Kapitel 30

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Désirée

Nachdem ich Blut für Dylan gespendet habe, kehre ich zurück zu den anderen. Sie sitzen alle auf den Stühlen, die an der Wand stehen. Noah hat Eliza in seine Arme geschlossen. Seine Wange liegt auf ihrem Scheitel und beide haben die Augen geschlossen. Luke starrt die Tür an, als würde er sie beschwören wollen, endlich aufzugehen. Henry sitzt mit gespreizten Beinen, worauf er seine Arme abstützt. Sein Blick ist auf den Boden gerichtet. Es fühlt sich falsch an, mich zu ihnen zu setzen. Daher gehe ich zur gegenüberliegenden Wand und setze mich hin. Mein Arm schmerzt noch und eigentlich sollte ich noch liegen bleiben. Aber da hätte mich die Schwester schon fesseln müssen. Ich ziehe die Beine an und schlinge meine Arme um sie. Mein Kinn stütze ich auf meine Knie und starre die Tür an. Die Kugel wurde entfernt. Gab es aber innere Verletzungen? Innere Blutungen? Warum war der Arzt nur so sparsam mit Informationen? Bitte Dylan, tu mir das nicht an. Du kannst nicht ich liebe dich sagen und dann hier liegen. Bitte, du musst aufwachen. Du musst das überstehen. Nicht für mich, nicht für andere, sondern für dich selbst. Ich bitte dich. Hätte ich ihm bereits gestern verziehen, wäre das nicht passiert. Er hätte kein Interview gegeben. Ich wäre nicht vorgegangen und hätte eine Zielscheibe abgegeben.

„Das ist meine Schuld", flüstere ich.

„Das ist verdammt noch mal meine Schuld", murmle ich und Tränen schießen mir in die Augen. Ich versuche sie fortzublinzeln, aber es schießen immer neue in meine Augen.

„Daisy!", höre ich jemanden wie durch einen dichten Nebel rufen.

Kurz darauf taucht Vickys Gesicht vor meinem auf. Sie sieht besorgt aus. Ihre Brust hebt und senkt sich schnell. Sie ist gerannt. Vicky rennt nie. 

„Das ist alles meine Schuld", sage ich zu ihr und halte die Tränen nicht mehr zurück. Sie schüttelt den Kopf.

„Hör auf damit! Das ist nicht deine schuld!"

„Doch ist es. Wer auch immer geschossen hat, wollte mich treffen, nicht ihn. Nicht er sollte da drin liegen, sondern ich", sage ich nun etwas lauter. Ich zittere unkontrolliert, meine Stimme ist nur ein beben. Vicky wischt mir die Tränen fort.

„Dais, das ist nicht deine Schuld", sagt sie eindringlich, aber es prallt an mir ab. Dafür sind meine Schuldgefühle zu groß.

„Wieso hat er das getan?", frage ich mit zitternder Stimme.

„Weil er dich liebt", sagt eine tiefe Stimme. Ich schaue auf. Hinter Vicky steht Noah und sieht mich mit einem Blick an, was ich nicht einordnen kann. Ist er wütend? Hasst er mich? Verübeln könnte ich es ihm nicht.

„Darum hör auf, dir selbst die Schuld zu geben", fügt er ernst hinzu. Ausgerechnet sagt das Noah zu mir? Noah?!

„Du...du bist nicht wütend auf mich?", frage ich verblüfft und räuspere mich, da meine Stimme sehr belegt klingt.

„Nein. Ich hätte dasselbe getan wie Dylan, wären Liz und ich in eurer Situation gewesen."

Eliza schnappt hörbar nach Luft. Sie will sich das nicht einmal vorstellen.

„Schuld daran ist dieser Psychopath."
Das mag vielleicht stimmen, aber es ändert nichts daran, dass er sich die Kugel für mich eingefangen an. Wäre ich nicht da gewesen, wäre ihm nichts passiert. Und damit muss ich leben. Mit diesen Schuldgefühlen werde ich klar kommen müssen. Ich weiß nicht wie, und ob sie mich irgendwann erdrücken werden, aber im Moment, bleibt mir nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass Dylan wieder die Augen aufmacht. Vicky setzt sich neben mich und zieht mich in ihre Arme. Ich schließe die Augen und versuche gleichmäßig zu atmen. Irgendwann werden meine Lider schwer und ich bekomme nichts mehr mit.

Up to the Moon ~ Beat of your SoulWo Geschichten leben. Entdecke jetzt