Kapitel 9

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Désirée

New York liegt mir zu Füßen. Das ist das erste, was ich denke, als ich mit Tom auf die Terrasse im obersten Stock trete. Ich weiß nicht einmal, ob wir hier sein dürfen. Aber es tut mir unendlich gut. Ich schließe die Augen und atme tief durch. Vergangen ist vergangen, ich bin im Hier und Jetzt, wiederhole ich im Stillen.

„Ich komme oft hier her, um mein Kopf frei zu bekommen", höre ich Tom hinter mir sagen. Ich drehe mich um. Er lehnt an der Terrassentür. Seine Hände in seinen Hosentaschen.

„Wenn ich mal eine Schreibblockade hab, oder mein Onkel mir tierisch auf die Nerven geht", fährt er fort und zuckt mit den Schultern.

„Hier habe ich das Gefühl, als würde ich die Stadt beherrschen und alles wäre okay."

„Danke, dass du diesen Ort mit mir teilst", sage ich und lächle sanft. Und das ist das erste Lächeln, seit ich das Gebäude betreten habe.

„Ich werde nicht fragen, was zwischen dir und Dylan vorgefallen ist, auch wenn es mich brennend interessiert. Dylan und Co. Mögen mich nicht besonders. Ich habe ihnen auch genug Gründe dafür gegeben. Aber die sind eine verdammt talentierte Band. Noch dazu haben sie eine verdammt talentierte Managerin. Sowie du. Die Band muss dich nicht interessieren. Mach dein Ding. Ich wette, du hast mehr drauf als die."
Er zwinkert mir zu. Ich setze mich auf den Boden und ziehe die Beine an.

„Da bin ich mir nicht so sicher. Ich komme mit meinem Song nicht weiter", seufze ich und sehe zum Himmel hinauf. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Tom auf mich zukommt und sich neben mich setzt.

„Hast du es dabei?"

Ich nicke zögernd.

„Darf ich es sehen, oder bist du vertraglich an Geheimhaltung gebunden?"
„Bin ich nicht", sage ich. Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt.

„Gut, darf ich dein Song sehen?"

Tom wird der Erste sein, der mein Song sieht. Bin ich nervös? Ja. Werde ich es riskieren? Ja.

Ich hole mein Notizheft aus meiner Tasche und reiche es ihm. Er schlägt die gekennzeichnete Seite auf.

If I close my eyes,

I see it.

But no one see, what I see

Nobody feel, what I feel.

Allow the memory

Grow on it

The scars of my past

Are the proof of that.

Schließe ich die Augen,

Sehe ich es.

Doch keiner sieht, was ich sehe.

Keiner fühlt, was ich fühle.

Lasse die Erinnerung zu

Wachse an ihnen

Die Narben meiner Vergangenheit sind dafür der Beweis.

Tom liest zwar leise, aber meine Worte, gesprochen von einem Star, ist ein seltsames Gefühl.

„Würdest du es mir vorsingen?"

„Was?"

Damit habe ich nicht gerechnet. Erst denke ich, er macht Witze, aber er sieht mich Ernst an. Also nicke ich und singe die Strophe, die er vorgelesen hat.

„Kein Wunder, das Eliza dich unter Vertrag genommen hat. Du klingst wie ein Engel", sagt er. Hitze steigt mir in die Wangen.

„Danke", murmle ich. Was soll ich noch groß dazu sagen? Wir sitzen noch eine Weile schweigend auf der Terrasse. Bis mein Handy klingelt. Eliza.

Up to the Moon ~ Beat of your SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt