16. Kapitel

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Aus irgendeinem Grund, war ich in diesem Moment traurig, dass er traurig war. Ja, mein Verstand schaltete sich wieder ab. 'Was zählt, sind die Momente.', wie heißt es doch so schön..

Ich drückte seine Hand fester, und als er dies merkte, schaute er direkt zu mir und schaute mich weinend an. Er nahm meine Hand nun richtig in seine und streichelte sie. ,,Du hast nur die falsche Seite von mir kennengelernt.", fing er an. ,,Naja, um ehrlich zu sein, kennen wir uns nicht." Ich schaute zum See, und ja, ich ließ es zu, dass er meine Hand hielt. War es durch die Trauer der Erinnerungen, oder einfach nur Mitleid zu ihm, wusste ich in diesem Moment leider noch nicht. Es war schwer einzuschätzen, da ich mir nicht sicher war, wie ich Sinan einschätzen sollte. Ja, genau, ich kannte ihn nicht. Das einzige was ich immer sah war, dass er mit Mädchen rummachte, die ihm über den Weg liefen. Er war ein Bad-Boy. Und als ich dabei daran dachte, löste ich meine Hand von seiner und steckte sie ruckartig in meine Jackentasche. ,,Mir ist kalt", log ich. Ich sah ihm an, dass er etwas tun wollte, doch er selbst hatte nur ein T-Shirt an, und ließ es sein. ,,Ich bin nicht so wie du denkst", sagte er nach einer langen Zeit Stille, ,,ich wurde so gemacht." Verwirrt schaute ich wieder in sein Gesicht und sah, wie ihm wieder Tränen über die Wangen liefen. Ich bekam einen unerklärlichen Stich im Herz, weshalb ich mich zwang, wieder zum See zu schauen.

Wieder herrschte eine Zeit lang Stille, und ich wusste einfach nicht, was ich tun soll. Ich konnte hier nicht mehr rumsitzen und seine Trauer sehen, weshalb ich meinen Mut zusammennahm und sagte: ,,Lass uns zurückgehen.. du kannst mir ein anderes Mal alles erzählen." Ich stand auf, doch er bewegte sich nicht. ,,Sinan. Komm." Er schaute nur zum See, und beachtete mich nicht. Ich sah nur seine Tränen an den Wangen, die vom Sternen- und Mondlicht leuchteten. "Sinan. Lütfen." Ich hielt ihm meine Hand hin und nun sah er zu mir hinauf. Mein flehender Blick zeigte genau, dass ich ihn nicht mehr weinen sehen wollte und er nahm sie an. Gequält zwang er sich mit mir zu gehen, und ich zog ihn mit mir mit. ,,Sinan, stell dich nicht an. Beweg' dich." Er stöhnte und ließ sich letzendlich von mir ziehen, doch diese 100m kamen mir so unendlich lange vor, weil wir so langsam gingen.

Vor der Tür, zog er mich zu sich und schaute mir in die Augen. Diese ruckartige Bewegung, und direkt in seine leuchtenden Augen zu schauen, verpasste mir einen Stromschlag. Er hielt mich an den Armen fest und durchbohrte mir in dieser Dunkelheit, meine Augen. "Ich habe mir Sorgen gemacht, Ariana. Ich habe dich rausgehen gesehen und bin dir hinterhergegangen. Ich weiß nicht was los mit mir ist, dass ich so oft an dich denke man, das tu ich nie bei einem Mädchen. Und dass ich sogar vor die heule man, bin ich gay?" Er ließ mich los und ich atmete durch. Sein Blick war nun auf den Boden gerichtet und er kratzte sich am Kopf. Ich weiß nicht wieso, aber ich war einfach nicht intande, irgendetwas zu sagen. Mein Herz wollte mir fast aus der Brust springen, auch hatte ich Angst, dass er es hören könnte.

,,Ach naja, vergiss dass wir uns gesehen haben und gerade geredet haben, okay.", dies waren seine letzten Worte, bevor er die Tür aufschloss und emotionslos das Haus betrat.

Ich atmete einmal tief ein und aus. Scheiße, wieso habe ich mich nicht getraut irgendetwas zu sagen? Wenigstens irgendetwas?? Ich fasste mir an die Wangen. Sie waren glühheiß, wahrscheinlich aus Scham. Ich war einem Jungen noch nie so nah gewesen, wobei ich mich nicht gewehrt habe, zu gehen. Nein, denn diese Nähe die ich gerade zu Sinan hatte, fühlte sich gut an ...

Bevor ich weitere dumme Gedanken anspiele, gab mir mein Verstand ein Signal, und sofort, vergaß ich den Gedanken an Sinan uns ging ebenfalls rein, und schloss die Tür, so leise auch nur ging. Dann tapste ich mit leisen Schritten nach oben, damit mich niemand hört und ging geradeaus in mein Zimmer, legte mich direkt ins Bett und kuschelte mich hinein.

Ich muss vergessen, was gerade passiert war, unbedingt. Dies war mein letzter Gedanke, bevor ich in einen traumlosen Schlaf fiel.

(...)

Schicksal führt zusammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt