Ein offenes Ohr

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„Hey Vince, schön dass du auch noch an mich gedacht hast", sagte Sido lachend an der Wand angelehnt, als Vincent völlig außer Atem am Studio ankam. „Konntest du dich von Dag trennen oder musste Thomas euch mit Gewalt auseinander reisen?".

„Man Paul, das ist nicht Lustig. Ich bin schon wieder zu spät dran, dass Tut mir wahnsinnig leid", murmelte Vincent beschämt und schloss das Studio auf.

Als erstes warf er seine Arbeitstasche aufs Sofa und steuerte direkt die Küche an, um Kaffee zu kochen.

Sido nahm der Weile lachend auf dem Sofa Platz. „Ist doch nicht schlimm Vince", rief er ihm zu.

„Natürlich ist das schlimm Paul. Ich kann doch nicht meine Arbeit verpassen, nur weil ich mit Dag rumknutsche und die Zeit deswegen aus den Augen verliere", sagte Vincent als er mit zwei Tassen Kaffee aus der Küche kam.

„Ihr habt rumgeknutscht?", fragte Sido immer noch lachend und sah ihn schief an.

„Was? Ach man, ich meine wir lagen noch im Bett und...", begann er nun verlegen zu stottern und wurde Rot.

„Muss dir doch nicht peinlich sein. Aber wolltet ihr euch nicht noch etwas ausruhen? Wie geht es den Dag mittlerweile?", Sido sah ihn besorgt an und nahm ihn eine Tasse Kaffee ab.

„Es geht ihm etwas besser. Er hat kein Fieber mehr, aber trotzdem würde ich mich gerne beeilen und wieder zu ihm", meinte Vincent leise und krallte sich am Henkel seiner Tasse fest. Es war ihm unangenehm über dieses Thema zu reden.

„Na dann hopp an die Arbeit Herr Stein, dass du wieder ganz schnell zu deinem Freund kommst", sagte Sido lachend und scheuchte ihn nach oben.

„Er ist nicht mein Freund", murmelte Vincent leise und setzte sich an seinen Computer.

Sie arbeiteten zwei Stunden und kamen gut durch, doch Vincent sah immer wieder auf sein Handy und rief sogar einmal bei Clueso an, um zu fragen wie es Dag geht.

„Man Vince, Thomas ist bei ihm, den wird es schon gut gehen. Und wenn nicht, meldet er sich schon bei dir", sagte Sido als Vincent wieder aus der Küche kam. Er hatte mittlerweile seinen 3 Kaffee in der Hand. Besorgt sah Sido ihn an. „Alles gut? Muss ich mir über deinen Kaffeekonsum sorgen machen?"

„Nein, ich...ich bin nur etwas nervös, und brauche den Kaffee zur Beruhigung", murmelte Vincent und nahm gleich einen großen Schluck.

„Und da trinkst du Kaffee? Versuche es mal mit Kamillentee", Sido stand auf und nahm ihn die Kaffeetasse aus der Hand und stellte sie neben sich. „Und jetzt sagst du  mir mal, was dich bedrückt". Er setze sich auf die Tischkannte vor Vincent.

„Dag", brummte Vincent leise und sah unsicher auf seine Tastatur.

„Und was ist mit Dag?", versuchte Sido nun mehr aus ihm heraus zu bekommen.

Vincent knabberte an seiner Unterlippe herum. Er überlegte wie er es am besten sagen sollte oder konnte.

„Man Vincent rede mit mir. Oder soll ich dir alles aus der Nase ziehen?", Sido wurde langsam ungeduldig.

„Wir hatten vorhin einen kleinen Streit", begann Vincent zu erzählen und sah zu ihm auf.

„Worum ging es?", fragte Sido und sein Blick wurde sanfter.

„Um die Arbeit", murmelte Vincent beschämt und sah ihn leiden an.

„Du musst schon genauer werden Vincent", sagte Sido liebevoll und legte eine Hand auf seine Schulter.

„Er denkt meine Arbeit steht an erster Stelle und der Rest ist Nebensache".

„Damit hat er aber Recht Vince. Du Lebst für deine Arbeit, sogar deine eigene Gesundheit ist dir teilweise egal gewesen. Du hast dich sogar schon mit 40 Grad Fieber auf Arbeit geschleppt, weil du niemanden enttäuschen wolltest", tadelte ihn Sido.

