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Kai parkte ein paar Straßen entfernt von dem Haus, in dem die Party steigt.

Es war meine erste richtige Hausparty. Ich war zwar schon mal bei einer kleinen, aber die kann man nicht wirklich dazu zählen.

Am Haus angekommen, ging ich noch mit den anderen rein, bis ich sie schon verloren hatte. Elena ging mit Kai und die anderen verteilten sich im Getümmel. Ich war alleine.

Ich holte mir also ein Getränk und stellte mich an die Seite. Ich hatte zwar nicht vor zu trinken, wusste aber nicht, was ich hätte sonst tun sollen. Ich lehnte mich an eine Wand und sah die Leute an. Die meisten waren schon am rum machen. Die, die dies nicht taten, waren am tanzen oder trinken. Mich eingeschlossen.

Meine Augen schweiften so lange durch die Menschenmasse, bis ich Matteo sah. In dem Moment, trafen sich unsere Augen. Grün traf auf Braun. Und als er anfing, während des Augenkontakts, zu lächeln, musste ich dies auch tun. Bis zu dem Zeitpunkt, als ihn ein Mädchen ansprach. Sie kotzte mich direkt an. Redet einfach mit meinem Matteo. 

Ich wurde wütend. Ich hätte ihr so gerne ein scheiß Stuhl gegen ihre hässliche Fresse geschlagen. Ich hätte sie so gerne auf den Boden geworfen um sie danach so lange zu treten, bis sie nicht mehr bei Bewusstsein ist. Hätte sie wie ein normaler Mensch mit ihm geredet, wäre ich nicht so ausgeflippt, aber als sie ihre Hand auf seine Brust legte und Matteo dies auch noch zu lies, war ich so wütend verdammt. Ich konnte nicht mehr wirklich klar denken. 

Ich lief auf die zwei zu und hatte eigentlich nur Matteo im Blick. Die tanzenden Menschen machten es mir nicht gerade leicht zu ihm zu gelangen. Ich wollte ihn von ihr weg bringen. Miese Schlampe. 

Als ich bei ihm angekommen war, sah er mich zwar kurz an, ignorierte mich daraufhin aber wieder. Doch als mein Blick zu der Schlampe ging und diese mich noch nicht einmal ansah, fing ich an, gegen die Lautstärke zu schreien. "Matteo was soll das?". Ich hatte das Gefühl, als hätte er mich zwar gehört, wollte es aber so aussehen lassen als hätte er es nicht. Ich griff ihn also an der Hand und zog ihn einfach nach draußen. Er lief mir hinterher. Hätte er das nicht gemacht, hätte er etwas erleben können. 

Im Vorgarten des Hauses stellte ich mich dann gegenüber von ihm, und wieder. Grün traf auf Braun. Ich war aber unter Feuer. Ich war eifersüchtig. Auf ein Mädchen, dass ihn angefasst hat und mit ihm geredet hat. Deshalb konnte ich diesen Augenkontakt nicht genießen.

"Was machst du Aurora?" fragte er mich, als wäre es ganz und gar nicht verständlich, dass ich ihn von dieser Schlampe weg bringen wollte. "Dein Ernst? Was sollte das?" fragte ich ihn aber noch immer sah er mich gleichgültig an. Plötzlich fing er an zu lachen. "Du dachtest da läuft was zwischen uns?" fragte er mich, noch immer lachen. Ich sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. "Was?". Noch immer lachte er "Ich würde doch niemals mit der Schwester meines Kumpels was anfangen. Du bist ein so Naives kleines Mädchen Aurora".

Ich fühlte mich so, als hätte ich ein Dolch mitten in mein Herz bekommen. Ich fühlte mich so, als hätte mich jemand angeschossen und ich würde langsam aber sicher verbluten. Ich dachte, dass mit mir und Matteo wäre etwas gewesen, etwas mehr als Freundschaft. Etwas mehr, als nichts. Ich dachte, dass er mich leiden könnte. Nein, dass er mich mag. Vielleicht auch etwas mehr. Mir zu sagen er könnte nicht ohne mich leben und dann sowas? Ich wusste nicht, was ich denken sollte. 

"Wir waren nur befreundet. Die ganze Zeit über Aurora. Ich habe mit dir gespielt." Er lachte noch immer und ich merkte wie mir eine Träne über die Wange lief. Ich dachte, ich dachte... Ich wusste nicht was ich hätte denken oder tun sollen. "Freunde?" wisperte ich in Gedanken. Ich sah ihm noch immer in seine tief grünen Augen. Schon immer mochte ich diese Augenfarbe am liebsten. Sie fesselt einen. Sie lässt einen die Probleme um sich herum vergessen, denn sie umhüllt einen. 

"Ja. Sei nicht so naiv und denke ich würde von der Schwester meines Freundes etwas wollen." wiederholte er noch mal das, was er mir schon ein mal grob gesagt hatte. 

Naiv. Ich war naiv. Ich war gutgläubig und dumm. Ich hätte nicht darauf vertrauen sollen, dass mich jemand mag. Vor allem nicht in einem Zusammenhang mit Gefühlen. Gefühle wie Liebe oder verliebt sein.

