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Nachsitzen. Das erste Mal meines Lebens, und das auch noch wegen meines Bruders.
Es klingelte und anstatt von der Spanisch Stunde jetzt nach Hause zu fahren muss ich jetzt noch hier in dieser gammligen Schule bleiben. Was tut man nicht alles für seine Familie.

Ich kam im Klassenraum an und sah Mr. Williams an dem ich heute schon eine Ohrfeige gegeben habe. Bevor alle anderen kamen stellte ich mich vor ihn und entschuldigte mich erst ein mal. Es tat mir zwar nicht wirklich leid. Aber es ist eine nette Geste schätze ich. "Ist schon ok. Ich verstehe das Sie mit ihrem Bruder sein wollten"
wollte ich das? ich nickte ihm dankend zu und setzte mich dann auf einen Platz.

Und schon kamen Kai und seine Hunde rein. Gefolgt von dem zerschlagenem Jack und seinen zwei Nachläufern.
Als ich Jacks Gesicht sah musste ich anfangen zu grinsen, doch als er plötzlich vor mir stand verschwand mein glücklicher Gesichtsausdruck schnell.

"Das ist mein Platz Pupe" meinte er, und versicherte sich davor noch mal das mein Bruder gerade nicht zuhörte. Weil ich diesmal keine Lust auf Stress hatte setzte ich mich um.

"Hin setzen" schrie Mr. Williams plötzlich sodass ich ungewollt zusammen zucken musste. Jeder verteilte sich im Raum und Kai setzte sich neben mich. "Du hättest das nicht tun sollen Aurora" flüsterte er mir zu "du auch nicht" meinte ich und sah ihn gleichgültig an. "Wir werden heute die Cafeteria reinigen. Aufforderung des Direktors" meinte Mr. Williams. Schlimmer kann es auch nicht mehr werden oder? Ich atmete tief ein und versuchte nicht aus zu rasten. Auch einen der Jungs hörte ich seufzen aber ich konnte nicht zuordnen wer es gewesen war. "Los Kinder!" scheuchte uns unser Lehrer aus dem Klassenzimmer in die Cafeteria.

Als Mr. Williams 5 Minuten später mit Wasser befüllten Eimern, Schwämmen und Handschuhen wieder kam wusste ich das er es wirklich ernst meinte.
"Ihr macht das alles hier sauber. Ich werde solang im Raum Klausuren berichtigen." und schon war er weg. Weil ich weder Jack und seine Freunde noch Kai und seine Freunde mochte und ich keine Lust auf eine Konversation mit ihnen hatte packte ich meine Kopfhörer aus und machte mir meine Lieblings Playlist an. Ich zog mir Handschuhe an und nahm mir einen Schwamm und einen Eimer. Ich fing an die Tische und Bänke abzuwaschen während die anderen nicht wirklich hilfreich waren. Was solls.

Ich war so vertieft in meine Strafarbeit das ich nicht merkte, dass vollkommenes Chaos ausgebrochen war. Die Jungs bewarfen sich gegenseitig mir Schwämmen und Wasser. Ich wollte das alles einfach nur stoppen. Ich machte also meine Musik aus und so schlau wie ich bin stellte ich mich vor meinen Bruder und versuchte ihn zur Vernunft zu bringen. Doch Luke -einer seiner Freunde- war gerade im Angriffsmodus und verwechselte mich mit meinem Bruder. Er kippte mir also einen kompletten Eimer Wasser über meinen Kopf. Plötzlich waren alle still. Sehr angenehm. Ich aber war noch angepisster als zuvor. "Dein Ernst?!" Ich drehte mich um und fing an zu schreien. Doch als ich merkte wo alle hinschauten verdeckte ich meinen Oberkörper schnell mit meinen Armen. Ich versuchte es zumindest.
Das Wasser hatte nämlich mein T-shirt durchsichtig und anliegend gemacht. Man konnte also meinen schwarzen spitzen Bh und mein Bauchnabelpiercing durch sehen. Und sobald auch mein Bruder endlich verstanden hat was gerade passiert ist stellte er sich vor mich und fing ebenfalls an zu schreien "Schaut verdammt noch mal wo anders hin!" Also fingen alle, sogar Jack, an irgend wo anders hin zu sehen.