„Ja ich weiß, aber Dag ist mir wichtiger als die Arbeit. Ich hab sogar für ihn Termine verschoben um mich um ihn zu kümmern, das zeigt doch, dass er mir wichtig ist. Man Paul", Vincent stand auf und lief durch Studio. „Ich habe heute wieder gemerkt wie Intensiv die Gefühle zu ihm sind. Was soll ich den bitte noch machen?", verzweifelt ließ er sich auf das Sofa plumpsen.

Sido setzte sich neben ihn und legte einen Arm um ihn. „Wie wäre es, wenn du ihn endlich sagst was du empfindest".

„Das kann ich nicht", flüstere Vincent.

„Und warum nicht?", Sido zog ihn an seine Brust und streichelte ihn beruhigend über den Rücken.

„Weil...weil...ach man, ich hab Angst das alles kaputt geht", Vincent begann zu zittern und seine Augen brannten.

„Man Vincent Stein, ich verstehe dich einfach nicht. Du liebst Dag. Dag liebt dich. Ihr wohnt schon zusammen, ihr teilt euch ein Bett und ihr knutsch rum. Wo ist das Problem? Was willst du den bitte schön kaputt machen? Ihr habt euch schon so viel aufgebaut. Sag ihm doch einfach die 3 magischen Worte und werdet Glücklich". Sido verstand ihn einfach nicht. „Warum machst du alles immer so kompliziert?".

„Weil es sonst langweilig wäre", murmelte Vincent und dachte über die Worte von Sido nach. „Du hast recht, jetzt lass uns weiter Arbeiten, damit wir hier raus kommen".

Nun war Sido derjenige der Vincent verzweifelt ansah. Er sagte aber nichts mehr dazu, mehr als Reden konnte er ja nicht.

Nach weiteren Zwei Stunden und drei Tassen Kaffee, die Sido ihm nicht ausreden konnte, waren sie endlich fertig.

„Super Vince, nur noch morgen die letzten Feinarbeiten und dann sind wir durch", lobte Sido ihn und umarmte ihn ganz fest. „Treffen wir uns um 10 Uhr".

„Wenn ich bis dahin noch Lebe", sagte Vincent und bekam schwer Luft.

„Sorry", murmelte Sido lachend und ließ ihn los. „So und nun ab zu deinen Schatz. Ich komm aber mit,  möchte Thomas auch noch einmal sehen, bevor er abreist".

Vincent wollte etwas sagen, lies es aber, es hatte eh keinen Zweck.

Sie packten alles zusammen und fuhren den Computer herunter. Dann verließen sie das Studio.

„Kannst du mich mitnehmen Ich bin heute Mittag mit dem Taxi gekommen", fragte Sido und steuerte Vincent sein Auto an.

„Klar, aber warum bist du denn mit dem Taxi gekommen?", verwirrt sah Vincent ihn an, als er sein Auto aufschloss und seine Arbeitstasche einfach auf die Rückbank warf.

„Weil ich doch bei Thomas zum Frühstück war. Manchmal frage ich mich wirklich, ob du mir überhaupt zu hörst", kopfschüttelnd stieg Sido ins Auto.

Vincent atmete schwer aus. „Ich höre immer zu", nuschelte er leise und startete sein Auto. „Dann lass uns mal zu den Beiden fahren. Bin gespannt wie es Dag geht".

„Du machst dir wirklich sorgen oder?", fragte Sido und warf ihn einen warmen Blick zu.

„Ja, irgendwie schon. Er bedeutet mir so viel. Du hättest ihn die letzten Tage mal sehen sollen. Ich glaube ich habe mehr gelitten als er." Gab Vincent zu und konzentrierte sich wieder auf die Straße.

„Hast du dir mal überlegt wie du es ihm sagen willst?", fragte Sido einfach dazwischen. Er wollte, dass Vincent sich ernsthafte Gedanken darüber machte um voran zu kommen.

„Nein", brummte Vincent leise.

„Dann solltest du dir mal Gedanken drüber machen Herr Stein. Dag hat auch Gefühle, vergesse das nicht und je länger du wartest, desto schwieriger wird es für euch beide", sagte Sido streng und sah aus dem Fenster.

„Ich weiß. Ich weiß", murmelte Vincent und fühlte sich schlecht. Es wurde ihn in diesem Moment wieder alles zu viel. Er wollte nur noch zu Dag und sich im Bett verkriechen.

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