Nachdenklich stand ich an der Reling. Der Wind blies mir die schwarzen Haare aus meinem Gesicht. Meine Gedanken kreisten um die Entdeckung, die ich heute morgen gemacht hatte. Noch immer war es mir ein Rätsel, wie sie es geschafft hatten, in meine Kabine zu kommen, ohne jemanden auf sich aufmerksam zu machen.
Von außen her hatte Nichts auf das fremde Eindringen hingedeutet. Ich war vom Frühstück gekommen, in Gedanken überlegend, wie ich am Besten Kontakt zu Ronald aufbauen konnte, da ich ihn seit dem kurzen Augenblick, als die Campania abgelegt hatte, nicht mehr gesehen hatte.
Erst, als ich die Kabinentür hinter mir geschlossen und in den kleinen Raum gesehen hatte, war mir aufgefallen, dass es nicht so war, wie es war, als ich gegangen war. Der Geruch von einem fremden Parfum war die eine Sache gewesen, der Brief auf dem kleinen Tisch die Andere.Viel hatte ich ihm nicht entnehmen können. Nur eine Deck- und Raumnummer, sowie herzliche Grüße von einer gewissen Aurora. Darunter das Phönix-Siegel, welches dem entsprach, was als Anstecker auf den Kitteln des Mannes angebracht war.
Ich seufzte. Warum nochmal hatte ich mich auf das eingelassen?
Achja, wegen einer rothaarigen Shinigami, die ich noch immer nicht auf dem Schiff hatte ausfindig machen können.
"Entschuldigen Sie bitte!"
Beim Klang der vertrauten Stimme drehte ich den Kopf zur Seite, wo ich Ronald Knox erkannte, der anscheinend in eine Gruppe von Menschen reingelaufen war. Ich sah, dass sie ihm anscheinend irgendetwas hinterherriefen, doch aufgrund dessen, dass sie sich entfernten, konnte ich nicht hören, was genau sie sagten.
Als sie weg waren, sah ich, wie Ronald genervt den Kopf schüttelte und sich anschließend wieder in Bewegung setzte.Jetzt oder nie.
So schnell ich konnte, ohne irgendwie die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, folgte ich Ronald. Genügend Abstand haltend folgte ich ihm über das gesamte Deck, blieb mit sicherem Abstand stehen, wenn er es tat und setzte mich wieder in Bewegung, wenn er loslief. Er schien etwas zu suchen, etwas oder jemanden.
War er auch auf der Suche nach Grell? Was suchte er? Wusste er, dass ich hier war? Wusste er es nicht? Wie würde er reagieren, sollte er mich bemerken?
Meine Gedanken überschlugen sich und vermutlich waren sie auch der Grund, weshalb ich, als ich um die nächste Ecke bog, ungebremst in die mir entgegenkommende Person hineinrannte. Ein überraschter Laut entfloh meinen Lippen und ich stolperte nach hinten, wurde jedoch durch eine Hand, die sich um mein Handgelenk legte, vom Fall bewahrt.
Mit Hilfe stellte ich mich wieder richtig hin und folgte der behandschuhten Hand nach oben, bis ich in das Gesicht ihres Besitzers sehen konnte. Doch bei dem Anblick, der sich mir bot, rutschte mir das Herz in die Hose. Das konnte doch nicht wahr sein!
"Ich bitte vielmals um Entschuldigung, myLady. Es war nicht meine Absicht!", entschuldigte sich der schwarzhaarige Dämon, als er mich losließ und sich vor mir leicht verbeugte. Neben ihm stand ein Junge mit blauen Haaren und einer Augenklappe über seinem rechten Auge. Also stand der Dämon vor mir in seinen Diensten.
"Ich muss mich entschuldigen, Sir. Ich habe nicht darauf geachtet, wohin ich ging!", widersprach ich höflich und machte einen leichten Knicks.
