じゅうなな

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Hilflos sah ich zu, wie Grell sich langsam aufrichtete und zu Sebastian sah, ohne irgendjemand anderen wahrzunehmen.

"Diese Ausstrahlung ist unwiderstehlich.", sagte sie in einem für sie sehr untypischen Ton. Alarmiert sah ich hinunter zu Ronald, der meinen Blick hilflos erwiderte und leicht mit den Schultern zuckte. Wir waren geliefert. Wenn Ronalds Erzählungen wirklich der absoluten Wahrheit entsprachen, konnten wir eine angenehme Erfüllung unserer Mission vergessen.

"Wie unangenehm.", war Sebastians Bemerkung, während er Elizabeth und Ciel leicht hinter sich schob.

"Ausgerechnet Grell Sutcliff!", knurrte Ciel schlecht gelaunt.

Ich atmete tief durch. Vielleicht konnte Grell sich ja irgendwie zusammenreiß-

"Hiiii, Sebastian!", rief Grell in diesem Moment enthusiastisch aus und trat von dem Stück Decke, welches sie vorhin ausgesägt hatte und auf welchem sie und Ronald gelandet waren, herunter und auf den Butler zu.

"Das wir uns hier und jetzt wieder begegnen muss Schicksal sein!", schwärmte Grell fröhlich und mit großer Mühe musste ich mir ein Aufstöhnen verkneifen. Wo war die Grell Sutcliff, die ich kannte?

"Nein, Zufall.", erwiderte Sebastian, wobei man deutlich merkte, dass ihm die rothaarige Shinigami mehr als nur auf die Nerven ging. Diese jedoch gab ein halbes Quieken von sich, bevor sie erneut in Schwärmerei ausbrach.

"Hach, so kalt und abweisend wie eh und je! Aber das fand ich schon immer aufregend!", rief sie und stupste dem Dämon an die Nase. Vor Fremdscham schloss ich für einen Moment die Augen. Doch als ich sie wieder öffnete, hatte sich an der Szenerie leider nichts geändert.

"Oh je, oh je, dass musste ja passieren!", kommentierte Ronald, der genau wie ich vollkommen überfordert mit der gesamten Situation war, und kratzte sich leicht am Kopf, während Grell sich vor Entzückung kaum wieder beruhigen konnte. Bitte, was war so aufregend daran, einen Dämon zu treffen?

Ronald versuchte es ein weiteres Mal.

"Werter Kollege. Bitte vergessen Sie nicht, dass wir Seelen einsammeln sollen!"

"Wie ungezogen!", schnauzte Grell ihn in diesem Moment auch schon an und drehte sich empört zu dem etwas älteren Shinigami um.

"Wieso hast du mir nicht gesagt, dass Sebastian hier ist?! Dann hätte ich auch mein Make-up auf-", ein Schrei verließ Grells Lippen, als sie merkte, dass Sebastian den Moment, in dem sie nicht aufgepasst hatte, genutzt hatte, die beiden jungen Menschen an den Händen genommen und mit ihnen zur Tür gesprintet war.

"Wieso willst du denn schon gehen?", jaulte sie auf und schlug mit ihrer Kettensäge auf den Boden, weshalb Sebastian mit den beiden Menschen einen Satz nach hinten machte.

"Wir haben es leider eilig. Wenn Sie nun also bitte aus dem Weg gehen würden...". Es war selbst für mich erstaunlich, wie ruhig dieser Butler blieb. Ich an seiner Stelle wäre sicherlich längst ausgerastet und hätte Grell eine verpasst. Doch das durfte sich der Dämon vor seinem Herrn sicherlich nicht leisten.

"Und wenn ich mich weigere?", fragte Grell mit einem Unterton, der Nichts als Ekel in mir auslöste. Seit wann war sie so verschossen in einen verdammten Dämon?!

"Dann muss ich Gewalt anwenden.", war Sebastians stumpfe Antwort und im nächsten Moment sah ich, wie sich seine rostroten Augen in ein leuchtendes Rot färbten, mit einer Intensität, die sogar der unserer Shinigami-Augen Konkurrenz machte.

"Gerne, gegen etwas Körpereinsatz habe ich Nichts einzuwenden! Fechten wir einen tödlichen Liebeskampf aus, heißer als jeder Dichter ihn beschreiben könnte", flirtete Grell aufgeregt weiter, doch nun reichte es auch mir.

"Grell! Genug jetzt!", schalt ich sie und sprang anschließend ebenfalls nach unten, wo ich neben Ronald landete.

"Wie gemein! Dabei steh ich doch nur offen zu meinen Gefühlen!", jammerte Grell rum, bevor sie wie aus dem Nichts Sebastian angriff. Dieser stieß die beiden Menschen von sich und wich der rotierenden Todessense aus.

