Zuhause angekommen ging ich direkt in mein Zimmer. Ich meinte zu meinem Bruder ich sei müde, aber nein. Ich fühlte mich einfach mies. Es war gerade mal 21 Uhr. Nach dem duschen zog ich mir eine weite Jogginghose und einen Pulli an. Ich legte mich in mein Bett und verkroch mich unter meiner Bettdecke. Genau in solchen Momenten vermisste ich Elena am meisten. Sie war die einzige die sich immer darum gekümmert hat, dass es mir Gut geht, dass ich genug esse und dass ich mich nicht so fühlte, wie ich es gerade tat. Das war auch der Grund, weshalb mein gestörtes Essverhalten sich, während sie weg war, so verschlimmert hatte. Ich versuchte also mein Glück und rief sie an. Doch sie nahm nicht ab. Wahrscheinlich war sie gerade auf irgend einer Party.
Ich hielt es nicht mehr aus. Ich überdachte meine Entscheidungen. Ich überdachte gerade mein ganzes Leben. Ich war sauer auf meine Eltern, dass sie nie bei mir waren, ich war sauer auf mein Bruder, dass er sowas zu mir sagte und ich war sauer auf mein ganzen Leben. Warum war ich so? Warum waren meine Entscheidungen immer falsch? und warum war ich so falsch? Ich verfiel so stark in die Selbstzweifel, dass ich noch nicht mal bemerkt hatte wie die Tränen nur so über meine Wangen flossen. Nach einer Zeit, schlief ich mit meinem Handy in der Hand ein.
Es war Sonntag. Ich lag schon, seit dem ich aufgewacht war in meinem Bett. Hatte keine Kraft zum aufstehen und wollte es auch nicht. Doch mein Bruder klopfte an meine Tür. Das passierte um 14:43 Uhr. Ich starrte durchgängig auf mein Handy. Entweder war ich auf Tiktok, Instagram oder Netflix. "Willst du nicht mal runter kommen?" ich sah ihn kurz an und schüttelte dann leicht lächelnd meinen Kopf. Sonst würde er noch denken mir geht es nicht gut. "Gut dann nicht" er schloss die Tür wieder hinter sich. Ich wusste nicht mal ob die Teletubbies hier übernachtet haben. Es war mir aber auch relativ egal.
Elena rief mich zurück. Endlich. Ich nahm an. "Was ist los? warum siehst du so unglücklich aus Schatz?" sie sah mich besorgt an. Ich schüttelte nur meinen Kopf. Sie wusste genau was das bedeutet, denn sie kannte mich in und auswendig. "Nein oder? Es lief doch so gut" sie sah traurig aus. Ich sah sie kraftlos an. Weinend ein zu schlafen und nach 5 Stunden schlaf wieder auf zu wachen war nicht gerade Stärkend. "Aurora. Du bist so wunderschön. Lass dich doch von einem blöden Kommentar nicht so runter machen! Egal wer dir das gesagt hat" sie versuchte mich aufzubauen. Und ich war ihr dankbar dafür. "Willst du erzählen was passiert ist?" reden half mir immer. Aber nur wenn es mit ihr war. Sie war der einzige Mensch, der alles über meine Vergangenheit wusste. Sie war der einzige Mensch der mich verstand und sie war der einzige Mensch, dem ich zu 100% vertrauen konnte. Also fing ich an zu erzählen. Wie es dazu gekommen ist, dass ich jetzt hier so lag und auch wie der Tag gestern im generellen war. Doch das mit Matteo, wollte ich ihr wann anders erzählen. Sie hörte mir zu. Munterte mich auf als ich tränen verlor und versuchte so gut für mich da zu sein wie sie konnte. "Aber dein Bruder meinte das doch nicht Ernst. Er hat das aus Spaß gesagt. Männer denken nicht darüber nach was sie sagen und Jungs schon gleich gar nicht. Du weißt doch, dass er bei seiner Geburt auf den Kopf gefallen ist!" ich musste anfangen zu lächeln. Sie schaffte es immer mich aufzumuntern.
"Hör zu Ari. Wenn Jungs etwas sagen wie 'warum hast du eine so große Nase' oder 'ess weniger' denken die nicht darüber nach ob sie damit ein Mädchen verletzt haben. Aber wir Mädchen sitzen dann im Bett und weinen uns selbst in den Schlaf. Aber wissen das die Jungs? Natürlich nicht! Weil es sie nicht interessiert. Sie interessiert es nur wie Lustig es war. Also nehm dir das bittenicht zu Herzen. Männer sind sowieso alle dumm. Die wissen noch nicht mal was eine Mascara ist!"
Ich lächelte ihr zu. "Das wollte ich an dir sehen Schatz. Dein makelloses Lächeln." ich fing nun an zu lachen. Denn so kitschig war sie eigentlich nie, weshalb auch sie anfangen musste zu Lachen. "Hör zu, ich bin die nächsten 4 Stunden nicht erreichbar. Danach kannst du mich wieder anrufen. Alles klar?" Ich nickte und bedankte mich noch bei ihr. Denn das sie so für mich da ist, war nicht selbstverständlich. Aber sie widersprach mir. "Natürlich ist das Selbstverständlich" sie lächelte mich an und verabschiedete sich dann bei mir. "Bis später Elena" tat ich ihr gleich und als wir aufgelegt hatten, rief mich meine Mutter an.
Was will sie von mir? Sie rief eigentlich immer meinen Bruder an. Ich nahm trotzdem den Anruf entgegen und begrüßte sie herzlich. "Hallo mein Kind. Wie geht es dir?" begrüßte sie mich. "Gut warum fragst du Mom?" Sie konnte mich ja nicht sehen, so wie Elena, weshalb sie auch meine rot geweinten Augen nicht sehen konnte. "Wir machen uns seit dem Vorfall letzter Woche Sorgen um dich. Außerdem haben wir eine Nachricht von einer gewissen Dr. Brown bekommen." ich zog Luft ein. Ich dachte sie hätte Schweigepflicht? Ich stellte mich aber dumm. "Was wollte sie denn?" ich hoffte so sehr, dass sie ihnen nichts erzählt hat. "Sie meinte du solltest zu einem Therapeuten oder so was. Sie sagte uns aber nicht warum. Willst du uns etwas erzählen Schatz?" ich atmete erleichtert aus und antwortete auf ihre Frage. "Eigentlich nicht mom. Ich weiß auch nicht warum sie das denkt." ich konnte ihr die Wahrheit aus Prinzip nicht sagen. "Also brauchst du keinen Therapeuten? Haben wir uns schon gedacht. Wir haben jetzt aber leider keine Zeit mehr. Bis dann Schatz" und schon hat sie aufgelegt. Ich konnte ihr noch nicht mal 'Tschüss' sagen. Ich ließ mein Handy aus meiner Hand fallen und strich mir über mein Gesicht. Vielleicht würde mir einer helfen, aber meine Eltern würde es wahrscheinlich noch nicht mal interessieren.
Durch Elenas Worte hatte ich nun das Gefühl, ich blockierte mich selbst. Ich müsste einfach aufstehen und weiter machen. Das tat ich jetzt auch. Ich stand auf, lief ins Bad und reinigte mein Gesicht, putzte meine Zähne, bändigte meine Locken und leerte meine Blase. Ich sah ziemlich blass aus als ich in den Spiegel blickte. Ich kniff mir also in meine Wangen, damit in sie Blut fließen und sie somit Farbe bekamen und ging auch wieder in mein Zimmer. Ich zog mir eine andere Jogginghose und einen anderen Hoodie an. So ging ich dann runter. Ich konnte schon auf der Treppe die Stimmen der Teletubbies erkennen. Ich stöhnte genervt auf. Die haben auch kein eigenes Zuhause. Warum waren die überhaupt immer nur hier. Waren die Obdachlos oder was? Ich ging in die Küche, nahm mir eine Flasche Wasser und setzte mich mit ihr an unsere Kücheninsel. Ich hatte keine Lust auf Menschen. Schon gar nicht auf Männer.
Doch als Matteo in die Küche kam musste ich anfangen zu lächeln, unbewusst. Er nahm sich ein Glas und befüllte es mit Cola aus unserem Kühlschrank. Dann setzte er sich neben mich. "Alles klar?" fragte er mich und ich nickte nur. "Bei dir?" gab ich also zurück und diesmal nickte er. Es war vielleicht eine Stille Konversation, zeigte aber viele Emotionen beider Seiten. "Was machst du heute noch?" Fragte er mich, während ich seinen stechenden Blick auf mir merkte. "Ich geh tanzen" antwortete ich kurz und knapp. Ich hatte keine Interesse an dem was er heute machte. Er wird wahrscheinlich etwas mit meinem Bruder und den anderen unternehmen. Das war mir schon Antwort genug. "Dann viel Spaß dir" er stand auf und verschwand.
Ich ließ meinen Kopf auf meine verschränkten Arme, auf der Tischplatte fallen und schloss meine Augen. Verdammt.

DU LIEST GERADE
MY SOCIETY
RandomOb sie ein unbekanntes Mädchen ist? Auf keinen Fall. Die ganze Schule kennt sie, die ganze Schule will mit ihr befreundet sein und die ganze Männerwelt der Schule will was von ihr. Sie ist die Prinzessin der Schule. Deshalb liebt sie jeder. Jeder...