Kai drehte sich zu mir um und gab mir seine Jacke die er ausgezogen hatte weil es echt warm wurde. "Fahr nach Hause. Wir machen das hier fertig" Ich bedankte mich zuerst für die Jacke und fing dann aber an meinen Kopf zu schütteln. "Ich kann euch doch hier nicht allein lassen Kai." "Wir reden später aber jetzt geh einfach" Ich nickte dann also doch und lief mit der angezogenen Jacke nach draußen zu meinem Motorrad. Setzte meinen Helm auf und fuhr nach Hause.

Dort angekommen sah ich das Auto von Marie vor der Tür stehen. Stellte mein Motorrad schnell in der Garage ab und zog meinen Helm aus. Ging zu unserer Haustür und schloss sie auf. Als ich meine Schuhe ausgezogen habe ging ich in die Küche und begrüßte sie.

"Hi Marie" sie stand noch mit dem Rücken zu mir und drehte sich währen des Sprechens um "Hallo mein Schätzchen, schade das deine Eltern so lang weg sein müssen. Huch. Warum bist du denn so Nass?" Fragte sie mich und ich fing an zu schmunzeln "Naja, mir wurde ein Eimer Wasser über den Kopf gezogen" nun schmunzelte auch sie. "Dann zieh dir mal trockene Klamotten an, sonst wirst du mir noch krank" lachte sie mir entgegen. "Wir haben draußen bestimmt 31 Grad. Wie soll ich denn da krank werden?" meinte ich wohin sie mich nur Kopfschüttelnd ansah. Als ich nach einer Minuten immer noch in der Küche stand ohne das wir irgendwas gesagt haben und uns nur angegrinst haben sagte sie auffordernd "Na los!"

Ich ging schnell nach oben und zog mir eine weite graue Jogginghose mit einem trockenen oversized T-shirt an. Diesmal ein schwarzes. Ich band mir noch meine Haare zu einem Dutt weil ich keine Lust hatte sie zu Waschen und ging dann, nachdem ich meine nassen Sachen und die Jacke meines Bruders in die Waschmaschine gesteckt habe nach unten. Ich und Marie haben uns schon immer gut verstanden und es ist zwar traurig zu sagen, aber ich kenne sie mehr als meine eigene Mutter.
Ich ging noch schnell auf Toilette und bewegte mich dann Richtung Terrasse wo Marie schon mit einem Glas Zitronen Wasser für mich wartete.

"Danke" ich lächelte sie an und fing an von dem Wasser zu trinken. "Hast du Hunger?" Fragte sie mich doch ich schüttelte meinen Kopf. "Ich will mir später noch Cupcakes backen, willst du mit machen?" Fragte ich sie dann, doch diesmal war sie die, die den Kopf schüttelte "Ich muss gleich wieder weg. Ich muss wieder zur Arbeit. Habe nur den Einkauf reingebracht." "Du warst für uns einkaufen?" fragte ich sie weil ich das irgendwie nicht bemerkt hatte. Die Küche sah aus wie davor. "Ja, aber nur grundliegende Sachen, nichts besonderen." antwortete Marie mir.

Ich nickte verstehend und wir hatten eine beruhigende Stille bis sie diese brach "machst du heute sonst noch was?" fragte sie mich neugierig. Ich hatte aber nach diesem Tag kaum noch Kraft für etwas anderes. Nachdem ich auch in der Schule immer von allen so belagert werde brauche ich manchmal auch einen freien Nachmittag. "Nein. Nur noch Backen und ich werde ein bisschen Tanzen denke ich. Kochen muss ich auch noch für Kai. Der braucht sein Essen" schmunzelte ich und sah sie dabei an. "Du brauchst auch dein Essen. Sonst kippst du uns noch irgendwann um weil du nichts isst" sie sah mich besorgt an aber ich winkte ab "Ach was redest du denn Marie? Ich habe heute schon in der Schule gegessen. Mach dir keine Sorgen". Sie sah mich an, nickte und blickte dann auf die Uhr "Ich muss los Schätzchen. Ich komm morgen wieder vorbei." sie umarmte mich noch zum Abschied und ich ging noch mit zur Haustür bis sie dann weg war.

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