"Dann... verfolgen sie uns also, weil sie nach unseren Seelen trachten?"
Adrian antwortete nicht auf die Frage des jungen Earls. Stattdessen schritt er langsam auf die Treppe gegenüber von Ciel und Sebastian und somit auf einen Teil der Leichen-Meute zu.
"Doch wissen sie nicht, dass es nicht möglich ist, die Seele eines Anderen zu seiner eigenen zu machen!"
"Der Typ ist gestört!", murmelte Grell neben mir, während sie die Arme vor der Brust verschränkte.
Adrian trat auf eine auf der Treppe liegenden Leiche zu.
"Sie ist ein Geschöpf aus Fleisch, dass über kein 'Ich' verfügt. Eine bizarre Puppe, weder lebendig noch tot!", erläuterte Adrian, während er dieser 'bizarren Puppe' auf die Beine half. Diese gab einen erstickten Aufschrei von sich und schnellte unkontrolliert nach vorn, jedoch hielt Adrians Arm sie davon ab, sich auf uns zu zubewegen. Als wären die beiden ein Tanzpaar, hielt er sie in seinen Armen. Unweigerlich verkrampften sich meine Hände und ein Gefühl, welches ich seit hunderten Jahren nicht mehr gespürt hatte, keimte in mir auf.
Eifersucht.
"Wachsweiße Haut, kunstvoll zusammengenäht. Fast so schön wie damals, als sie noch gelebt hat!", fuhr Undertaker fort, während sich sein Blick wieder auf mich richtete. Hohn und Spott konnte ich seinen Augen legen und seine Beleidigung verstehend warf ich ihm einen finsteren Blick zu.
Belustigt wandte Adrian den Blick wieder ab, bevor er seine rechte Hand mit der der Leiche verschränkte und sie provozierend hin und her schwankte, als würden sich beide zu einem langsamen Walzer bewegen.
"Ein Mund, der sich nun nicht mehr lauthals streitet und genauso wenig jemals wieder Lügen von sich gibt. Findet ihr nicht auch, dass sie jetzt noch viel Schöner ist, als früher?"
"Ich glaube, mir wird schlecht!", kommentierte der Earl und im Stillen stimmte ich ihm zu.
Erneut lachte Adrian gekünstelt auf, bevor er die Puppe losließ und die Stufen zurück nach unten nahm. Dabei taumelte die Leiche und stürzte über das Geländer, wobei sie mit einem hässlichen Knacken kurz neben Grell, Ronald und mir auf dem Boden aufkam. Doch als wäre nichts gewesen, richtete sie sich wieder auf.
"Schade, dass Ihr ihre Schönheit noch nicht erkennt. Ihr habt noch einen langen Weg vor Euch, werter Earl. Aber es gibt auch Menschen, die es nach solch bizarren Puppen verlangt. Sie empfinden weder Angst, noch Schmerz. Doch auf ihrer Suche nach Seelen vernichten sie zielstrebig einfach Mensch um Mensch. Was meint ihr... Sind sie nicht die bestialische Waffe?"
Schockiert sahen wir uns an. War das das Ziel hinter diesen Puppen? Menschen zu vernichten?
"Und weil diese verschrobenen Kerle wissen wollten, wie effektiv sie als Waffen einsetzbar sind, beschlossen sie dieselbe Anzahl von Passagieren und Zombies auf einem Luxusliner zusammen zu bringen, um zu sehen, wie viele auf beiden Seiten am Ende der Reise überleben würden!"
"Das ist absolut krank!", erwiderte Sebastian auf Undertakers Erklärung, weshalb dieser nur leise in sich hinein lachte.
"Allerdings konnte ich nicht damit rechnen, dass wir mit einem Eisberg kollidieren würden. Da ich nicht mehr als Shinigami arbeite, bin auch nicht mehr im Besitz einer Todesliste... nicht wahr, meine liebe Nova?"
Meine Hand verkrampfte sich um den Knauf meiner modifizierten Sense. Ich konnte die Blicke aller im Raum anwesenden Personen auf mir spüren, doch brannten sich meine Augen nur in die Adrians'.
Stumm griff ich mit meiner freien Hand in meine Manteltasche und zog die kleine Liste hinaus. Nicht meine eigene, sondern die des silberhaarigen Shinigami. Ich hatte es damals nicht über mich gebracht, sie vernichten zu lassen, weshalb ich sie aus dem Inventar des Archives in der Shinigami-Akademie entwendet und bei mir aufgehoben hatte.
"Sentimal wie eh und je, Nova?". fragte Adrian und zog eine Augenbraue nach oben.
"Einer muss dir doch deinen Kram hinterherräumen!", erwiderte ich mit monotoner Stimme, bevor ich die Liste zu Boden fallen ließ, als ob ich mich an ihr verbrannt hatte.
"Dennoch, dass ich nicht mehr gezwungen bin, das Schiff zu versenken, ist äußerst hilfreich!", beendete Adrian seine Erklärung, als ob unser kleiner Austausch nie stattgefunden hätte.
Im nächsten Moment hörte ich das Aufheulen von Grells Sense und wie ein schwerer Körper neben mir zu Boden ging. Unbeeindruckt sah ich den nun leblosen Körper der Leiche, die Adrian vorhin noch gehalten hatte, neben mir liegen. Hinter ihr standen Ronald und Grell.
"Solche Kapriolen können wir einfach nicht dulden! Genauso wenig wie unangemessene Äußerungen gegenüber Miss Mabelle!", sprach Grell.
"Ein Shinigami, der den Tod pervertiert geht beim besten Willen nicht! Ein Aussteiger für diesen Grund ist unerhört!", pflichtete Ronald seiner Kollegin bei.
"Mir egal, was er ist. Eins steht fest, jegliche Einmischung eines Shinigami in Leben oder Tod in das Leben eines Menschen ist ein klarer Verstoß gegen die Regeln!", knurrte Grell schlecht gelaunt.
"Und das aus Ihrem Mund, werter Kollege!", murmelte Ronald halblaut vor sich hin, weshalb ich - trotz dieser ernsten Situation - mir ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
"Und was noch viel schlimmer ist: Du hast einer hübschen Frau das Gesicht verunstaltet und das wird bestraft, ganz egal wie gutaussehend du bist!", brüllte Grell, bevor sie blind vor Wut auf Adrian losstürmte und ihn mit ihrer Sense angriff. Vollkommen perplex sah ich ihr hinterher, nicht in der Lage auch nur irgendetwas zu tun.
Doch Adrian reagierte schnell und hielt sein Sobota vor sich, sodass Grells Säge daran abprallte und erneut helle Funken durch den Raum strömten. Derweil hatte auch Ronald sich mitsamt seines Rasenmähers von meiner Seite entfernt und war seiner ungestümen Kollegin zu Hilfe geeilt. Doch bevor er die beiden Reaper erreichen konnte, mischte sich der Dämon von einem Butler ein und knockte ihn aus, sodass Ronald nach hinten taumelte und unsanft gegen die Wand prallte.
"Sebastian! Was soll dieser Unfug?", fauchte Grell ihn an, während sie ihre Säge aufheulen ließ.
"Wir können Undertaker leider nicht in Ihrer Obhut lassen!", erklärte der Butler stumpf und zog sich seine Handschuhe zurecht.
"Diese Angelegenheit geht nur uns Shinigami etwas an. Also haltet euch da raus!", forderte Grell das ungleiche Paar auf, wobei man deutlich merkte, dass sie langsam, aber sicher auch das letzte bisschen Geduld verlor.
"Und ich habe die Pflichten eines Butlers. Deshalb haltet also bitte ihr euch raus!"
"Ach du meine Güte!", kommentierte Adrian leise.
"Oh Sebastian. Hinreißend stoisch wie immer. Na guuut... wenn ihr das alles Ernstes so wollt, werden wir uns nicht zurückhalten!", versprach Grell mit einem dicken Grinsen auf dem Gesicht.
"Das Ihr Wortschatz den Begriff 'Zurückhaltung' beinhaltet, ist für mich die Überraschung des Tages!"
Mein Blick wanderte zu Ronald, der sich langsam wieder aufrichtete, jedoch ebenfalls zu mir sah. Ich hob leicht und nur für ihn sichtbar meine Sense an, doch sofort schüttelte Ronald den Kopf. Unterdrückt seufzte ich. Eigentlich wusste ich, dass ich noch nicht lang genug im Reaper-Sein zurück war, um es im Kampf gegen Adrian aufzunehmen. Doch wusste ich auch, dass es sich nicht vermeiden lassen würde.
"Gut, dann gewinnt eben derjenige, der am Schnellsten ist. Ich habe jedoch nicht vor, gegen sie zu verlieren!", positionierte sich nun auch Ronald.
Adrian lachte leise.
"Das ist ja wie bei einer Hasenjagt. Nur das sich mir die Frage stellt, wer bei dieser lustigen Jagt der Hase ist..."
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✔︎|𝐤𝐨𝐬𝐚𝐦𝐞
Fanfiction"𝐃𝐚𝐬 𝐰𝐞𝐜𝐤𝐭 𝐄𝐫𝐢𝐧𝐧𝐞𝐫𝐮𝐧𝐠𝐞𝐧... 𝐍𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐰𝐚𝐡𝐫, 𝐦𝐞𝐢𝐧𝐞 𝐥𝐢𝐞𝐛𝐞 𝐍𝐨𝐯𝐚?" Alles, was Novalee wollte, war in Ruhe ihren Ruhestand genießen, weit abgeschieden von der Shinigami Gesellschaft. Doch als eine gute Freundin ihr v...