10. Kapitel

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Es hat mich sehr gefreut, Herr Bulut.

Der Abend neigte sich dem Ende zu. Seine Eltern schienen sehr nett, doch irgendetwas war in ihren Augen, irgendetwas, welches falsches Lächeln zeigte. Denn ich bin ein Mensch, der Andere an ihren Augen beschreiben kann. Zeigen sie Leere, sind sie entweder nicht ehrlich, oder verbergen etwas, oder zeigen Anzeichen von Trauer. Lächeln Augen, sind sie fröhlich, glücklich, zeigen Liebe. Doch bei seinen Eltern, sah ich keine lächelnden Augen, nur Gesichter, die mich anlügen. Vielleicht denkt ihr, was interpretiert sie da einfach alles? Ja, vielleicht täusche ich mich, doch die Augen, sie sagen so verdammt viel aus.

Allmählich standen sie dann auch auf und wir begleiteten sie zur Tür.

,,Es war ein schöner Abend, und Ipek, danke für die Einladung." (Meine Tante heißt Ipek.)

Meine Tante begleitete seine Eltern zum Auto, nachdem ich mich endlich von ihnen verabschiedet hatte. Sinan stand noch neben mir.

,,War schön, deine Tante kennenzulernen und die süße Ayla auch." Er grinste mich an. Ich tat es ihm gleich. ,,Hat mich auch gefreut, Herr Bulut." Er Strecke die Hand aus und ich nahm sie grinsend entgegen. ,,Frau Yildiz." Er ging aus die Tür und winkte mir grinsend zu.

Als meine Tante schließlich herein kam, schloss ich die Tür und begab mich ins Wohnzimmer, und setzte mich geradeaus auf die Couch. ,,Teyzeeeee?" - ,,Efendim? (Ja?)", rief sie aus der Küche. ,,Wo ist Cihan Abi eigentlich?!"

Sie kam ins Wohnzimmer und setzte sich neben mich, doch ihr Blick war auf den Fernseher gerichtet. Erst nach mehreren Sekunden sprach sie: ,,Er ist für ein paar Tage in Kosovo, meinte er. Deine Oma und dein Opa besuchen." Nachdenklich schaute ich ebenfalls auf den Fernseher, wo gerade nur Schrott lief. Wieso ist er nach Kosovo geflogen und sagt mir nichts davon?

Schweigend saßen wir da, Ayla schlief schon und Amca (Onkel) war wie immer noch am Arbeiten. Ich frage mich, wie Teyze das immer aushält, beziehungsweise Ayla, ohne ihn. Ich hätte das ehrlich gesagt nicht ausgehalten.

Irgendwann wurde es mir langweilig und ich entschloss mich, nach oben, in mein Zimmer zu gehen. Ich wünschte ihr eine Gute Nacht, und begab mich nach oben.

Dort zog ich mich um und schminkte mich ab, daraufhin telefonierte ich noch ein wenig mit Ebru. Das machen wir eigentlich immer, so erzählen wir und gegenseitig von unserem Tag.

(...)

Montag, heißt ich musste wieder zur Uni.

Gequält stand ich auf und putzte mir die Zähne, schminkte mich ganz leicht, weil ich einfach keine Lust hatte.

Daraufhin zog ich mir irgendetwas bequemes an, was im Blickfeld lag und bewegte mich anschließend nach unten. Keiner war wach, deswegen packte ich mir etwas zu essen ein und verließ das Haus.

(...)

Nun saß ich in meinem BMW, und regte mich auf, dass heute die Straßen so überfüllt waren. Ernsthaft jetzt? Wieso bleibt der stehen, die Ampel ist grün! Wütend hupte ich und er fuhr endlich los. Ich musste mich beeilen, sonst komme ich zu spät.

Ich knallte die Autotür zu und rannte Richtung Eingang. Hoffentlich bin ich nicht zu spät! Als ich gerade die Tür öffnen wollte, wurde sie mir doch direkt aufgemacht. Sinan. ,,Guten Morgen", murmelte er und fuhr sich gähnend durch die Haare. ,,Morgen" - ,,Auch zu spät?", fragte er mich grinsend und hielt mir die Tür auf. ,,Ja, lass uns beeilen." Er lachte und wir rannten beide zu der Vorlesung. Als wir reinplatzten, schauten uns alle mit dem : ,,Was läuft da Blick" an. Ich verdrehte die Augen. Der Professor sah ziemlich wütend aus, und ich entschuldigte mich.

Schicksal führt zusammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt