Alessandro
Fast wäre ich vor Schock an der Stelle stehen geblieben. Warum ausgerechnet jetzt? Jetzt blieben mir nur noch die Fights. Und Enrico, aber er war es im Grunde Schuld. Er hat mich provoziert.
„Du bist so ein eledeniges Arschloch. Du wirst niemanden mehr finden, der für den Mindestlohn deine scheiß Doppelschichten macht", schrie ich. „Alessandro, raus hier. Ich will dir ungerne Hausverbot geben", sagte mein Chef so ruhig wie noch nie.
Ich wollte gerade auf ihn los gehen, aber da spürte ich einen festen Griff an meinen Bauch. Der Griff wurde fester und ich wurde rausgezogen. Erst draußen sah ich, dass es Lorenzo war. Wer sonst?
„Beruhig dich, du wirst einen neuen Job finden", versuchte er mir gut zuzusprechen. „Die Frage ist wann? Emilia und Antonio werden mich erschlagen", sagte ich. „Du wirst das schaffen", ermutigte er mich.
Ich wollte er mir nicht anhören. Bevor er auch nur irgendetwas weiteres sagen konnte, lief ich los. So viel Wut war in mir. Ich lief immer weiter bis ich an der U-Bahn Station ankam. Die Hälfte wurde ich von einem Fremden mitgenommen. In kürzester Zeit fand ich Momo.
„Bekommst du mich noch rein?", fragte ich. „Werde ich neuerdings nicht mehr begrüßt?", lachte er. „Ja oder nein?", zischte ich ihn an. „Du hast ja eine Wut. Ich sollte dich noch angemeldet bekommen", sagte er mit einem Grinsen.
Ich hatte ausnahmsweise mal Glück und er bekam mich wirklich noch knapp angemeldet. Mal wieder jemand gegen den ich schon öfter gekämpft hatte. Es war von Vorteil, wenn man die Schwäche kannte, aber es konnte auch langweilig werden. Mit zwei Schlägen hätte ich ihn außer Gefecht setzen können, aber ich wollte auch ein bisschen meinen Spaß haben. Er setzte einen gezielten Schlag an meinen Kiefer, wodurch ich Blut schmeckte. Ein fast schon vermisster Geschmack. Es reichte mir dann und ich setzte meine zwei gezielten Schläge. Ich holte mir mein Geld und setzte mich auf meinen Felsen draußen. Bei einem Blick auf meinem Handy sah ich, dass ich mehrere Nachrichten hatte.
Lorenzo
Jetzt sei bitte nicht da
wo ich denkeArrogantes Arschloch
Eyy
Wo bist du
Eyy
Emilia
Lorenzo hat mir gesagt
was passiert ist, wo
bist du?Wir machen uns Sorgen
San
~~~
Ich antwortete auf keine Nachricht. Es war still um mich herum. Ich lehnte mich zurück, wobei mir das Blut in meine Haare lief. Die Welt drehte sich.
„Wusste ich es doch, dass ich dir hier finde", ertönte es hinter mir. „Lass mich inruhe", zischte ich ihn an. „Nein, ich bin nicht durch die halbe Stadt gefahren, damit du mich jetzt wegschickst", widersprach er mir. „Enrico, keiner hat dich darum gebeten. Du bist es doch Schuld, dass es dazu gekommen ist. Du hast mich andauernd bei der Arbeit genervt", warf ich ihm vor. „Kann sein, aber ich kann es dir ausgleichen", sagte er. „Will ich aber nicht, ich suche mir einen neuen Job wo du mir ganz einfach nicht auf die Nerven gehen kannst", meinte ich. „Ich hab schon telefoniert, ich hab jemanden der dir einen geben würde, aber auf der Eastside", informierte er mich.
Erst mir meinen Job kaputt machen, aber dann mir wie ein Engel einen neuen suchen. Wenn das nicht sogar sein Ziel war. Mir blieb eigentlich nichts anderes übrig, denn ich würde sonst auf die Schnelle nichts finden. Ich könnte mich währenddessen auch umhören.
„Komm, ich bring dich nach Hause bevor Emilia an Sorgen stirbt", lächelte er mich an. „Nein, ich laufe", widersprach ich. „Lass mich dich fahren", sagte er.
Ignoranz wäre wohl das beste Mittel also stand ich auf und ging. Ich kam nicht weit, denn ich wurde festgehalten. Warum konnte man mich nicht inruhe lassen?
„Lass. Mich. Los", zischte ich ihn an ohne mich umzudrehen. „Dann fahr mit mir", sagte er ruhig.
Ich schlug seine Hand von meiner Schulter und ging weiter. Tatsächlich ließ er mich dann auch inruhe. Zwei Stunden später kam ich zuhause an. Emilia und Antonio saßen auf dem Sofa so wie als ob sie auf mich gewartet hätten. Emilia fiel mir um den Hals bevor sie mein Gesicht betrachtete.
„Du bist so ein Vollidiot", fing sie an mich anzumeckern. „Das weiß ich selber, aber ich werd mich morgen auch direkt wegen einem neuen Job umhören. Es wird weiter gehen und jetzt gehst du ins Bett, denn morgen ist Schule", sagte ich mit einem Lächeln. „Nein, erstmal kümmer ich mich um deine Platzwunde", meinte sie. „Ich schaff das schon selber", versuchte ich sie zu überzeugen.
Sie lächelte mich müde an und ging ohne weitere Diskussion hoch. Erledigt setzte ich mich an den Küchentisch und schaute durch die Zeitung vom Vortag.
„Soll ich die beiden morgen fahren? Muss nämlich erst ab Mittag arbeiten", fragte Antonio mich. „Wäre nett von dir", sagte ich. „Enrico war eben auch hier, er will morgen früh vorbeikommen. Er meinte, dass er irgendwas mit dir klären möchte", erzählte er mir. „Der geht mir so auf die nerven", ließ ich genervt von mir. „Er bezahlt dich im Grunde dafür, dass du ihn aushältst", erinnerte er mich.
Er hatte recht, ich musste mich jetzt wirklich zusammenreißen. Sein Geld war wichtig für uns, denn ich wusste nicht wann ich arbeiten würde. Vielleicht sollte ich nochmal mit meinem ehemaligen Chef reden. Eventuell könnte ich Glück haben, dass er mich wieder einstellt.
———
Wird Alessandro einen neuen Job finden?
Würde mich über Rückmeldung freuen
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Nur eine Wette
Genç KurguWas war schon eine Wette? Jeder machte das doch, oder nicht? Meist ging es um Geld, aber für Enrico Rodriguez ging es um mehr. Enrico sollte jemand Daten den er über alles hasste. Aber auch er wurde von Alessandro Moretti gehasst. Die Wette kam Enr...