"Passen Sie einfach auf. Sebastian, wir müssen weiter!", quengelte der Junge und ohne ein weiteres Wort zu sagen lief er an mir vorbei. Der Dämon, Sebastian, blieb jedoch stehen und sah mich an. Etwas prüfendes, fast schon misstrauisches lag in seinem Blick. Wusste er es? Wusste er, dass ich eine Shinigami war? Meine Hand, die den Knauf meines Stockes hielt, verkrampfte sich leicht.
"Ich bitte um Verzeihung für das Verhalten, meines jungen Herrn, Lady..?"
Ich blinzelte leicht. Panik machte sich in mir breit. Ich spürte, dass er mich testen wollte.
"Mabelle. Und entschuldigen Sie sich nicht."
Der als Butler gekleidete Dämon nickte und lächelte, bevor er sich erneut verbeugte.
"Auf Wiedersehen, Lady Mabelle." Mit diesen Worten folgte er seinem jungen Herren.
Als er um die Ecke gebogen war, atmete ich erleichtert auf. Noch einmal Glück gehabt.
Doch warum befand sich dieser Dämon auf der Campania? Hatten er und sein Herr etwa auch etwas mit diesem Massensterben zu tun? Wussten sie etwas über diesen Phönix und diese Aurora?
Mir gefiel das ganz und gar nicht. Je mehr ich erfuhr, desto weniger wohl fühlte ich mich hier. Etwas stimmte nicht. Ein Gefühl, eine böse Vorahnung, durchflutete mich und legte sich wie ein schwerer Mantel auf meine Schultern. Doch gleichzeitig stieg auch die Neugier. Ich wollte wissen, was letztendlich der Auslöser für dieses Massensterben morgen Nacht sein würde.
Suchend blickte ich mich nach Ronald um. Doch hatte ich ihn wegen meinem Zusammenstoß mit dem Dämon verloren. Verdammt! Verflucht seist du, Dämon!
Schlecht gelaunt lief ich weiter, in einem langsameren Tempo als zuvor, in Gedanken wieder bei den morgigen Ereignissen, sowie dem fremden Brief. Ich wusste immer noch nicht, von wem er kam oder wer diese Aurora war. War sie eine Bekannte des Mannes? Doch dann hätte sie doch sicherlich schon längst gemerkt, dass er nicht hier war und ich seine Kajüte bezogen hatte. Je mehr ich über all das nachdachte, desto weniger Sinn ergab es. Es war, als hätte ich zwei Puzzleteile, welche aus zwei verschiedenen Puzzlen kamen und man erwartete von mir, sie trotzdem irgendwie zusammenzufügen.
Seufzend bog ich zurück in den Gang, der zurück zu meiner Kajüte führte, als plötzlich direkt neben mir eine Tür aufging, jemand mich am Handgelenk packte und ich in die nächste Kajüte gezogen wurde.
Kaum war ich drinnen in vollkommener Dunkelheit trat ich meinem Hintermann kräftig auf den Fuß, jedoch legte sich in Folge dessen nur eine behandschuhte Hand auf meinen Mund.
Blinde Wut durchfuhr mich. Wer auch immer das war, was erlaubte er sich bitte?Ich hob meinen Gehstock und wollte ihn zurück in meine Sense formen, um dieser armseligen Seele eine Lektion zu erteilen, als plötzlich eine bekannte Stimme zu sprechen begann.
"Sie sind ziemlich außer Form, Ma'am!"
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✔︎|𝐤𝐨𝐬𝐚𝐦𝐞
Fanfiction"𝐃𝐚𝐬 𝐰𝐞𝐜𝐤𝐭 𝐄𝐫𝐢𝐧𝐧𝐞𝐫𝐮𝐧𝐠𝐞𝐧... 𝐍𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐰𝐚𝐡𝐫, 𝐦𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐞 𝐍𝐨𝐯𝐚?" Alles, was Novalee wollte, war in Ruhe ihren Ruhestand genießen, weit abgeschieden von der Shinigami Gesellschaft. Doch als eine gute Freundin ihr v...