18

6.6K 216 21
                                    

Ich tanzte schon seit zwei Stunden. Ich quälte mich durch das Training. So konnte ich wenigstens für eine gewisse Zeit meine Probleme vergessen. Es kam jemand in das Tanzstudio. Es war ein Junge. Ich schätzte ihn so alt wie mein Bruder. Ich machte durch die Unterbrechung eine Pause und trank ein wenig von meinem Wasser. Der Junge hatte russische Gesichtszüge und dunkle Haare. Seine Haare waren ein wenig gelockt und als ich in sein Gesicht sah, stachen seine strahlend blauen Augen raus. Aber er hatte nicht nur Russische Gesichtszüge. Ich konnte nur nicht erkennen, was genau es war.

Er sah Arrogant und Selbstsicher beim Tanzen aus. Er bewegte sich anmutig und gerade zu Makellos. Aber ich war besser und das sagte ich nicht aus Arroganz oder Selbstzweifel. Das sagte ich aus reinem Wissen. Es war so und es wird auch so bleiben. Denn es fehlte ihm die Leidenschaft im Ausdruck. Es sah so aus. Als machte er diesen Sport, als müsse er jemandem etwas beweisen, nicht weil er es liebte oder er es für sich tat. Außerdem hatte er nicht den typischen Tänzer Körper, was ich von mir zwar auch nicht behaupten konnte aber er hatte Muskulöse Arme und ein breites Kreuz. Außerdem konnte man sein ausgeprägtes Sixpack durch sein weißes T-Shirt sehen.

"Wie lange willst du mich noch anstarren Engel?" sprach er zu mir. "Entschuldigung?" Ich war leicht geschockt. Wie sind die Jungs von heute nur so geworden. 'Engel' ich war noch nicht mal so nett zu ihm und er geht davon aus ich sei ein Engel? Er sah mich aber nur mit hochgezogener Augenbraue an. "Dein Ernst. Nennst mich Engel? Ist er so schwer nach meinem Namen zu fragen?" Ich lief währenddessen auf ihn zu und merkte, dass ich vor ihm irgendwie klein war, denn ich musste zu ihm Aufschauen und das kratzte schon ziemlich an meinem Ego. Aber was kann ich denn dafür? Warum war er denn so groß? "Nicht so Aggressiv. Bist wohl ein kratzbürstiger Engel. Eigentlich müsste ich der sein, der Aggressiv ist. Du hast doch mich angestarrt." ich sah ihm empört entgegen, drehte mich um und packte meine Sachen zusammen. Arschloch. Als ich an ihm vorbei ging sagte er aber noch etwas. "Wie heißt du denn jetzt?". Ich lachte ironisch auf "Das wüsstest du wohl gerne." War meine Antwort und schon war ich weg.

Einem so Arrogantem Typ meinen Namen zu sagen wäre Selbstmord. Es würde mich nicht wundern, würde er auf seiner Schule jedem irgend eine scheiße von 'Aurora Lopez' erzählen. Mein Ruf wäre für die nächsten Jahre zerstört.

Ich machte mich auf den Weg zu meinem Motorrad. Vorhin stand es fast alleine auf dem Parkplatz. Nur das Auto der Besitzerin des Studios stand da. Doch jetzt stand ein Sportwagen neben meinem Motorrad. Ich wusste, dass es ein McLaren 720S war, weil mir Elena mal ein Bild von ihrem Traumauto gezeigt hatte. Es war genau dieses. Es war schwarz und sah fast ein bisschen einschüchternd aus, auch wenn ich das von einem Auto nie gedacht hätte. Wahrscheinlich gehörte es diesem Typ von eben. Ein Angeber war er also auch noch. Wird ja immer besser.

Ich bekam, während ich auf dem Weg nach Hause war, das Bedürfnis zu den Pferden zu gehen. Also bog ich kurzerhand in die Straße ein, zu der es zum Stall ging und stellte dann mein Motorrad vor dem Eingang ab. Ich lief rein und sprühte mich davor noch mal mit Deo voll, denn die Pferde müssen ja meinen Schweiß nicht zu riechen bekommen.

Ich machte mich auf den Weg zum Stübchen, denn dort war Teresa immer. Ihr gehörte der Stall und sie war eine gute Freundin von Elenas Mutter. Weshalb Elena auch immer so oft hier gewesen war. Als mich Teresa erkannt hatte kam sie auf mich zu "Hallo Aurora. Schön dich zu sehen. Du warst ja echt lang nicht mehr da" ich nickte ihr lächelnd zu "Ja sorry. Aber ohne Elena war es irgendwie anders.". Sie winkte ab "Ich mach dir doch keinen Vorwurf. Wie lang wird sie denn noch weg sein?" ich musste kurz überlegen meinte dann aber "Noch gut drei Monate" ich presste die Lippen zusammen, denn es dauerte tatsächlich noch lang, bis ich sie wieder sehen würde. Sie strich mir aufmunternd den Arm. "Also bist du für Stallarbeit gekommen?" fragte sie Ironisch und ich fing an schief zu grinsen. "Komm, du putzt Asanja und Dj und dann kannst du noch Hillary reiten. Sie wird von den Kleinen geputzt und warm geführt und dann kannst du sie übernehmen ja?" ich lächelte sie an und nickte mit meinem Kopf "Danke". Es war nicht selbstverständlich so offen mit mir umzugehen. Außerdem fand ich es auch fair, dass ich ihr erst mal Arbeit abnahm und dann ein Pferd von ihr in Beschlag nahm.

Ich ging auf die Box von Dj zu. Ich bin ihn mit elf oft geritten. Elena auf Asanja. Sie waren beide Ponys. Das heißt, nicht größer als 1,48 Meter. Ich nahm mir sein Halfter und ging in die Box. Ich zog ihm das Halfter an und führte davor zur Begrüßung meine Hand an seine Schnauze um mich riechen zu können. Als ich ihn rausgeführt hatte und anfing ihn zu putzen hörte ich währenddessen, der Musik aus dem Radio zu, welches im Stall immer an war.

Als ich das selber Prozedere auch bei Asanja erledigt hatte und mir dann von einem Kind, Hillary übergeben wurde, fing ich an diese zu Satteln und zu trensen. Als ich in die Reithalle rein ging und ich eine Reitstunde von Kindern im Alter von 10 und 11 Jährigen beobachten konnte, musste ich anfangen zu lächeln. So sahen Elena und ich auch mal aus. Eigentlich Lustig, wenn man so drüber nach denkt.

Ich stieg auf die wunderschöne, schwarze Stute und begann, noch mal zur Aufwärmung ein Paar runden zu drehen. Auch wenn ich lang nicht mehr auf einem Pferd saß, fühlte es sich so an als wäre ich Gestern zum letzten mal geritten. Ich denke das ist so wie Fahrrad fahren. Das verlernt man nicht.

MY SOCIETYWo Geschichten leben. Entdecke jetzt