Kapitel 12

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Désirée

„Das ist der Wahnsinn", hauche ich und sehe mich um. Die Lichtung am Bach wurde dekoriert mit Girlanden und Lichterketten. Auf dem Boden wurde eine Decke ausgebreitet, worauf ein hellbrauner Picknickkorb steht. An ein Baum hat der Idiot tatsächlich ein Luftballon mit der Aufschrift Happy Birthday aufgehängt. Darunter prangt die Zahl vierzehn.

„Ist zwar nicht viel, aber Happy Birthday Daisy."

Ich sehe Dylan mit einem breiten Lächeln an. Das ist das Netteste, was mir jemand gemacht hat. Das muss eine Ewigkeit gedauert haben um alles vorzubereiten. Ich umarme ihn und schließe die Augen.

„Danke, das ist unfassbar lieb von dir", sage ich und bin wirklich gerührt. Ich habe mir nie viel aus meinem Geburtstag gemacht. Ist halt ein Tag wie jeder andere. Zumindest für mich. Aber meinen vierzehnten Geburtstag werde ich mit Sicherheit niemals vergessen. Ich lasse Dylan los und trete zum Bach. Dort ziehe ich meine Sandalen aus und wate in das kühle Wasser. Wir haben Anfang Juli. Der dritte, um genau zu sein. Dylan stellt sich neben mich und wir sehen gemeinsam in die Ferne.

Nach den Sommerferien kommen wir beide in die High-School. Ich frage mich, wie es dann sein wird. Werden wir weiterhin zusammen abhängen? Jedes Mal ins Kino gehen, wenn ein neues Fast and the Furios Film erscheint? Im Anschluss eine gigantische Pizza verdrücken? Dylan hatte im letzten Jahr einen Glow Up und sieht unverschämt gut aus. Während ich jeden Morgen mit meinen Locken kämpfe und die Zahnspange nicht loswerde. Dazu kommt, dass ich einfach nicht die geeignete Brille finde. Beziehungsweise es mir nicht leisten kann. Noch dazu habe ich zugenommen. Wirklich zugenommen und egal was ich mache, ich bleibe auf dem gleichen Gewicht. Wenn überhaupt kommen einige Gramm dazu.

„An was denkst du?", fragt er und sieht zu mir hinunter. Habe ich erwähnt, dass er inzwischen ein Riese ist?

„An die High-School", beantworte ich seine Frage. Ich habe Dylan nie angelogen. Meiner Meinung nach, belügt man seine beste Freunde nicht und Dylan ist mein bester Freund. Egal was passiert, ich werde zu ihm stehen.

„Sag bloß, du bekommst Angst", zieht er mich auf.

„Nicht Angst, aber Aufregung und Nervosität."
„Komm schon LeBlanc. Wir zwei werden die High-School rocken."

Tatsächlich sollte nur Dylan die High-School rocken, aber das wusste ich an meinem vierzehnten Geburtstag noch nicht.

Ich wache auf und, verdammt ich habe im Schlaf geweint. Das ist mir ewig nicht passiert. Ich richte mich auf und wische die Tränen fort. Das war der letzte Sommer, bevor sich alles veränderte. Der letzte Sommer, an dem ich Dylans beste Freundin war. Ich war zwar nicht die einzige Freundin, er hatte damals auch Noah als guten Freund, aber eben nur guter Freund. Recht schnell wurde ich ausgetauscht. 

Ich stehe auf und hole frische Klamotten aus meinem Schrank. Es ist noch nicht einmal sieben Uhr, aber ich weiß jetzt schon, dass ich nicht mehr schlafen kann. Also gehe ich unter die Dusche. Nach einer ausgiebigen Dusche habe ich mich wieder gefasst. 

Tante Molly schnarcht leise auf dem Sofa. Ich schleiche zurück in mein Schlafzimmer und ziehe mich um. Dabei ignoriere ich die weißen Narben auf meinen Oberschenkeln. Ich schlüpfe in eine helle Jeans und darüber ein bauchfreies, schwarzes Rollkragensweatshirt. Meine Haare binde ich zu einem hohen Zopf und schminke mich dezent. Mein Blick wandert zu meiner Tür. Dort hängt mein Abendkleid. Denn es ist so weit. Heute Abend ist die Benefizveranstaltung, wo ich auftreten werde. Eliza hat mir gesagt, dass man mich beim Label schminken und frisieren wird. Und dass ich morgens schon kommen soll, damit wir proben können. Ich konnte noch zwei Begleitscheine besorgen. Für Vicky und Tante Molly. Es ist mir wichtig, dass sie dabei sind. Eliza konnte das verstehen und hat sofort alles organisiert. Vicky musste mir versprechen kein Aufstand zu machen, wenn sie Dylan begegnet. Und Tante Molly auch. Ich stehe auf und packe alles ein. Dann mache ich mich auf den Weg zum Label.

Up to the Moon ~ Beat of your SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt