Kapitel 3

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Désirée:


Das war die schlimmste Nacht seit langem. Erst konnte ich nicht einschlafen. Schuld daran ist der Vollmond. Und als ich dann endlich eingeschlafen bin, hatte ich einen Alptraum nach den anderen. Jetzt ist es Sonntagmorgen und ich stehe in meiner kleinen Kochnische und setze Kaffee auf. Es regnet draußen in Strömen, daher lasse ich das Joggen aus.

„Guten Morgen", murmelt Vicky, die gestern bei mir übernachtet hat. Sie wollte mich nicht alleine lassen. Nach meiner Begegnung mit ihm. Gähnend lässt sie sich auf den einfachen, weißen Stuhl fallen. Sie verschränkt die Arme auf dem Tisch und legt ihr Kopf auf ihre Arme.

„Kaffee", murmelt sie und gähnt erneut.

„Bald fertig", sage ich und hole zwei Tassen aus dem Schrank.

„Haben wir heute etwas vor?", nuschelt sie und öffnet ein Auge.

„Ich muss im Seniorenheim vorbeischauen", antworte ich und schenke uns beiden Kaffee ein. Ich trinke meinen schwarz, während Vickys Kaffee eher aus Milch und Zucker besteht. Ich stelle ihre Tasse vor ihr ab.

„Du arbeitest sogar sonntags?", stöhnt sie und hebt ihren Kopf. Sie nimmt die Tasse zwischen ihre Hände.

„Nein, aber ich muss ein paar Sachen vorbei bringen."

Ich arbeite als Pflegerin dort und begleite die älteren Damen und Herren durch ihren Alltag. Eigentlich bin ich Physiotherapeutin, aber irgendwie bin ich im Seniorenheim gelandet. Es macht mir Spaß dort. Ich kann den Alltag von den Senioren schöner und einfacher gestalten. Sodass sie immer noch Freude am Leben haben. Einige wurden dort von ihren Kindern geparkt, weil sie sich nicht um ihre Eltern kümmern wollten. Wir haben auch Senioren die an Demenz leiden. Man muss nur wissen, wie man mit ihnen umgeht. Das ist alles.

„Kannst du mich auf dem Weg dorthin bei mir rauslassen, dann muss ich nicht die U-Bahn nehmen", sagt Vicky und holt mich aus meinen Gedanken.

„Klar."

Ich lege zwei Bagel in den Toaster und hole Marmelade aus dem Kühlschrank. Vicky und ich sind beide keine großen Frühstücker. Wir trinken Kaffee und essen jeweils einen Bagel. Nachdem wir gegessen und unseren Kaffee getrunken haben, ziehen wir uns um. Ich entscheide mich für eine Jeans und eine weiß-blau senkrecht gestreifte Bluse. Meine Haare binde ich zu einem hohen Zopf und schminke mich leicht. Lidstrich und Wimperntusche. Ein wenig Rouge, damit ich nicht sehr blass wirke und Lipgloss. Fertig. Vicky ist genau das Gegenteil. Dunkle Lidschatten, Wimperntusche, langer Lidstrich. Sie hat sich ihre schwarze Hose angezogen und darüber ein Shirt von Rolling Stones. Ihre Haare hat sie offen gelassen. Gemeinsam verlassen wir meine Wohnung.

Nach fünfundvierzig Minuten parke ich vor dem Seniorenheim. Es ist kurz vor zehn Uhr. Die Frühstückszeit ist also vorüber. Ich steige aus Herbie (so nenne ich mein Auto, da es Herbie ähnelt) und laufe Richtung Eingang.

Am Empfang sitzt Lilly und wünscht mir einen guten Morgen. Ich erwidere ihren Gruß und gehe in das Mitarbeiterzimmer.

„Morgen Daisy, hast du heute nicht frei?"

„Morgen Miles. Doch schon, aber ich wollte etwas vorbeibringen."

„Was denn?"

Miles ist zehn Jahre älter als ich, also fünfunddreißig und mein Vorgesetzter. Er ist für jeden da und man kann sich immer auf ihn verlassen. Er sieht zwar nicht so aus, ist aber der netteste Kerl, den ich kenne. Mit seiner Glatze, und den muskulösen Oberarmen, die auch noch tätowiert sind und sein streng wirkender Blick, lassen ihn halt kalt wirken. Aber das Äußere kann täuschen.

Up to the Moon ~ Beat of your SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt