst da nicht einfach rein", sagte er. „Dann kannst du noch Stunden warten", warf ich ihm vor.
Ich riss ihm die Binden aus der Hand und ging einfach rein. Eine Tür öffnete sich langsam. Emilias Hand streckte sich raus.
„Danke San", kam es leise. „Alessandro hat sich nicht rein getraut", sagte ich. „Warte mal kurz", meinte sie.
Emilia schloss die Tür während ich mich gegen eine Wand lehnte. Ich hörte wie sie einen Klebstreifen löste. Im nächsten Moment kam sie aus der Kabine und wusch ihre Hände.
„Was läuft zwischen dir und meinem Bruder?", fragte sie. „Nichts, warum?", hinterfragte ich. „Weil er sonst nie einfach die ganze Nacht weg ist ohne Erklärung", erklärte sie. „Frag Alessandro und nicht mich", sagte ich, denn ich hatte selber keine Ahnung. „Dein Ernst? Fick dich", kam es angepisst von ihr.
Frauen und ihre Periode, schrecklich. Emilia stürmte raus und ich folgte ihr, aber Alessandro hielt mich fest. Er schüttelte mit dem Kopf und ging Richtung Ausgang. Diese Familie machte mich noch irre. Mein Blick schweifte durch den Gang. Pablo war an die Spinde gelehnt. Ich folgte San einfach, wobei ich merkte, dass Pablo mir folgte. Moretti hatte sich auf die Motorhaube des Autos gelegt.
„Was wird das?", fragte ich. „Sonne genießen", schnaubte er.
Durch das Wissen, dass Pablo mir gefolgt war, setzte ich mich Alessandros Schoß. Erschrocken setzte er sich auf.
„Mach mit", flüsterte ich in sein Ohr.
Alessandro
Durch sein plötzliches auf mich setzten, fuhr ich hoch, aber er lehnte sich direkt zu meinem Ohr herunter. Er wollte, dass ich mitmachte und in dem Moment erkannte ich Pablo. Bevor Enrico überhaupt etwas machen konnte, legte ich meine Hände auf seine Hüfte. Ich lächelte ihn an und küsste ihn einfach. Schnell wanderten seine Hände um meinen Hals. Ein Pfeifen ertönte hinter Enrico. Das Geräusch einer Handykamera ertönte, wodurch ich Enrico von mir runter hob und auf die Motorhaube setzte.
„Was soll das?", machte ich Pablo an. „Nichts, wollte nur den Moment festhalten", sagte Pablo unschuldig. „Lösch es", befahl ich ihm. „Was wenn nicht?", lachte er. „Willst du es herausfinden?", grinste ich ihn an. „Lass es", flüsterte Enrico mir von hinten ins Ohr. „Lösch es", wiederholte ich mich.
Pablo lachte nur spöttisch und ging. Ich wollte ihm gerade hinterher, als Enrico sich vor mich stellte. Er schaute mir tief in die Augen und ich ihm. Angst. Unsicherheit. Ich erinnerte mich wieder, dass es ja schon ein Bild von uns in einer Zeitschrift gab. Enricos Blick wurde auf einmal kalt, ich erkannte nichts mehr. Der Alkohol verließ seinen Körper und seine Emotionen gleich mit anscheinend. War das der Grund warum er trank? Normalerweise würde man seine Gefühle ertrinken, aber er wollte sie spüren. Konnte er nur in so einem Zustand offen reden? Nein, ich hatte ihn schon anders erlebt. Die plötzlich Änderung gefiel mir nicht, denn er hatte wieder Mauern aufgebaut.
„Soll ich dich nach Hause fahren?", fragte Enrico. „Ich würde gerne woanders mit dir hinfahren", antwortete ich. „Ich fahr dich nach Hause oder nirgendwo hin", meinte er. „Dann fahr mich nach Hause", sagte ich.
Auf der einen Seite wollte er, dass wir uns in der Öffentlichkeit zeigten und auf der anderen Seite distanzierte er sich. Wahrscheinlich würde ich ihn wieder mal ein paar Tage nicht sehen.
„Warum hast du dich betrunken?", fragte ich. „Ist nicht wichtig", murmelte er. „Enrico, mach mir bitte nichts vor. Man betrinkt sich nicht ohne Grund zumindest nicht so wie du gestern. Ich hab genug Emotionen bei dir gesehen, die mir sagen, dass es wichtig ist", sagte ich. „Dann anders Ausgedrückt. Ich möchte nicht darüber reden", meinte er.
War nicht gerade besser, aber das konnte ich noch eher akzeptieren. Zuhause war es fast totenstill. Nur das Geräusch der Kaffeemaschine war zu hören. Antonio saß am Küchentisch und starrte auf sein Handy.
„Ich bin auf deine Erklärung gespannt", meinte er, als er vom Handy hoch schaute. „Enrico war vollkommen betrunken und wollte noch selber fahren. Ihm ging es auch nicht sonderlich gut", erklärte ich. „Du kümmerst dich zu viel um ihn, lass ihn sein Ding machen", sagte Antonio. „Kann sein, aber er bereitet mir Sorgen. Ja klar, ich mag ihn nicht, aber wir beide wissen wohl wie scheiße es ist niemanden zum reden zu haben", stimmte ich ihm zu. „Lass ihn sein Ding machen", wiederholte er sich.
Ich nickte nur und ging. An meinem Schrank hing noch der Anzug vom Event. Emilia hatte das Blut mit viel Mühe rausbekommen. Bei dem Gedanken musste ich leicht lächeln.
———
Kümmert sich Alessandro wirklich zu viel?
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Nur eine Wette
Novela JuvenilWas war schon eine Wette? Jeder machte das doch, oder nicht? Meist ging es um Geld, aber für Enrico Rodriguez ging es um mehr. Enrico sollte jemand Daten den er über alles hasste. Aber auch er wurde von Alessandro Moretti gehasst. Die Wette kam Enr...