"Beweise es" sagte ich kalt und starrte ihm noch immer in seine Augen. Immer als ich in seine Augen gesehen hatte, sah ich Schutz und Geborgenheit, doch jetzt. Jetzt sah ich Kaltherzigkeit und Emotionslosigkeit. Ich sah kälte und Schmutz. Und jetzt wollte ich nur wissen, ob ich diese Geborgenheit von ihm, jemals wieder spüren werde. 

"Ich soll dir beweisen, dass du mir nichts bedeutest? Nichts leichter als das" antwortete er mir, ging zu einem Mädchen, dass ebenfalls draußen stand, drehte sie zu ihm und küsste sie. Er küsste ein anderes Mädchen. Vor meinen Augen.

Mein Herz zerbrach in tausend Teile. Ich war zerbrochen und meine Seele auch. Ich war so naiv. Ich spürte eine zweite Träne auf meiner Wange und sackte zu Boden. Ich fühlte mich noch nie in meinem Leben so verletzt und betrogen wie in diesem Augenblick. Ich fühlte mich im Großen und Ganzen, billig und benutzt. Ich wusste nicht, ob Matteo noch immer mit dem Mädchen rum machte, oder ob er schon wieder drinnen war, aber es interessierte mich nicht mehr.

Mein Vorsatz, mich niemals, wegen eines Jungen so zu fühlen, waren nun auch nur noch leere Worte. "Geht es dir gut?" hörte ich eine mir bekannte Stimme. Marcel.

Ich blickte auf und als ich sein besorgtes Gesicht erkannte, fing ich an zu nicken. "Ist ok" sagte ich noch, um meine Antwort zu bestärken und wischte mir meine Tränen weg. "Ich sehe zwar gerade, dass du mich anlügst, denn du würdest nicht ohne Grund weinen, aber lass es uns weg saufen" er fing an zu grinsen und half mir auf. Auch ich fing an sachte zu lächeln, denn weinen würde mir jetzt im Moment nichts bringen.

Ich folgte Marcel mit in das Haus und dann zu dem Alkohol. Weil ich nur betrunken werden wollte und es mich nicht interessierte wie ekelhaft es schmeckte oder wie sehr es mir im Hals brennen würde, nahm ich mir einen Becher und füllte ihn bis zu dreiviertel voll mit Vodka, nur um es dann noch mit Orangensaft zu vermischen. Ich stieß mit Marcel an und exte dann den Becher runter. Es brennte zwar unglaublich stark, doch ich wollte nur für eine Minute diese scheiß Gefühle vergessen, denn sonst würde ich daran noch endgültig zerbrechen. Und tatsächlich, nach einer gewissen Zeit spürte ich die Wirkung des Alkohols.

Ich ließ meinen angespannten Körper entspannen und fing an zu tanzen. Ich tanzte ein paar Jungs an und es machte tatsächlich wirklich Spaß. Ich realisierte nicht Wen ich antanzte. Ich tanzte einfach nur. So lange, bis ich von dem Typ angesprochen wurde, den ich angetanzt hatte. "Aurora, willst du hier etwa jeden verführen?". Ich drehte mich zu dem Typ um und erkannte Xavier. "Ich wollte nicht- Sorry" sagte ich nur und wollte mich von ihm entfernen, doch er hielt mich an meinen Hüften fest und tanzte weiter mit mir. "Ich hab damit kein Problem, aber dein Bruder wahrscheinlich" lachte er mich an und ich musste auch schmunzeln. "Man kann doch so unter Freunden tanzen oder?" redete er weiter, aber es erinnerte mich an Matteo.

Ich löste seine Hände von meinen Hüften und drängte mich nach draußen. Ich wollte nach Hause, hatte aber niemanden der mich fahren könnte. Auch wenn es nicht schlau war, überredete mich mein alkoholisiertes Gehirn mit irgend einem Auto nach hause zu fahren. Ich hatte noch nicht mal einen Führerschein. Und ein Auto hatte ich auch nicht. 

Aber man sagt doch immer 'No Risk No Fun' oder?

Ich suchte mir also ein Auto, dass sich lohnen würde zu klauen oder zumindest auszuleihen und sah eins, am ende der Straße. Ich wusste nicht wann oder wo ich gelernt hatte ein Auto aufzubrechen, aber ich konnte es. Ich schaffte es die Autotür aufzumachen. Im Nachhinein war ich mir aber nicht mehr sicher, ob die Tür überhaupt abgeschlossen war. 

Als ich mich in das Auto setzte und ich sah, dass der Schlüssel steckte, konnte ich mein Glück gar nicht fassen, denn es war schon wirklich unwahrscheinlich ein Auto mit einem steckenden Schlüssel zu finden. 

Ich wollte die Zündung des Autos schon starten, bis ich von jemandem aufgehalten wurde. Ich schloss frustriert meine Augen und verdrehte sie, als ich diese wieder öffnete.

MY SOCIETYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt