Kapitel 8

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Désirée

Ich sitze im Proberaum und überfliege den Text von meinem Song. Etwas gefällt mir noch nicht wirklich, aber ich kann nicht sagen was. Ich bin schon recht früh zum Label gefahren und war somit die Erste, die hier war. Sogar Tante Molly war noch nicht wach. Obwohl, sie ist sowieso eine Langschläferin. 

Es ist immer noch ein merkwürdiges Gefühl hier zu sein. Aber ich werde meinen Traum erfüllen. Ich habe es mir in dem blauen Sitzsack gemütlich gemacht. Neben mir auf dem Boden steht ein Coffee- To- Go Becher. Ich seufze und streiche die Strophe erneut durch. Eine Blockade kann ich im Moment echt nicht gebrauchen. Es ist still. Ich liebe die Stille. So kann ich zur Ruhe kommen und mich konzentrieren. 

Ich höre wie die Tür aufgeht und Dylan hereinkommt. Das wars dann wohl mit der Ruhe. Da ich weit in der Ecke sitze, hat er mich nicht entdeckt. Also kann ich ihn in Ruhe beobachten. All die Jahre habe ich versucht nicht an ihn zu denken, aber ich kenne Dylan mein halbes Leben lang. Auch wenn er mich verletzt hat, gab es auch gute Tage, auch wenn die verdammt lange her sind. Inzwischen bin ich mir auch nicht mehr wirklich sicher, ob diese guten Tage, echte Tage waren, oder ich nur ausgenutzt wurde. Das eine Handlung solche Auswirkungen hat, kann nicht jeder nachvollziehen. 

Dylan war einer der wichtigsten Personen in meinem Leben. Eigentlich der wichtigste Mensch überhaupt. Und jetzt sind wir Fremde. Sogar mehr als Fremde. Vielleicht waren wir das schon immer und ich dachte, ich würde ihn kennen. Er bückt sich und holt sich aus dem Minikühlschrank eine Cola und wendet sich dann in meine Richtung und sieht mich. Seine Augen weiten sich vor Überraschung. Ich widme mich wieder meinem Song. Tue so, als würde er nicht im Raum stehen und mich beobachten.

„Daisy", mein Name verlässt seine Lippen und das einzige was mir durch den Kopf schießt, ist dieser bescheuerte Spitzname Daisy Dick. Anlehnung an Daisy Duck. Ich habe lange Zeit meinen Spitznamen gehasst. Aber keiner sollte die Macht haben, dir deinen Namen zu versauen. Die Worte von Tante Molly. Daher habe ich meinen Spitznamen nicht aufgegeben. Keiner soll so eine Macht über mich haben.

„Morgen", sage ich kühl. Ich kann ihn schlecht ignorieren und das wäre auch kindisch. Aber ich werde mich ganz sicher nicht mit ihm unterhalten, als wäre nie etwas vorgefallen.

„Guten Morgen", sagt er schließlich.

„Was machst du gerade?", fragt er und setzt sich auf das Cremefarbene Sofa.

„Schreiben." Ich bleibe kurz angebunden. Auch wenn es das nicht sollte, schmerzt es immer noch. Mein Kopf schreit, ich solle das alles vergessen, aber mein Herz hat so sehr gelitten und kann einfach nicht vergessen. Es ist voller Narben, die erneut bluten könnten. Und das könnte ich nicht ertragen. Also mache ich das, was ich am besten kann. Ich errichte meine Mauern, sodass alles an mir abprallt.

„Daisy, können wir kurz reden?", fragt er.

„Ich wüsste nicht worüber."

„Über das, was damals..."
„Ich habe damit abgeschlossen. Also lass es gut sein", unterbreche ich ihn. Das letzte was ich will, ist mit ihm darüber zu sprechen. Schweigen ist besser und tut weniger weh.

„Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich..."
Ich schaue auf. Seine blassblauen Augen sehen mich an. Sehe ich Reue in seinen Augen? Nein, das bilde ich mir sicher nur ein. Dylan Morton zeigt keine Reue. Hat er nie, wird er nie. Das habe ich auf brutale Weise erfahren.

„Musst du nicht."
„Doch muss ich und..."
Ich stehe auf und sehe ihn kalt an.

„Nein. Denn keine Entschuldigung auf dieser Welt, könnte das wieder gut machen. Ich habe abgeschlossen. Du bist ein Teil meiner Vergangenheit und diese Vergangenheit habe ich schon lange hinter mir gelassen. Es interessiert mich nicht. Weder du noch deine Entschuldigungen."
Ich möchte an ihm vorbeigehen, aber er ergreift mein Handgelenk. Ich balle meine Hand zu einer Faust.

Up to the Moon ~ Beat of your SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt