Désirée
Ich bekomme alles nur am Rande mit. Aus der Ferne höre ich Sirenen. Jemand zieht mich auf die Füße, weg von Dylan. Aber ich will nicht weg von ihm. Ich will ihn nicht verlieren! Ich höre Jemanden, Colin? Anweisungen brüllen. Dylan wird von Sanitätern auf eine Liege gelegt. Dann wird er nach draußen transportiert. Ich setze mich in Bewegung und will ihm folgen, werde aber festgehalten.
„Ich muss zu ihm", krächze ich und Tränen rollen mir unkontrolliert die Wangen herunter.„Es ist im Moment gefährlich", es ist die ruhige Stimme von Colin, die mich zurückhält. Aber dann werde ich wütend. Verdammt wütend.
„Entweder bringt mich jemand in das verdammte Krankenhaus, oder ich mache mich alleine auf den Weg!", zische ich. Und das lasse ich mir unter keinen Umständen ausreden.
„Sie kann mit uns kommen", ich fahre herum und sehe...Noah an. Er sieht gefasster aus, als ich gedacht hätte. Dann sehe ich auch den Grund. Eliza hält seine Hand ganz fest in ihrer und spendet ihm Kraft. Sie sieht blass aus. Aber ich Blick fest und klar.
„Wir fahren jetzt, kommst du?", fragt sie mich. Ich nicke sofort.
Colin spricht sich mit drei Bodyguards ab und begleitet uns dann durch den Hinterausgang. Die anderen Jungs folgen uns. Ich bin völlig neben der Spur, ich weiß nur, dass ich in ein Wagen geschoben werde und der Wagen sich dann in Bewegung setzt. Jemand nimmt meine Hand und wischt darüber. Ich öffne meine Augen. Mir war nicht einmal bewusst, dass ich sie geschlossen hatte. Eliza hat meine Hand in ihre genommen und wischt das Blut ab. Dylans Blut. Panischer Blick. Er zerrt mich hinter sich. Ein Knall. Blut. Ich atme tief durch und murmle ein Danke. Panischer Blick. Zerrt mich hinter sich. Knall. Blut. So viel Blut. Es läuft wie eine Dauerschleife in meinem Kopf ab.
„Daisy...", fängt Eliza an, aber ich schüttele den Kopf.
„Nicht. Sag jetzt bitte nichts. Ich...ich will nicht zusammenbrechen." Ich bin selbst über den festen Ton überrascht. Ich spüre die Blicke der anderen auf mir. Ignoriere sie aber gekonnt. Ein Telefon klingelt, kurz darauf seufzt Noah.„Es ist Nora", flüstert er und sein Gesicht ist dabei schmerzverzerrt. Es liegt an ihm, ihr zu sagen, was geschehen ist?
„Soll ich?", fragt Eliza, da Noah immer noch sein Handy anstarrt. Ohne groß nachzudenken, nehme ich ihm sein Handy ab und hebe ab.
„Hallo Nora, hier ist Daisy", melde ich mich und ein unterdrückter Schluchzen dringt zu mir.
„Stimmt es? Stimmt es was die in den Nachrichten sagen?", will sie wissen.
„Dylan wurde angeschossen. Wir fahren gerade ins Krankenhaus. Eliza wird jemanden schicken, der dich abholt. Schick uns deine Adresse."
„Und Dylan? Wie geht es ihm?"„Ich weiß es nicht Nora. Sobald ich etwas erfahre, sage ich es dir", verspreche ich ihr.
„Mein Junge ist stark", murmelt sie.„Ja, das ist er", bestätige ich und bete, das meine Worte nicht mit Lügen gestraft sind.
„Ich lege...lege auf und..."
„Ja, schick uns deine Adresse."
„Danke", haucht sie und legt dann auf. Kurz darauf piept das Handy. Ich reiche es Eliza, und sie organisiert jemanden, der Nora abholt. Die Zeit, die wir auf dem Weg ins Krankenhaus verlieren, schmerz in meinem ganzen Körper. Was, wenn wir zu spät kommen? Was, wenn ich ihn für immer verliere? Ich...ich weiß nicht, ob ich mich jemals davon erholen könnte.
Dann bleibt der Wagen stehen. Wir sind da. Ich steige als Erste aus und renne in das Gebäude. Höre nicht auf die Rufe. An der Rezeption bleibe ich stehen.„Dylan Morton. Schussverletzung. Wo ist er?", bringe ich außer Atem hervor.
„Dritter Stock."
„Und das Zimmer?", hake ich nach. Ein Stockwerk ist verdammt groß. Viel bringt mir das jetzt auch nicht.„Dort sind die Operationssäle", erklärt die blonde Frau und sieht mich nicht einmal richtig an. Kann mir egal sein. Ich düse zu den Aufzügen. Hinter mir sind mehrere Schritte zu hören. Ich steige in einen der Aufzüge und die Türen schließen sich in dem Moment, als die anderen ankommen. Alleine fahre ich hoch. 1. Stock. 2. Stock. Pling, 3. Stock. Ich steige aus und sehe eine große Tür, aus der eine Krankenschwester kommt. Ich fange sie ab.
„Dylan Morton. Er wurde mit einer Schussverletzung eingeliefert", sage ich außer Atem. Ich klinge so, als wäre ich die Treppen hochgerannt. Dabei ist es die Panik, die mir die Luft abschnürt.
„Er wird gerade operiert. Der Arzt wird Ihnen Näheres mitteilen. Dann ist sie auch schon weg. Ich stolpere nach hinten. Als hätte ich einen unsichtbaren Schlag abbekommen. Ich lehne mich an und gleite an der Wand runter. Ich ziehe meine Beine an und schlinge meine Arme um meine Beine. Meine Stirn lehne ich an meine Knie und versuche regelmäßig zu atmen. Ich versuche nicht zu weinen. Ich muss im Moment stark bleiben. Ich...„Daisy?"
Ich schaue auf, als ich Elizas Stimme höre. Sie bleiben alle vor mir stehen. Beunruhigt. Voller Sorge.
„Er wird im Moment operiert. Der Arzt wird wohl bald Näheres sagen", murmle ich und lehne meine Stirn wieder auf meine Knie. Ich bemerke wie jemand sich neben mich setzt.
„Er kommt wieder auf die Beine", höre ich Eliza leise sagen. Dennoch ist ihre Stimme fest.
„Die Kugel sollte mich treffen", höre ich mich sagen.
„Jemand wollte mich töten und Dylan hat sich vor mich geworfen", füge ich hinzu und klinge leicht hysterisch. Doch ehe ich völlig hysterisch werde, geht die Tür auf und ein Mann im mittleren Alter und einer runden Brille kommt heraus.
„Die Familie von Dylan Morton?"
„Ja", antwortet Eliza ohne zu zögern.
Sie ist bereits aufgestanden und neben Noah getreten. Auch ich rappele mich auf.
„Wir konnten die Kugel erfolgreich herausnehmen. Mr. Morton hat viel Blut verloren. Wissen Sie, wer Blut spenden könnte?"
„Das kann ich machen. Wir haben dieselbe Blutgruppe", sage ich sofort.„Die Schwester wird Ihnen Blut abnehmen."
„Wie ist sein Zustand?", will nun Noah wissen.„Kritisch. Machen Sie sich auf eine lange Nacht gefasst."
Er geht wieder rein und eine Krankenschwester holt mich ab. Ich hasse Nadeln. Aber noch mehr hasse ich den Gedanken, Dylan nicht zu helfen. Also folge ich der Krankenschwester.
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Up to the Moon ~ Beat of your Soul
Roman d'amourMag sein, dass wir uns kannten, aber inzwischen sind wir Fremde füreinander. Und daran wird sich niemals etwas ändern. Daisy hat gelitten. Mehr als das. Ihr Traum hat sie aufrecht erhalten und als Eliza ihr eine Chance ermöglicht, ergreift sie sie. ...