Dabei streifte sie eines der Bullaugen, welches im nächsten Moment riss und eiskaltes Meerwasser in den Raum gespült wurde.

"Verflixt!", hörte ich Sebastian fluchen und stumm stimmte ich ihm zu.

"Genug damit!"

Ein Klicken ertönte und sowohl mein Kopf, als auch die von Grell, Ronald und Sebastian schnellten zu Ciel, welcher seine Waffe... auf mich gerichtet hatte? Auch Elizabeth sah ihn überrascht an.

"Ciel, was soll das!?", empörte sie sich, doch der Blauhaarige deutete ihr nur leise zu sein.

"Sebastian. Ich befehle dir-"

Weiter kam der Junge nicht, da nicht nur eine rotierende Kettensäge, sondern auch ein dröhnender Rasenmäher gefährlich nah an der Kehle des jungen Earls verharrten.

Sebastian hingegen blieb stehen. Er wusste, dass sein junger Herr in Nullkommanichts tot sein würde, würde er selbst auch nur einen Finger rühren.

"Das du es wagst, sie zu bedrohen!", knurrte Grell, plötzlich wieder vollkommen ernst und mit loderndem Hass in ihren Augen.

"Wer ist sie denn schon? Eine Shinigami, die nirgendwo eingreift? Wie schwach muss sie sein, dass sie euch beide braucht?!", knurrte Ciel die Rothaarige an, was zur Folge hatte, dass sich die beiden Sensen nur noch näher an seinen Hals annäherten.

"Wer sie ist? Wer. Sie. Ist?", zeterte Grell hysterisch, bevor sie ihre Sense fallen ließ und den jungen Earl am Kragen packte. Ronald hinderte unterdessen Sebastian daran, den Earl zu befreien.

"Das ist Novalee Mabelle. Ein Teil des Legendäres Duos und Trägerin des Titels einer legendären Shinigami. Sie hat hunderte deiner Leben gelebt und mehr Wissen, Erfahrung und Weisheit als wir alle zusammen. Also wenn du nicht willst, dass ich deine Kehle genau vor den Augen deiner Verlobten durchschneide und das Wasser hier mit deinem Blut tränke, solltest du dich bei ihr entschuldigen und ihr den nötigen Respekt erweisen!", fauchte Grell den Jungen an, bevor sie ihn ruckartig und mit Schwung fallen ließ. Beim Aufprall auf dem Boden war ein Knacken zu hören und mit schmerzverzerrten Gesicht hielt sich Ciel das Bein, bevor er erst zu mir Grell und anschließend zu mir sah. In seinem Blick konnte ich sehen, wie sehr er mit sich kämpfte.

"Ich bitte um V.... V..Ver-... Verzeihung, Lady Mabelle!", nuschelte Ciel mit zusammen gebissenen Zähnen.

Ich schmunzelte und nickte leicht. Manchmal, aber nur manchmal, liebte ich Grell für ihre kleinen Ausbrüche.

Ciel sah hoch zu Sebastian.

"Sebastian! Wir müssen Rian Stroker finden, uns läuft die Zeit davon!"

Ich zog die Augenbrauen zusammen. Woher der plötzliche Themenwechsel?

Ich trat zu Ronald, der seine Todesliste herausgekramt hatte und eilig in ihr herumblätterte.

"Was? Heißt das etwa, wenn wir dem Kerl den Hals umdrehen, wir alles über die wandelnden Leichen erfahren?", fragte Grell. Genau in diesem Moment zupfte Ronald mir am Ärmel und neugierig nahm ich seine Liste entgegen. Soso, wie es aussah, würde auch der leitende Arzt von Aurora diese Nacht nicht überleben.

"Grell, komm jetzt. Wir haben keine Zeit zum Spielen!", rief ich nach ihr. Glücklicherweise verstand Grell sofort, was ich meinte und keine fünf Sekunden später waren wir durch das Loch wieder nach oben gesprungen, wo wir uns ein letztes Mal umdrehten und zu den beiden Menschen und dem Dämon hinabsahen.

"Es ist tatsächlich so, dass wir auch noch den Auftrag haben, den Fall mit den wandelnden Leichen zu klären. Ich bedauere Sebastian, aber das hat leider Priorität!"

Synchron verdrehten Ronald und ich die Augen, bevor wir die sich noch immer verabschiedende Grell unter den Achseln packten und sie mitsamt ihrer Sense hinter uns herzerrten. Jetzt war nicht die Zeit mit Dämonen zu flirten, es war die Zeit nach Medizinern zu suchen, die einen so noch nie vorgekommenen Massenmord auf dem Gewissen hatten.

✔︎|𝐤𝐨𝐬𝐚𝐦𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt