MY SOCIETY

24

"Was soll das denn hier werden?" ich war geschockt. Ja ich denke ich war sogar in einer Schockstarre. Meine beste Freundin und mein Bruder? Das hätte ich sogar in meinen Albträumen nicht gedacht. Aus einem gewissen Grund fühlte ich mich hintergangen.

Mir wurde nicht geantwortet. Von keinem der Beiden. Ich würde meinem Bruder gerade so gerne eine reinhauen und Elena aus meinem Haus werfen. Ich war wütend. Aber warum? Sie konnten nichts für ihre Gefühle. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass Elena davor mit mir redet, aber das habe ich ja auch noch nicht über Matteo. Verdammt, jetzt rede ich schon über ihn, als würde ich ihn lieben. Sicher nicht. Aber es wäre dann zumindest fair. Mein Bruder nimmt mir meine Beste Freundin weg, und ich nehme ihm seinen Besten Freund weg.

"Schwesterchen, reg dich nicht auf" meinte mein Bruder. Ich fing an hysterisch zu lachen, denn in so einer Situation so etwas zu sagen, ging meiner Meinung nach gar nicht. "Elena geh nach oben" ich befahl ihr etwas und aus einem unbeschreiblichen Grund tat sie dass, was ich sagte. Ich war nun alleine mit meinem Bruder im Wohnzimmer und setzte mich neben ihn.

"Warum" hauchte ich, denn ich hätte das niemals von ihm erwartet. Aber er kratzte sich nur an Nacken. "Ist schon länger so" sprach er so schnell aus, dass ich es fast nicht verstanden hätte. "Was ist schon länger so Kai?". "Ich habe schon länger Gefühle für sie man" er raufte sich seine Haare. "Warum hast du mir denn nichts erzählt? Ich verstehe das nicht" er sah mich an.

Plötzlich wurde sein Blick aggressiv. Was hatte ich denn jetzt gemacht? "Weißt du was ich nicht verstehe?" er machte eine Pause um meine Reaktion abzuwarten. Ich schüttelte verwirrt meinen Kopf. "Warum du mir nicht von deinen scheiß Problemen erzählst! Du isst Tage nichts, oder kotzt dein Essen aus? Dein Ernst?! Warum sagst du mir nicht, dass der Spruch von mir, dich verletzt hat und warum sagst du mir nicht, dass du dich sogar umbringen wolltest?!" Er war verzweifelt. Und ich auch, denn ich wusste nur von einer Person, die das alles weiß. Aber ich wollte nicht, dass sie es gewesen war, denn dann wäre mein Vertrauen zu ihr so ziemlich gebrochen.

"Kai, ich-" doch er unterbrach mich. "Seid drei Jahren und wahrscheinlich noch länger, hast du mich angeschwiegen! Ich hätte dir helfen können, ich hätte für dich da sein können Aurora." er sah mich aufgelöst an.

"Ich konnte nicht" brachte ich noch raus, bevor sich meine Stimme verabschiedete. "Was konntest du nicht? Mir vertrauen?" ich presste meine Lippen aufeinander. "Ich mach mir Sorgen um dich." brachte er noch raus, bevor nun seine Stimme stoppte. "Das musst du nicht. Mir geht es gut!" ich wollte nicht das er sich Sorgen machte. Ich wollte nicht darüber reden und das vor allem nicht mit ihm. "Du bist verdammt noch mal magersüchtig Aurora!" Nein. Das war ich nicht. "Ich bin nicht annähernd so dünn, dass ich magersüchtig sein könnte Kai." Ich wusste zwar, dass man auch magersüchtig sein kann, ohne Untergewicht, sondern sogar auch mit Übergewicht, aber das half mir hier nicht weiter.

Er sah mich mit verzerrtem Gesicht an. "Du kannst es nicht sehen oder? Du bist blind dafür wie dein Körper aussieht, nicht wahr?" ich presste meine Lippen zusammen. Ich wusste das er Recht hat. Ich wollte es aber nicht wahr haben. "Du hast deine eigenen Probleme. Du sollst dich nicht auch noch um meine Kümmern!" er sah mich geschockt an. "Das will ich aber! Du bedeutest mir mein Leben Aurora! Du bist meine kleine Schwester. Ich will das es dir gut geht." ich lächelte ihn an, denn sonst würde ich weinen. "Wein ruhig. Ich nehme dich gerne in meine Arme, wenn du traurig bist du Winzling"

Ab da konnte ich nicht mehr. Meine Tränen fingen an über meine Wangen zu laufen. Er zog mich in eine Umarmung und ich verkroch mich in seinen Armen. Er hielt mich fest und ließ mich nicht los. Ich fing an zu schluchzten. Ich war ein Wrack.

"Du bist mir wichtig. Verstehst du das Aurora?" sagte er flüsternd und küsste meinen Kopf. Ich nickte so weit wie ich konnte und er sprach dann auch schon weiter. "Wenn du reden willst bin ich ab sofort für dich da. Und es tut mir jetzt leid das sagen zu müssen, aber wenn ich bemerke, dass du weiter abnimmst, dann hast du zwei Wahlen. Du wirst von mir gezwungen zu essen und du bleibst auch so lange am Tisch, bis es nichts mehr bringt, wenn du es auskotzt, oder ich bring dich in eine Klinik für Essgestörte." Ich schluchzte, denn das zu hören tat mir mehr weh als alles andere zuvor. Aber ich verstand ihn. Leider. Dennoch wollte ich nicht gezwungen werden zu essen und auf eine Klinik würde ich auch gerne verzichten. Außerdem bin ich doch zu dick, oder etwa nicht? Langsam war ich mir da nicht mehr so sicher.

"Ich werde dich heute noch bei einer Therapeutin anmelden, dass es dir irgendwann besser geht." Noch einmal schluchzte ich auf, aber nickte dann sachte. Ich löste mich aus seinen Armen und wischte mir meine Tränen weg. "Und wenn ich dir noch eine Sache sagen darf: Du. Bist. Wunderschön. Ich will nicht, dass du dir sorgen wegen deinem Gewicht machst. Vor allem nicht, weil du denkst du wiegst zu viel. Rory. Du wiegst zu wenig. Man sieht deine Rippen wenn du mal keinen Pulli anhast. Du musst mehr essen. Du hast es dir verdient!" ich fühlte mich zwar noch immer beschissen, aber nach diesen Worten, wenigstens ein wenig besser. "Danke" meinte ich dann noch und drückte ihn noch ein mal.

"Und was ist jetzt mit dir und Elena?" sagte ich verheult. "Nach deinem Auftritt hasst sie mich jetzt wahrscheinlich." Ich lächelte ihm aufmunternd an "Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie benutzt dich, oder sie mag dich auch. Also mach dir nicht all zu große Gedanken. Ist eine fifty-fifty Chance". Er sah mich genervt an "Wow. Danke für die Aufmunterung". Ich fing an lachend zu nicken "Gerne doch. Wehe du passt nicht auf sie auf. Und wenn du ihr das Herz brichst, breche ich dir dein Genick verstand?". Er lächelte mich an. "Werde ich schon nicht." Doch jetzt sah ich ihn mahnend an "und wehe du nimmst mir jetzt meine beste Freundin weg. Sonst weiß ich ja, was ich dir weg nehme". Er runzelte seine Stirn "meine Playstation? Was willst du denn mit der?" ich musste anfangen zu grinsen "Du bist so dumm Kai." er nickte mir ironisch verstehend zu "Sicher, dass du nicht dich meinst?" ich schlug ihm gegen seinen Arm "Also, checkst du was ich sagen will? Wenn du mir Elena weg nimmst, dann nehme ich mir einen von deinen Teletubbies.". "Das wagst du nicht" mahnte er nun mich, doch ich nickte überzeugt mit mit meinem Kopf. "Die wollen dich eh nicht" sagte er und verschränkte seine Arme. "Arschloch" murmelte ich, wurde dann aber von Kai vom Sofa geschubst "Geh mal du Zwerg. Ich will wissen ob Elena mich auch mag". "Da musst du sie schon selbst fragen" und somit ging ich lachend aus dem Wohnzimmer.

Elena konnte sich jetzt noch auf was gefasst machen. Ich werde wahrscheinlich nur so tun, denn was konnte sie denn für ihre Gefühle, aber ein wenig böse auf sie sein, wäre schon lustig. Aber mein Vertrauen zu ihr war verletzt, denn sie hatte meinem Bruder so gut wie alles erzählt. Vielleicht hat sie es gut gemeint, aber verletzen tat es mich trotzdem.