54. Kapitel

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Diese Briefe... was hatten sie zu bedeuten?

...

Vorsichtig lehnte ich meinen Rücken gegen die kalte und harte Wand, und streckte meine Beine aus. Meine Hände legte ich auf meine Oberschenkel und atmete mit langsamen Atemzügen ein und aus.

Ich versuchte meinen Geist zu beruhigen, damit ich nicht erneut an Geschehnisse des gestrigen Tages denken muss, und dass ich es vergesse.

Wo ich mich befand? Im Hotelzimmer, in München. Nachdem Sinan gegangen war - und ich weiß nicht wohin - bin ich zurückgefahren. Ich habe ihn einfach gehen lassen, so wie immer mein Verstand in mir ist, der mich leitet und mich von ihm losgelassen hat.

Lange saß ich noch auf der großen, endlosen Wiese, hielt die Box von ihm in der Hand, doch öffnete sie nicht.
Aus irgendeinem Grund traute ich mich nicht, aus Angst vielleicht, dass ich von meinen Gefühlen überrumpelt werden könnte.
Vielleicht würde ich ihn dann nur noch mehr lieben, und ich könnte ihn niemals von meinem Herzen verblenden lassen...

Vielleicht.

Ich schloss die Augen und ließ die Musik in meinen Ohren laufen, um mich in einer Traumwelt zu umgeben.
Ich dachte an schöne Momente in meinem Leben, die ich genossen hatte, in denen ich glücklich war, und lächelte sogar meistens zwischen durch, auch wenn es nur ein schwaches war.
Mit meinen Eltern, meinem Bruder, Ebru,... Sinan.

Unbemerkt liefen mir Tränen über meine Wangen, ich weiß einfach nicht wieso ich die ganze Zeit anfangen muss, zu weinen, obwohl ich weiß, dass es mir nicht weiterhilft.

Immer wieder stellte sich in meinem Kopf die Frage, wie es weitergehen soll, doch nie hatte ich eine Antwort darauf.

Was passiert, wenn ich diese Box öffne, wird dann überhaupt etwas passieren? Wird sich meine Sichtweise ändern, oder wird alles beim Gleichen bleiben?

Ich verstand nicht, wieso er sie mir gab, irgendeinen Grund muss es geben, dass er mich ständig wieder aufsucht, und verschlüsselte Nachrichten überreicht. Es gibt etwas, was ich nicht weiß, und das machte mich fertig.

Wieso, weshalb, warum hat er es getan? Wieso sagt er, dass er mich lieben würde, obwohl er ein kaltblütiger Mörder war?

Ich strich mit meinen Fingern über die metallische Box, und kam kurz darauf auf das Schloss. Es war ein immer wieder öffnendes Schloss, weshalb ich es nur aufdrehen musste.

Mit einem hohen Herzschlag, schaute ich dann in die Box und es sprangen sofort viele Briefe, Fotos, aber auch einige Gegenstände in mein Auge.

Als ich ein Foto von uns beiden sah, bekam ich noch mehr Tränen in meinen Augen, und ich spürte, wie sich mein Herz schmerzvoll zusammenzog.

Es war schrecklich, diese Fotos zu sehen.

Auf jedem sahen wir glücklich aus, verliebt, doch wie heißt es doch so schön - der Schein trügt.

Ich presste meine Lippen aufeinander, und griff zögernd nach dem ersten Brief, um ihn anschließend lesen zu können:

''1. Brief:

Liebe Ariana,

Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Ich weiß genau so wenig, warum ich hier sitze und jetzt einen Brief für dich schreibe. Ich glaube, meine Angst, dich zu verlieren, ist zu groß... Das hier wirst du irgendwann lesen, wenn ich nicht mehr da bin...

Heute ist Tag 2, nachdem du mir gesagt hast, dass du mich liebst. Weißt du eigentlich, wie glücklich ich bin?
Kannst du dich an unsere erste Begegnung erinnern? Ich kann es noch, und zwar genau. Du warst so aufgebracht, traurig, ich hab es direkt in deinen braunen Augen gesehen. Es war irgendwie direkt wie ein Messerstich in mein Herz.
Wie als würde ich dich kennen, tatest du mir Leid. Denn direkt fühlte ich mich angezogen zu dir, und wollte mehr über dich erfahren. Du bist so ein Engel, es hat sich im Laufe der Zeit immer mehr klar gestellt. Auch wenn du in den ersten Tagen, in denen wir uns kennenlernten, nichts weiter als eine kleine Hexe warst.
Wenn ich könnte, würde ich die Zeit zurückdrehen...

Schicksal führt zusammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt