29. Kapitel

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,,Was ist hier los?!", fragte ich etwas aufgebracht und bewegte mich mit schnellen Schritten zu meinem Bruder und Cemre. Besorgt kniete ich mich zu ihnen und erwartete eine Erklärung.

,,Sie haben mich gefunden, sie haben mich gefunden, Ariana.", sprach Cemre in schluchzenden Worten, und ich wusste sofort wer er es war.

Ihre Eltern, ihre Eltern, die ihr Leben zerstörten. Die, die Lügen erzählten, meinten, dass Cemre mit einem Jungen weggegangen wäre und uns alle deswegen verlassen hätte, doch in Wahrheit wollten die Eltern einzig und Allein Cemre mit ihrem Cousin verheiraten. Wie kann man seine eigene Tochter mit dem Cousin verheiraten wollen? Und wieso überhaupt??

,,Warte, was ist passiert, Cemre? Erzähl es mir bitte."

- Cemre's Sicht -

(ein paar stunden davor)

,,Askim, ich gehe kurz in die Stadt, ich will Kartoffeln kaufen, um Essen zu machen." (Schatz) Ich spürte seinen warmen Atem auf mir, und spürte sein Grinsen auf meiner Wange, das sich dann zu einem Kussmund bildete und mir schließlich einen langen Kuss auf die Wange gab.

,,Ich liebe es, wenn du Askim zu mir sagst.", flüsterte er in mein Ohr und ich bekam eine Gänsehaut am Körper. Jedes Mal bewirkt er bei mir eine Art Stromschlag. Seine Arme schlungen sich noch mehr um mich und ich genoss jede einzelne Berührung von ihm. Nur durch ihn bekam ich das Gefühl von Liebe zu spüren, denn von Elternliebe bei mir, kann man nicht sprechen. Ich habe das Gefühl, meine leiblichen Eltern haben mich niemals geliebt, wie Eltern ihre Tochter eigentlich lieben sollten. Wie kann man seine eigene Tochter verheiraten wollen??

,,Schatz?", ertönte plötzlich seine atemberaubende Stimme und ich lächelte ihn gezwungen an. ,,Efendim?" (Ja?)

,,Ich komme mit. Komm", verlangte er und wir standen im nächsten Moment sofort auf, um nach draußen zu gelangen, und anschließend sein Auto zu betreten.

[...]

,,Hier sind sie. Ich gehe nur noch kurz Gemüse holen. Kannst du derweil nach Käse schauen?", bat ich ihn, und lächelnd nickte er. Auch ich, lächelnd verliebt, ging einige Schritte weiter und ließ Cihan zurück. Einmal bog ich ab und mein Blickfeld richtete sich auf das Gemüse, aller Arten. Schnell nahm ich mir eine Tüte und packte einige Paprika ein, bis ich auf den obigen Preis schaute, der dort angehängt war und ich nickte. Meine Augen führten sich wie von allein geradeaus zu den Gurken, wo jemand stand, die mich beäugte. Nicht nur irgendjemand, denn sie kannte ich, ja, ich kannte sie mehr als genug. Ihre Augen strahlten Feuer aus, ihr Gesicht war verzerrt und mit einem verstossenden Blick schaute sie mich von oben bis unten an, als wäre ich eine feindseelige Kreatur. Meine Mutter.

Mein ganzer Körper fing an zu zittern und ich hatte zu befürchten, dass ich jeden Moment umfallen würde und fing an, an den Händen zu schwitzen. Mein Puls erhöhte sich maximal, und ich spürte, wie mein Mund sich trocken anfühlte. Die Schweißperlen auf meiner Stirn wurden zu mehreren, kleinen und großen, Perlen, die sich miteinander vermischten. Doch meine Augen, sie fingen an, sich mit meinen salzigen, auch brennenden Tränen zu füllen. Das Gefühl sie wieder zu sehen, war unbeschreiblich. Sie hatte mir großen Schaden zugefügt, doch sie war trotz allem meine Mutter, auch wenn ihre Augen Feuer ausstrahlten, und mich voller Wut anstarrten. Sie hat mich aus irgendeinem Grund verstoßen, doch in dem Moment war es mir egal, ja es war mir egal! Sie ist es, die mich neun Monate in ihrem Bauch trug und sie ist es, die bei der Geburt wegen mir jegliche Schmerzen spüren musste. Sie ist es, die mich aufgezogen hat! Auch wenn ich sehr enttäuscht war von ihr, auch von meinem Vater, liebte ich sie. Und dies sehr....

,,Cemre!", rief sie in einen etwas lauten Ton, der mich zusammenzucken ließ. Wie gelähmt stand ich da, als sie sich um den Stand, der zwischen uns voller Gemüse war, bewegte und auf mich zu kam. Ihr Gesicht hatte sich verändert, sie strahlte kein Glück mehr aus, nein, viele Falten hatten sich gebildet, und älter war sie geworden.

Schicksal führt zusammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt