Teil 5

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Ana

Vierundzwanzig Stunden später sitze ich in einem Raum mit rund zehn Spiegeln. Alle zeigen mich von einer anderen Seite und stellen mein Aussehen anders da.

Schrecklich.

Auf der einen Seite sehe ich süß aus, auf der anderen Alt und von einer ganz anderen Seite sehe ich zickig aus. Ich werde gerade für den Ball gestylt und vorbereitet.

Stepan sagt mir nochmal das ich nicht mit Aiden in Kontakt treten soll, sofern er kommt. Das ich immer in der Nähe eines Gorillas bleiben soll und ja keine Dummheiten machen - die ich aber auf jeden Fall machen werden.

Die junge Frau von gestern, die mir das Kleid rausgesucht hat, verpasst mir ein dezentes Make Up und steckt meine Haare teilweise hoch. Aus den oberen Haaren macht sie einen kleinen Dutt und den Rest lockt sie leicht, so das sie mir geschmeidig über die Schulter fallen.

"Ana haben sie mich verstanden?", durchdringt Stepan meine Gedanken und fordert sich meine Aufmerksamkeit ein. "Jaja.", antworte ich genervt und verstehe meine Augen. Tief durchatmend nickt er einmal und dreht sich dann zur Tür.

Bevor er sie allerdings den Raum verlässt sagt er noch ernst. "Mister Koslwo holt sie in zehn Minuten ab. Also seien sie bis dahin fertig." Seufzend erhebe ich mich und verschwinde hinter der kleinen Garderobe.

Der einzige Grund warum ich noch nicht durchgedrehte bin ist, das ich hoffe das Aiden uns heute raus holt. Das ich zurück zu meinem Bruder kann.

Als ich das Kleid endlich angezogen bekommen habe, trete ich hinter der Trennwand hervor und lasse mir von Jules, der Stylistin, mein Kleid zu machen. "Sie sehen atemberaubende aus, Miss.", sagt sie verträumt und streicht mir einmal über die Schultern.

Mit einem aufgesetzte Lächeln drehe ich mich zu ihr um und drück sie kurz. "Danke, auch für deine Hilfe.", erwidere ich höflich und streiche mir einmal mein Kleid glatt.

Keine zwei Sekunden später Klopft es an der Tür und Koslow betritt das Zimmer. "Ana, du siehst fantastisch aus.", macht er mir das zweite Komplimente und kommt auf mich zu. Er hält mir seinen Arm hin und wartet das ich mich ein harke.

Widerwillig hake ich mich ein und versuche an was anders zu denken. Wenn ich mich jetzt ruhig verhalt, achtet er vielleicht nicht so sehr auf mich. "Ich nehme an Stepan hat bereits mit dir gesprochen.", fängt Koslow eine Konversation an und setzt sich in Bewegung.

Wir verlassen das Zimmer und laufen den langen Flur nach unten. "Ja, er hat mir die selbe Leier seit Tagen gehalten.", antworte ich genervt und schüttle leicht mit dem Kopf.

Ich habe es beim ersten Mal verstanden und auch beim ersten Mal für Schwachsinn gehalten. "Das ist sein Job.", sagt Kolsow neutral und betrachtet mich besorget von der Seite.

"Wie geht es meinem Enkel oder meiner Enkelin?", fragt er ernst und guckt kurz zu meinem Bauch hinunter. Er bleibt stehen und dreht sich zu mir um. "Die Barkeeper wissen das sie dir, unter keinen Umständen, Alkohol ausschenken.", hängt er noch streng an und mustert mich eindringlich.

Augenverdrehend atme ich tief durch und verschränke die Arme vor der Brust. "Für wie verantwortungslos hältst du mich eigentlich? Ich bin nicht blöd.", zische ich fassungslos und kann mir ein wütendes Schnauben nicht verkneifen.

Das kann er doch nicht ernst meinen?

"Das weiß ich. Ich wollte es dir nur sagen.", sagt er beschwichtigend und bietet mir erneut seinen Arm an. Trotzig gehe ich an ihm vorbei und steige die breite Treppe alleine hinunter. Am Ende der Treppe stehen zwei Gorillas und achten drauf, das niemanden unbefugtes nach oben gelangt.

Koslow hat mich schnell eingeholt und geht mit aufrechter Haltung neben mir. Einige Gäste sind bereits eingetroffen, halten ein Glas Champagner und Unterhalten sich angeregt. "Ich habe für Dich alkoholfreien Champagner besorgen lassen. Möchtest du ein Glas?", fragt Koslow mich und nimmt sich gleichzeitig ein Glas Champagner vom Tablett eines Kellners.

"Ich hasse Champagner.", antworte ich monoton und drehe mich von ihm weg. Zielstrebig steuere ich die Bar an und bestelle mir eine Cola. Keine zwei Minuten später steht sie mit einer Scheibe Zitrone vor mir und sprudelt vor sich hin.

Durch den Strohhalm ziehe ich zwei kräftige schucke und drehe mich in den großen Saal hin um. Immer mehr Menschen scheinen zu kommen und einer sieht gefährlicher als der andere aus. "Sie habe ich hier noch nie gesehen.", spricht mich auf einmal eine junge Frau von der Seite an.

Sie ist hübsch. Lange blonde Haare und volle Lippen. "Bin das erste mal dabei.", antworte ich ihr skeptisch und drehe mich zu ihr um. "Und sie?", stelle ich ihr die gleiche Frage und fahre mit meinem Zeigefinger über den Rand meines Glases.

"Viert Jahr in Folge und jedes mal wird es langweiliger.", sagt sie belustigt und hält mir ihre Hand hin. "Maria.", stellt sie sich vor. Zögerlich schüttle ich ihre Hand und nenne ihr ebenfalls meinen Namen.

Wir werden unterbrochen als ein sanfter Ton ertönt und das Licht gedimmt wird. Ein kleiner Scheinwerfer beleuchtet das Podest, wo Koslow gerade hoch kommt. Er hält ein Mikrofon in seiner rechten Hand und fängt kurz drauf auch gleich an zu sprechen.

"Guten Abend meine Damen und Herren...", fängt er mit seiner kleinen Rede an. Genervt von seiner Stimme drehe ich mich wieder zur Bar und trinke einen weiteren Schluck meiner Cola. "Sie scheinen ihn nicht zu mögen.", erkennt Maria sofort und schmunzelt mich verschwörerisch an.

Schulterzuckend atme ich tief durch und schiele zu ihr rüber. "Sie auch nicht.", erkenne ich in ihrem teuflischen grinsen. "Was hat er ihnen angetan?", frage ich Maria neugierig und ziehe eine Augenbraue hoch.

Eine Verbündete könnte ich jetzt gut gebrauchen.

"Er hat mein Vater auf dem Gewissen.", sagt sie neutral und trinkt ihr Glas leer. Sofort bestellt sie uns zwei Kurze und setzt ein ernstes Gesicht auf. "Eines Tages werde ich es ihm Heim zahlen oder er wird schneller sein.", verspricht sie mir ehrlich und guckt kurz zu Koslow rüber.

Ich werfe ebenfalls einen Blick auf Koslow und nicke Maria dann zu. Der Barkeeper hat in der Zeit die zwei Kurze vor Maria gestellt. "Auf schlechte Menschen.", will sie an stoßen und schiebt mir einen der Kurzen zu.

Augenblicklich steht der Barkeeper vor uns und greift nach meinem Kurzen. "Hey, was soll das?", regt sich Maria auf und guckt den Barkeeper entgeistert an. "Schon gut.", beschwichtige ich Maria und lege meine Hand auf ihren Arm. "Ich wollte eh kein Alkohol trinken."

"Warum? Sowas muss man sich immer schön trinken.", fragt sie verwirrt und kippt ihren Kurzen hinunter. "Ich faste ", antworte ich knapp und nicke dem Barkeeper zu. "Zwar ist das die reinste Lüge, aber ich verstehe das ich jetzt noch nicht ihr Vertrauen habe."


Hey ihr Lieben,
der Ball geht los...Freut ihr euch so sehr auf Anas und Aidens Wiedersehen, wie ich?
Lasst gerne ein Kommentar und ein Sternchen da.
Eure Leni<3

Her LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt