Teil 2

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Ana

Zwei Stunden später kommt Stepan, in Begleitung einer jungen Frau, in das Zimmer meiner Mutter gelaufen und stelle die junge Frau vor. "Ana darf ich vorstellen - Ivana Polina die Innenarchitektin für das Babyzimmer."

Desinteressiert wende ich mein Blick ab und schaue, wie so oft, aus dem Fenster. "Ich freue mich sie kennenzulernen. Es ist mir eine Ehre für ihr Kind das Kinderzimmer zu gestalten.", sagt Ivana Polina fröhlich, kommt auf mich zu und reicht mir ihre Hand.

"Gestalten sie was anders.", erwidere ich ihr schroff und ignoriere ihre Hand. Verunsichert zieht sie ihre Hand zurück und guckt Hilfesuchend zu Stepan. "Bitte Ana, tuen sie es für das Baby.", redet Stepan auf mich ein und kommt ein paar Meter auf mich zu gelaufen.

Sarkastisch lache ich auf und schüttle schnell den Kopf. "Wenn ich was für mein Baby tuen will, dann ist es seinem Vater zu erzählen das er Vater wird.", spreche ich etwas lauter und erhebe mich von der Fensterbank. 

"Sie kann also entweder wieder gehen oder sucht sich das verdammt Zimmer selbst aus und richtet es sich so ein wie sie es für gut hält. Mein Kind wird aber nicht in diesem Kinderzimmer schlafen.", hänge ich wütend an und verschränke die Arme vor der Brust. 

Seufzend schickt Stepan die junge Frau, mit einer Handbewegung, raus und schließt, Gentleman like, die Tür hinter ihr. "Er gibt sich alle mühe und sie treten es mit Füßen. Das ist nicht fair.", sagt Stepan ernst und schüttet leicht seinen Kopf. 

"Soll ich ihnen sagen was nicht fair ist? Das er Aiden die Chance nimmt eine guter Vater zu sein, obwohl er genau weiß wie es sich anfühlt, weil er genau in der gleich Situation ist. Also kommen sie mir nicht so.", erwidere ich gereizt und fange an im Zimmer auf und ab zu laufen. 

Das ganze bringt mich noch in den Wahnsinn. Die ganzen Anschuldigungen und wer jetzt im Recht ist, ist einfach nur nerven aufreibend. Klar ich könnte nachgeben und versuche ein normales Leben zu führen. 

Aber was erzähle ich meinem Kind, wenn es fragt, wo sein Papa ist? Oder wenn es mich fragt, warum sein Papa kein Teil seines Lebens sein möchte? Soll ich dann einfach sagen: Tja Opa wollte es nicht und dein Vater weiß nicht mal das er Vater ist. 

Das ist absurd. 

"Wenn sie meinen. Ich werde Miss Polina ein Zimmer geben und sie wird es ihnen gestalten. Wenn sie ihre Meinung ändern sollten. Dann geben sie bescheid und sie können sofort anfangen.", sagt Stepan sachlich, nickt einmal und verschwindet dann aus dem Zimmer. 

Genervt setze ich mich an das Bett meiner Mutter und greife nach ihrer Hand. Völlig regungslos liegt sie da und vegetiert so vor sich hin. Doch plötzlich merke ich ein leichtes Zucken in ihrer Hand und gucke auf geregt zwischen ihrer Hand und ihrem Gesicht hin und her. 

Wieder ein Zucken. 

Schnell suche ich nach dem Alarm Knopf und betätige ihn rasch. Aufgeregt stehe ich auf und stelle mich neben ihr Bett. Mein Herz schlägt unermüdlich gegen meinen Brustkorb und lässt mich schneller atmen. 

Noch ein Zucken.

"Mama.", hauche ich und kann nicht verhindert das mir eine einzelne Tränen über mein Gesicht läuft. Die Tür wird geöffnet und Danilo betritt eilig den Raum. "Was ist passiert?", fragt er professionell und überprüft die Geräte.

Als ich nicht sofort etwas erwidere, guckt er mich fragend an und betrachtet mein Gesicht genau. "Ihre Hand hat gezuckt. Drei mal.", sage ich dann endlich leise und schaue ihn aufgeregt an. Wie als ob sie es ihm auch zeigen will, zuckt ihre Hand nochmal. 

Doch diesmal stärker. 

Sofort holt Danilo einen Stift, mit integrierter Taschenlampe, hervor und leuchtet in die Augen meiner Mutter. "Sonst noch was passiert?", fragt er sachlich und fängt an Mama an den Unterschiedlichsten stellen ab zu tasten und zu drücken. 

"Was bedeutet das?", frage ich nervös und beobachte jede seiner Bewegungen genausten. "Kann ich noch nicht sagen.", antwortet er konzentriert und holt ein Woki Toki raus. "Komm her und bring mir Adrenalin mit.", spricht er in das Woki Toki und legt es auf den Nachttisch. 

"Danilo.", flehe ich ängstlich und gucke ihn besorgt an. "Alles gut Ana, was schlechtes ist es auf jeden Fall nicht.", versichert er mir ernst und leuchtet nochmal in ihre Augen. Die Krankenschwester eilt in das Zimmer und reicht Danilo das Adrenalin. 

Ohne auf irgendwas zu warten verabreicht er ihr, über einen ihrer vielen Zugänge, das Adrenalin und betrachtet meine Mutter einfach nur. Was als nächstes passiert, konnte ich nicht gleich realisieren. 

Flackernd öffnet meine Mutter ihre Augen und sucht mit den Augen nach Personen. Vor Erleichterung fange ich an zu weinen und zu schluchzen. Ein bisschen zu stürmisch umarme ich sie und schlinge meine Arme um sie. 

"Du bist wach.", hauche ich glücklich und löse mich leicht von ihr, um ihr in die Augen zu sehen. Sie sagt zwar kein Wort, versucht aber zu lächeln und das reicht mir um mich wieder dolle an sie zu drücken. 

Meine Mutter ist wach. 

Diese vier Worte gehen immer wieder durch meinen Kopf und treiben mir unzählige weitere Tränen in die Augen. "Ana darf ich bitte deine Mutter untersuchen?", unterbricht Danilo den Moment und schenkt mir trotzdem ein kleines lächeln. 

Zögerlich trenne ich mich von meiner Mutter, stelle mich dicht an ihr Bett und halte ihre Hand fest in meiner. "Olivia, verstehen sie mich?", fragt Danilo sie ernst und beugt sich leicht über sie.

Zaghaft nickt sie und guckt verwirrt zu mir rüber. "Können sie irgendwas sagen?", fragt er meine Mutter weiter und guckt sie besorgt an. Sofort werde ich wieder nervös. Doch ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. Sie soll es nicht mit bekommen. 

"Ja.", krächzt meine Mutter leise und muss augenblicklich husten. Danilo fährt sofort das Kopfteil ein Stück hoch, damit sie besser husten kann. "Schön das sie wieder bei uns sind. Ihre Tochter hatte große Sorge um sie. Haben sie irgendwelche schmerzen, Olivia?", fragt er eine weitere Frage und schmunzelt sie an. 

Vorsichtig schüttelt sie ihren Kopf und atmet tief durch. Ihr Hustenanfall ist vorbei und sie starrt mich fragend an. "Gut, dann drücken sie bitte meine Hand.", verlangt er als nächstes von ihr und greift nach ihrer anderen Hand. 

Gespannt beobachte ich ihre Hand und freue mich so sehr zu sehen das sie sie drücken kann. "Sehr schön, dann kommen sie erstmal an und wir besprechen alles weitere später.", erfreut er sich und richtet dann seine Aufmerksamkeit auf mich. 

Er signalisiert mir, mit mir zu reden ohne das meine Mutter es mitbekommt. Zögernd lasse ich ihre Hand los und stelle mich etwas abseits mit Danilo hin. "Erzähl ihr nicht gleich alles. Ich weiß nicht ob ihr Herz das verkraftet. Bleib erstmal positiv und wir gucken was die nächsten Tage mit sich bringen, okay?"




So endlich mal was positives...ich hoffe euch gefällt das Kapitel. 
Lasst gerne einen Kommentar und ein Sternchen da. 

Eure Leni<3

Her LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt