47. Kapitel

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Er ist wieder da.

Seine Hand war in meiner verschränkt, und dies gab mir große Sicherheit. Die frische Luft kam uns entgegen, und die warmen Sonnenstrahlen machten sich auf unseren Gesichtern bemerkbar. Mit hochgezogenen Mundwinkeln kamen wir näher und näher nach Hause. Und obwohl ich wusste, dass der Alltag wieder beginnt, die Sorgen auftauchen und Trauer ins Leben kehrt, war ich glücklich, mit ihm hier zu sein. Und das nicht alleine. Dies war die Voraussetzung für mich, um mit einem Lächeln ins Leben zu schreiten. Ich bemerkte seine Blicke von der Seite auf mir, als wir den Vorgarten nun letztendlich betraten, und ich wusste, was er meinte. Nur eine einzige Frage bildete sich in meinem Gehirn: Sind Sinan und ich eigentlich nun ein Paar? Ein wirkliches Paar?
Gekränkt verließ seine Hand meine, und ich senkte beim Gehen den Blick. Niemand sollte vorerst davon erfahren, es würde einzig und allein Probleme verursachen, vor allem darum, weil mein Bruder es niemals akzeptieren würde. Mein Herz brach entzwei, doch ich versuchte mich zu konzentrieren, Sinan nicht anzuschauen, und dann an der Tür zu klingeln.
Meine Tante öffnete diese schnell, und schaute mit einem Grinsen zu mir. Überraschend schnell zog sie mich in die Arme. Lächelnd erwiderte ich die Umarmung und löste mich blitzartig von ihr. Skeptisch schaute ich zu Sinan, denn was war überhaupt die Lüge von ihm, weil wir gestern Nacht nicht zu Hause waren??
»Wie war es mit Cihan? Habt ihr mit ihm geredet?« Der Puls meines Herzens erhöhte sich so schnell, ehe ich bis drei zählen konnte. Ihre braunen Augen starrten in meine, und ich bekam kein einziges Wort aus meinem Mund heraus. »Cemre und ihm geht es sehr gut, Teyze. Sie sind zwar immer noch traurig, doch sie sind bald wieder da, und erklären uns alles ganz genau.«, erzählte Sinan, und ich spürte, wie sich ein Stein von meinem Herzen entriss. Erleichtert atmete ich auf und schaute zu ihm. Wieso kann er so gut Lügen?? Ich biss mir auf meine Lippe und sah, wie meine Tante uns dann verständlich anschaute und uns reinbat. Mit einem komischen Gefühl betrat ich das Haus und betete innerlich, dass Sevket nicht hier sein würde. Ich konnte einfach nicht mehr in seine Augen sehen, nachdem dem Erlebnis, was geschehen war. Anscheinend steht er nicht nur auf mich, sondern möchte mir etwas antun, und davor hatte ich große Angst.

Nachdem uns meine Tante berichtet hatte, dass Ayla noch im Kindergarten ist, setzten wir uns gemeinsam auf die Couch und starrten vorerst ins Leere. »Ach ja, ich habe mit Cihan telefoniert, er kommt heute nach Hause.«, teilte uns Sinan mit und automatisch bildete sich ein Lächeln auf meinem Mund. Meine Freude zeigte sich groß, weswegen ich aufstand und grinsend in das Gesicht von Teyze schaute. Lachend umarmte sie mich und ich sagte dann: »Ich geh mal sein Zimmer aufräumen.« »Mach das, Canim.«, sprach meine Tante, »Ich helfe dir.«, kam es plötzlich von Sinan und ich schaute erschrocken zu ihm. Grinsend stand er auf und wollte schon die Treppen benutzen, um nach oben zu gelangen, bis Teyze ihn lobte: »Ein wahrer Gentleman.« Lachend verdrehte ich meine Augen und folgte ihm, bis wir in Cihan's Zimmer gelangten und ich die Tür hinter uns Schloss. »Das war total auffällig, du Salak!« Dabei verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und schaute ihn wütend an. (Dummkopf)
»Ich bin kein Dummkopf.« Er zeigte mir seinen ernsten Gesichtsausdruck. Fühlte er sich ernsthaft beleidigt?? Ich verdrehte die Augen und fing an, einige Sachen in dem Zimmer meines Bruders zu ordnen. Wow, das mit mir und Sinan fängt ja schon mal ganz super an.
Innerlich summte ich ein Lied und versuchte Sinan nicht zu beachten, doch im nächsten Moment spürte ich, wie ich von hinten umarmt wurde. Mein Herz fing blitzartig schneller zu schlagen, als er seinen Kopf auf meine Schulter legte, und ich wurde nervös. »Macht dich das nervös?«, flüsterte er in mein Ohr, doch ich war nicht fähig, ihm zu antworten. So verharrten wir einige Sekunden, bis ich erneut in die Realität gebracht wurde. Schnell löste ich mich von ihm, und sauer schaute ich in sein lächelndes Gesicht. »Hör zu, mach das nächstes Mal nicht so auffällig. Sie merkt noch etwas.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich jedoch anschließend, und es sah aus, als würde es ihn verletzen. Ich trat näher an ihn heran und griff nach seiner Hand. Er senkte seinen Kopf, doch ich legte einige meiner Finger unter sein Kinn, und zwang ihn schließlich, mich anzuschauen. »Ich meinte das nicht so, ich habe einfach nur Angst, was sie sagen werden, und vor allem mein Bruder. Sinan, ich liebe dich, aber es ist noch viel zu frisch-« Die Röte schoss in mein Gesicht, als er anfing zu lächeln. »Ich verstehe schon. Aber du hast es endlich gesagt.« Er strahlte über beide Ohren, und sein Grinsen wurde größer. »Was habe ich gesagt?«, fragte ich nach und war sichtlich nervös, und zwar wegen ihm, immer wenn ich in seiner Nähe war. »Du hast 'Ich liebe dich' als erstes gesagt«, fing er an, »Und weißt du was? Ich liebe dich mehr.«

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