MY SOCIETY

36

Ich wachte auf und hatte die miesesten Kopfschmerzen meines Lebens. Ich hatte auch einen Filmriss. Aber nur von dem Zeitpunkt, wie ich in Matteos Auto gekommen bin. An den Rest erinnerte ich mich. Fuck.

Ich öffnete meine Augen und spürte Matteos Arme um meinen Oberkörper geschlungen. Ich wollte ihn nicht aufwecken, denn er hatte noch einen ruhigen Atem. Ich schloss daraus, dass er noch schlief. Ich drehte meinen Kopf ein wenig, um zu sehen ob ich richtig lag. Aber aus dem Kopfdrehen wurde dann doch eine komplette Umdrehung.

Ich sah dem Lockenkopf ins Gesicht. Das ich ihn ansehen konnte, ohne das ich dafür von ihm angesehen werde, war sehr angenehm. Ich legte aus Reflex, sachte meine Hand auf sein Gesicht und spürte seine weiche Haut unter meinen Fingern. Plötzlich atmete er etwas unregelmäßiger und zog mich näher an sich ran. Er öffnete seine Augen und wie so oft traf Grün auf Braun.

"Guten Morgen princesa" sagte er mit seiner Morgenstimme und ich musste direkt anfangen zu lächeln "Morgen" meinte ich sachte und nahm meine Hand von seinem Gesicht, legte sie dann aber um seinen Oberkörper. "Du kannst dich erinnern" stellte Matteo fest und ich nickte mit meinem Kopf "ich weiß nur nicht wie ich in dein Auto gekommen bin". Er lachte auf "Das willst du auch nicht". Ich sah ihn mit gerunzelter Stirn an "So schlimm?" fragte ich und er fing einfach an zu lachen. "Arschloch". Er ignorierte mein gesagtes.

"Lass uns aufstehen" meinte ich und wollte mich schon von ihm entfernen, wurde aber wieder zurück gezogen und mein Kopf wurde nun gegen seine Brust gedrückt. "Du bleibst schön bei mir" sagte er und küsste meinen Kopf. "Wir müssen aber irgendwann aufstehen Matteo" lachte ich, aber genoss insgeheim seine Nähe. Ich könnte noch Stunden so mit ihm liegen. "Ja ja" antwortete er mir noch.

Ich versuchte mich an komplett alles das zu erinnern, was gestern passiert ist. "Du hast ein anderes Mädchen geküsst" sagte ich unbewusst laut. Matteo verkrampfte sich.

"Princesa. Ich mache das nie wieder. Ich dachte ich halte es aus Abstand von dir zu halten aber es geht einfach nicht. Ich- Ich-" er fing an zu stottern. "Was ist?" er fing an seinen Kopf zu schütteln. "Ich kann nicht. Ich habe Angst dich dadurch zu verlieren" erklärte er sich. Ich sah zu ihm auf. "Ist ok. Kannst du mir ja auch wann anders erzählen" ich lächelte ihm aufmunternd zu. Er nickte und sagte dann noch "Danke mi Amore". "Deine Liebe also, ja?" fing ich an zu grinsen, denn die zwei Wörter konnte ich von meinem Spanisch Unterricht noch. Auch er grinste mich jetzt an. Er nahm mich plötzlich an der Taille und presste mich auf das Bett. Er war über mir. Scheiße sah er gut aus.

Er legte eine seiner Hände auf meine Wange und fragte mich dann etwas, was ich schon lange von ihm hören wollte. "Darf ich dich küssen mi corazón?". Ich fing an zu lächeln und nickte ihm dann als Antwort zu. Er beugte sich zu meinem Gesicht und legte seine Lippen sanft auf meine. Ich schloss meine Augen um mich ihm vollkommen hin zu geben. Er war so perfekt. 

Ich nahm meine linke Hand und legte sie auf seine Wange. Als er stoppen wollte um mich an zu sehen, zog ich ihn mit meiner Hand wieder zu mir, um ihn in einen zweiten Kuss zu verwickeln. Mein Herz pochte so schnell, dass ich dachte es würde raushüpfen. Mein Bauch fühlte sich so an als würden tausende Schmetterlinge in ihm fliegen und verdammt meine Lippen prickelten so stark, als sie mit denen von Matteo in Berührung kamen.

Ich hatte meinen ersten Kuss mit meiner ersten großen Liebe. Ich war überglücklich. Diesmal zog er sein Gesicht stärker weg, und diesmal hatte ich auch nichts dagegen, denn ich musste atmen. 

"Ich hab das noch nie gemacht, wenn ich schlecht war, dann sag-" wollte ich mich erklären, denn er sah mich einfach nur an, doch er unterbrach mich mit einem weiteren Kuss. "Du bist perfekt darin" lächelte er und küsste mich ein noch ein mal. "Ich könnte das den ganzen Tag lang machen mi Amore" grinste er mich an. Ich nickte zustimmend "Ich auch". Doch ich hatte das Gefühl, erst jetzt verstand er was ich gesagt hatte "ich war dein erster Kuss?" Ich nickte schüchtern und lief rot an. "Fuck" meinte er dann noch und küsste mich ein weiteres Mal. Ich konnte nur ahnen, dass er es gut fand, denn er sagte sonst nichts mehr sondern grinste mich nur an.

Nach einer Zeit, in der ich auf seiner Brust lag und wir über willkürliche Sachen redeten viel mir etwas ein. "Wie hast du eigentlich gelernt zu kochen wenn du alleine wohnst? Ich mein, du hast die Jungs ja mal angeleitet oder?" fragte ich während er mit seinem Finger Kreise auf meinem Rücken zeichnete. "Ich habe einen Kochkurs besucht als ich dich das erste mal gesehen habe. Ich wollte immer dafür bereit sein etwas für dich zu Kochen wenn du Hunger hast. Außerdem konnte ich mich nicht länger von Pizza ernähren" erklärte er mir und bei dem letzten Teil musste ich anfangen zu schmunzeln. "Du bist ja süß" meinte ich und sah ein wenig zu ihm auf. Doch als ich sein Gesicht sah, hatte ich das Bedürfnis ihm einen Kuss zu geben. 

Ich lehnte mich also ein wenig auf, rückte ein Stück nach oben und drückte meine Lippen auf seine. Er führte währenddessen seine Hände an meine Hüfte und setzte mich auf sich.

Als wir unsere Lippen wieder von einander entfernten sah ich ihn von oben an. "Bin ich nicht zu schwer? Ich geh wieder runter warte" meinte ich schnell doch er hielt mich auf sich. "Du bist so verdammt leicht Aurora. Warum denkst du wollte ich unbedingt kochen können?" ich zuckte mit meinen Schultern und wartete darauf das er weiter sprach "Ich hatte so Paranoia, dass du irgendwann umkippst weil du nichts mehr isst, dass ich kochen können wollte um dir immer was zu essen machen zu können." ich sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an "Du wusstest das ich nicht richtig esse?". Er fing an zu nicken. "Ich bin schon seit 6 Jahren mit deinem Bruder befreundet und wir sind fast immer nur bei euch. Da ist es doch klar, dass ich auch bemerke, wenn du nie was isst" ich sah ihn erstaunt an. "Mein Bruder hat es nicht gemerkt" lachte ich nun auf. 

"Apropos, ich mach uns jetzt Frühstück" meinte Matteo und machte den Anschein aufstehen zu wollen, weshalb ich von ihm runter kullerte. Er stand, wie ich schon erwartet hatte auf und ich tat ihm gleich. "Weißt du wo mein Handy ist?" fragte ich Matteo, denn ich konnte mich gar nicht daran erinnern. "Ich hab es ans Ladekabel" antwortete er mir. "Echt?" hackte ich nach, denn ich hätte das nicht erwartet. "Ne ich lüg dich an" meinte er während wir hinter einander die Treppe hinunter liefen. "Ne ich lüg dich an" äffte ich ihn nach. Er ignorierte mich und lief zur Küche. Ich tat ihm gleich.

Matteo überreichte mir mein Handy und ich nahm es mit einem "Danke" an. Ich checkte, ob mir irgendwer geschrieben hatte, wurde aber enttäuscht als ich keine Nachrichten hatte. "Was willst du?" fragte mich Matteo aber ich zuckte nur mit den Schultern "Eine Kopfschmerz Tablette" antwortete ich ihm. "Ach scheiße. Ich hab voll vergessen das du gestern so hacke dicht warst. Warte kurz" meinte er und öffnete eine Schublade. 

Er hatte echt viele Tabletten und viele Verbände. "Warum hast du so viele Verbände?" fragte ich Matteo, denn in meinem Haus würde man, wenn man Glück hat, einen einzigen finden. Er zuckte mit seinen Schultern "Sammeln sich so an" meinte er bevor er sich zu mir drehte und ein Glas Wasser in seiner rechten und eine Tablette in der linken Hand hatte. Ich nahm beides dankend an und schluckte die Tablette direkt.

Als ich das Glas hin gestellt hatte, hob mich Matteo auf einmal hoch und setzte mich auf die Kücheninsel. Ich grinste ihn an, denn jetzt war ich endlich mal so groß wie er. Wenn ich Glück hatte, sogar etwas größer. "Ich bin größer als du" meinte ich also. Er sah mich kopfschüttelnd an. "Träum weiter mi dulce". "Was heißen eigentlich diese Koseworte, die du immer zu mir sagst?" fragte ich ihn neugierig. Er sah mich nur schief grinsend an "Was denn? Ich bin nicht gut in Spanisch" motzte ich und zog ihn ein wenig zu mir ran, denn er war mir zu weit weg. 

"Also" er atmete lange ein und sah nachdenklich zu mir "'mi dulce' heißt 'meine Süße', 'mi Amore' heißt 'meine Liebe' und 'princesa' heißt 'prinzessin'" er sah mich fragend an als würde er mich fragen wollen, wie er mich noch nannte. "Du sagts noch 'mi corazón' oder sowas" er fing an zu lachen, denn ich sprach es anscheinend komplett falsch aus. Ich schlug ihn gespielt böse auf seinen Arm. "Das heißt 'mein Herz'" sagte er noch, bevor er mich mehr zur Kante schob und mich küsste. Ich genoss jeden einzelnen Kuss den er mir gab. Ich liebte es.

Ich liebte ihn.