Ein lauter Knall zerschnitt die Stille, weshalb Ronald nach hinten blickte. Doch schon im nächsten Moment begann Grell wieder zu meckern.
"Hey, würdest du gefälligst bei der Sache bleiben?!", zeterte sie schlecht gelaunt und schmunzelnd beobachtete ich, wie Ronald die Augen verdrehte und wieder nach vorn sah.
Grell und er standen auf dem Geländer ganz vorn am Bug, wobei Ronald hinter Grell stand und sie an der Hüfte davor bewahrte vom Schiff und ins Wasser zu stürzen. Grell hingegen hatte genießend die Arme ausgebreitet und ließ sich vom Wind die Haare aus dem Gesicht wehen - ganz zu Missgunsten von Ronald.
"Na los, versuch doch auch mal es zu fühlen! Es ist, als würde eine salzige Briese unseren gesamten Körper liebkosen!", schwärmte Grell lauthals vor sich hin. Erneut blickte Ronald hilfesuchend über die Schulter zu mir, jedoch war ich viel zu sehr damit beschäftigt, vor Lachen nicht von dem kleinen Hocker, den ich gefunden hatte und auf welchem ich saß und den beiden zusah, zu rutschen.
Genervt wandte sich Ronald wieder an Grell.
"Sagen Sie mir, werter Kollege Sutcliff: ist das eine neue Art Ihre Untergebenen zu quälen?", fragte er schlecht gelaunt.
"Glaub mir, mir wäre ein anderer Mann auch lieber!", gab Grell nur als Antwort zurück, bevor sie genervt aufstöhnte und den Kopf zu Ronald drehte.
"Mit dir als Partner kommt man nicht in die richtige Stimmung!", nörgelte sie, während Ronald von ihr wegtrat. Kurz darauf sprang sie von der Reling hinunter und trat einen Schritt auf Ronald zu.
"U-und überhaupt, für so etwas haben wir nun wirklich keine Zeit!", wich Ronald aus, bevor er seine Liste hochhielt.
"Ich mein, hier, sehen Sie sich diese dicke Liste an! Wir müssen noch eintausend und vierunddreißig Seelen einsammeln!"
Grell pustete sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Das Ernten von Seelen ist für uns Shinigami unumstößliche Pflicht! Bringen wir es möglichst schnell hinter uns!"
Zustimmend nickte Ronald, bevor er seine Liste wieder einpackte und dann gemeinsam mit Grell zu mir trat. Ich sah zu beiden auf.
"Schon fertig?"
Theatralisch ging Grell vor auf die Knie.
"Es ist nicht auszuhalten, Mum-Novalee. So etwas Unromantisches und Nerviges!", jammerte sie, wobei Ronald augenverdrehend die Arme vor der Brust kreuzte.
"Nervig und unromantisch? Ich glaube, ich bin romantischer und angenehmer als Zeitgenosse als du es je sein wirst, werter Kollege!", stichelte er und natürlich, wie von dem Blondhaarigen beabsichtig, sprang Grell darauf an.
"Wie bitte? Das ich nicht lache! Du weißt doch sicherlich nicht einmal, wie man romantisch schreibt!"
Schmunzelnd, aber ohne die Beiden in ihrer kleinen Kabbelei zu unterbrechen, erhob ich mich. Wie sehr ich diese Streitereien doch vermisst hatte. Eigentlich fehlte jetzt nur noch William T. Spears. Man sah es ihm auf den ersten Blick vielleicht nicht an, aber er war ein unfassbar sarkastischer und ironischer Shinigami und wenn er sich erstmal in eine Kabbelei zwischen Grell und Ronald einmischte, gab es kein Halten mehr.
"Wer von uns beiden hat bitteschön geweint, weil sie abserviert wurde, da sie zu aufdringlich gewesen war, obwohl sie nach eigener Definition nur romantisch war?", zog Ronald Grell auf, während er langsam, aber sicher in Richtung Mitte der Campania zurückging. Grell folgte ihm sofort und auch ich heftete mich an ihre Fersen, während ich stumm ihrer Konversation zuhörte.
"Pah! Das du auf diese alte Geschichte zurückgreifen musst, beweist doch nur, dass du keine Argumente findest, Ronald!", erwiderte Grell und warf Ronald aus dem Augenwinkel einen vernichtenden Blick zu.
"Und das du keine eigenen Argumente lieferst, zeigt mir nur, dass du weißt, dass ich Recht habe!", schoss Ronald sofort zurück, weshalb Grell schnaufte.
"Vielleicht habe ich auch einfach nur keine Lust, diese nervige Konversation mit dem nervigsten aller Shinigami zu führen!", nörgelte sie.
"Sagt die nervigste Shinigami aller Zeiten!", konterte Ronald, während er mir die Tür, die ins Innere des Schiffes führte, aufhielt, hinter mir den Gang betrat, aber die Tür ruckartig vor Grells Nase ins Schloss zog.
"Ihr verhaltet euch echt wie ein altes Ehepaar, wisst ihr das?", gab ich trocken meinen Senf dazu, was Ronald dazu veranlasste, mit offenem Mund zu mir aufzusehen und die Tür, die er bis eben noch zugehalten hatte, loszulassen. Mit einem Ruck öffnete sie sich und eine mehr oder minder schlecht gelaunte Grell trat zu uns.
"Blödmann!", grummelte sie Ronald an, bevor sie sich bei mir einharkte und mich mit sich zog.
"Kannst du es glauben? Er ist so ein kleiner-". Frustriert begann Grell vor sich hin zu meckern, wobei sie mich bald losließ und mit sich selbst redend weiterlief. Währenddessen holte Ronald zu mir auf und ging neben mir, sagte jedoch kein Wort. Ich blickte zu ihm hinüber.
"Was ist los?"
Der Blondhaarige sah zu mir.
"Nichts? Ich denke nur über meine Konversation mit Grell nach. Wäre sie nicht gewesen, hätten wir vermutlich jetzt schon ein paar weitere Seelen ernten können, was bedeutet, dass alles in noch mehr Überstunden ausarten wird!"
Sich weiter beschwerend, folgten Ronald und ich der noch immer mit sich selbst redenden Grell weiter ins Innere des Schiffes. Jedenfalls so lang, bis Grell mit einem Mal stehen blieb.
"Grell?", fragte ich und hielt Ronald, der noch nichts von Grells plötzlichem Halt mitbekommen hatte und weiter vollkommen in Gedanken versunken auf sie zusteuerte, am Ellenbogen fest um weitere Streitereien zwischen den beiden zu vermeiden. Verwirrt drehte Ronald den Kopf zu mir nach hinten, jedoch nickte ich nur nach vorn zu Grell, welche noch immer bewegungslos dastand und in die Stille zu lauschen schien.
Dann, mit einem Mal, kam Bewegung in sie. Sie holte ihre Sense hervor und begann, um uns herum ein großes Loch zu sägen. Eilig sprang ich zur Seite und blieb am Rand stehen.
"Was zum-" setzte ich an, doch da fiel mir ins Auge, wer sich noch in dem Raum unter uns befand, in welchem nun auch Grell und Ronald waren.
Ciel Phantomhive.
Elizabeth Midford.
Und der Dämon selbst, Sebastian Michaelis.
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✔︎|𝐤𝐨𝐬𝐚𝐦𝐞
Fanfiction"𝐃𝐚𝐬 𝐰𝐞𝐜𝐤𝐭 𝐄𝐫𝐢𝐧𝐧𝐞𝐫𝐮𝐧𝐠𝐞𝐧... 𝐍𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐰𝐚𝐡𝐫, 𝐦𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐞 𝐍𝐨𝐯𝐚?" Alles, was Novalee wollte, war in Ruhe ihren Ruhestand genießen, weit abgeschieden von der Shinigami Gesellschaft. Doch als eine gute Freundin ihr v...