Ungeduldig kaute ich auf meinem letzten Keks herum. Um mich wuselten drei andere Menschen, die ich noch nie gesehen hatte, herum- zwei Männer und eine Frau. Sie alle trugen, genau wie ich, einen weißen Kittel mit dem Phönix-Abzeichen. Erst waren sie etwas verwirrt gewesen, als ich hereingetreten war, doch hatten sich mich schnell mit einer ziemlich ulkigen Pose begrüßt, welche ich aus Panik nachgeahmt hatte. Auf dem rechten Bein stehend, das linke angehoben und gewinkelt zur Seite gestreckt, während man mit den Armen Flügel nachahmte. Es war mir schwergefallen, nicht loszulachen, jedoch hatte ich, nachdem ich die Pose ebenfalls eigenommen hatte, anscheinend ihr Vertrauen gewonnen.
"Ich bin so gespannt, ob es tatsächlich funktionieren wird!", sagte die Frau, deren Name ich immer noch nicht wusste, plötzlich neben mir. Ich sah zu ihr hinüber. Wovon sie sprach wusste ich nicht, jedoch beschloss ich einfach mitzuspielen.
"Das wird schon funktionieren! Positiv bleiben!"
Das entlockte der Frau ein kleines Lächeln und sie ließ sich neben mir auf der Sitzbank nieder. Sofort stieg mir der Geruch von frischen Rosen in die Nase. Sie hielt mir die Hand hin.
"Doktor Emily Wilde. Freut mich, Sie kennen zulernen, Doktor Clyde!"
Das war also der Name des Mannes.
"Freut mich, Doktor!", erwiderte ich und schüttelte ihre Hand. Sie lächelte, bevor sie tief durchatmete.
"Auf Position!", erklang plötzlich eine männliche Stimme, und wir standen auf. Zusammen mit Emily und den anderen beiden Männern hievte ich einen Apparat hoch. Er war quadratisch und hatte Knöpfe, von welchen ich nicht wusste, ob ich wissen wollte wofür sie da waren. Er war notwendig für das, was Doktor Stoker für heute geplant hatte.
Wir trugen ihn also nach draußen auf eine Art Bühne. Durch das auf die Bühne gerichtete Licht konnte ich nur schwer erkennen, was sich davor abspielte, nur schemenhaft erkannte ich, wie sich an die hundert oder sogar mehr Menschen um die Bühne drängten und versuchten, einen Blick auf jene zu erhaschen.
Nachdem wir den Apparat abgestellt hatten, wurde uns Doktoren gedeutet, dass wir uns an den Rand stellen sollten, was wir auch taten.
Doch als ich da stand, stach mir etwas ins Auge. Besser gesagt jemand. Hochgewachsen, schwarze Haare und - für einen Shinigami auf diese Distanz erkennbare - rote Augen. Der Dämon.
Als hätte er meinen Blick auf sich gespürt hob auch er den Kopf und sah in meine Richtung. Alles, was um mich herum geschah, blendete ich vollkommen aus. Das Einzige, worauf ich mich konzentrieren konnte, waren seine roten Augen, seine verdammte Aura, die den Raum dominierte. Wie hatte ich das nicht vorher merken können?
Ich beobachtete, wie er sich unbemerkt von der Seite seines Herren entfernte und kurz verschwand, bevor er plötzlich neben mir wieder auftauchte.
"Auf ein Wort, myLady?", fragte er so leise, dass nur ich ihn verstehen konnte.
"Gern, jedoch glaube ich nicht, dass ich mich hier wegbewegen sollte, wenn Sie verstehen, was ich meine...", widersprach ich, während ich weiterhin auf die Bühne sah, auf welcher Doktor Stoker herumlief und redete. Der Dämon neben mir schmunzelte.
"Ich glaube, selbst wenn Sie da hoch müssten, wüssten Sie nicht, was Sie tun müssten, nicht wahr... Shinigami?"
Ich löste den Blick und sah zu ihm.
"Wie Sie wünschen, Dämon!", knurrte ich zurück und gemeinsam entfernten wir uns von der Meute hinter einen Vorhang, sodass wir allein waren. Sofort begannen die Augen des Dämonen rötlich zu leuchten.
"Ich habe mich seit unserem letzten Treffen gefragt, ob Sie wohl das sind, für was ich Sie gehalten habe, Miss Mabelle."
Ich verdrehte die Augen.
"Ich denke nicht, dass diese Floskeln der Höflichkeit notwendig sind, Dämon!", knurrte ich.
"Sie wissen, dass ich einen Namen habe, oder?"
Ich hob die Augenbraue hoch.
"Und? Nur weil ich das weiß, bin ich nicht dazu verpflichtet, Sie mit Namen anzusprechen, Dämon!", sagte ich, wobei ich das Wort Dämon stärker betonte, als es nötig gewesen war. Jedoch verstand der Schwarzhaarige vor mir, was ich damit sagen wollte.
"Warum sind Sie hier?", fragte er, während er ein Buttermesser in seiner Hand erscheinen ließ. Panik stieg in mir auf, jedoch versuchte ich diese nicht zu zeigen. Meine Sense, beziehungsweise mein Gehstock befand sich hinten im Personalraum hinter der Bühne. Würde der Dämon mich jetzt angreifen, wäre ich ihm schutzlos ausgeliefert, zumal Ronald auch nicht in der Meute vor der Bühne gewesen war.
"Dasselbe könnte ich Sie fragen, Dämon!", knurrte ich, sah ihm weiterhin fest in die Augen. Würde ich auf das Messer in seinen Händen sehen, würde ich ihm vermitteln, dass ich Angst hatte. Und es gab nichts Ätzenderes, als wenn ein Dämon dachte, dass er Macht über einen Shinigami hatte.
Sebastian grinste leicht.
"Ich möchte Sie nicht zum Feind, Novalee Mabelle. Ich frage als Butler, nicht als Dämon."
"Warum sollte ich Ihnen glauben, Dämon?", widersprach ich.
Sebastian schloss für einen Moment die Augen.
"Sie sind anstrengend, Lady Mabelle."
Ich schmunzelte, sagte aber nichts weiter dazu.
Sebastian steckte sein Messer weg und trat einen Schritt zurück.
"Ich werde Sie nicht angreifen, Lady Mabelle. Jedoch frage ich Sie erneut, warum Sie hier sind!"
"Es freut mich zu hören, dass Sie mich nicht angreifen werden, Michaelis. Jedoch werde ich eine Aussage zu ihrer Frage des Weiteren verwehren!"
Der Dämon seufzte, nickte aber ergeben.
"Ich hoffe, dass wir uns nicht gegenüber stehen werden, Lady Mabelle. Es steht mir nicht im Sinn, ein Mitglied des Duos anzugreifen. Doch sollte mein junger Herr dies von mir verlangen, werde ich sämtlichen Respekt und sämtliche Versprechen vergessen und seinen Befehl ausführen!"
Ich nickte, fragte mich jedoch im nächsten Moment, woher ein Dämon wie er wusste, dass ich ein Mitglied des Duos war.
"Von einem Butler des Hauses Phantomhive hatte ich nichts Anderes erwartet, Michaelis. Jedoch gelten diese Worte auch für Sie. Ich habe kein Interesse daran, Sie anzugreifen. Ich weiß, wozu Sie fähig sind. Sollten Sie sich jedoch entschließen, jemanden, der mir am Herzen liegt, anzugreifen, sehe ich mich gezwungen auch gegen Sie vorzugehen."
Nun war es Sebastian, der nickte.
"Von einem Mitglied des Legendären Duos hatte ich nichts Anderes erwartet, Lady Mabelle!"
Ich schmunzelte, bevor ich ihm zunickte.
"Nun denn, wenn Sie mich nun entschuldigen-"
Ich konnte meinen Satz nicht beenden, da von draußen laute und geschockte Schreie an unsere Ohren drangen. Alarmiert sahen wir uns an, bevor wir den Vorhang, der uns von der Meute abtrennte, aufrissen und zurück in den Raum der Versammlung stürzten.
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✔︎|𝐤𝐨𝐬𝐚𝐦𝐞
Fanfiction"𝐃𝐚𝐬 𝐰𝐞𝐜𝐤𝐭 𝐄𝐫𝐢𝐧𝐧𝐞𝐫𝐮𝐧𝐠𝐞𝐧... 𝐍𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐰𝐚𝐡𝐫, 𝐦𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐞 𝐍𝐨𝐯𝐚?" Alles, was Novalee wollte, war in Ruhe ihren Ruhestand genießen, weit abgeschieden von der Shinigami Gesellschaft. Doch als eine gute Freundin ihr v...