Dunkelheit verschlang die Bäume, tauchte die Waldbewohner in sachten Schlaf und lieferte ihnen die gegönnte Ruhe. Lediglich der Mond schien durch die Wimpfel hindurch, erhellte den Boden sacht, doch das Knistern eines Feuers durchschlug die angenehme Stille. Auf einer kleinen Lichtung erkannte man vier Gestalten: Drei, die um das Feuer verteilt in ihren Schlafsäcken lagen und einer, der sie beobachtete - sie beschützte. Friedlich verweilten sie an Ort und Stelle.
Kakashi ließ den Versuch, Schlaf zu finden, fallen und setzte sich letztendlich in seinem provisorischen Bett auf, was die Aufmerksamkeit der Nachtwache auf ihn lenkte. Das Licht des Feuers stach in seinen Augen, doch durch dieses konnte er seinen Teamführer deutlich erkennen. Er wollte nicht mit ihm reden, kein Mitleid ernten. Kakashi war es leid, immer wieder - jede Nacht erneut - von Albträumen geplagt zu werden, sehen zu müssen, wie sein Vater tot vor ihm lag.
Der Grauhaarige wollte es sich nicht eingestehen, doch als er sich ein Gähnen unterdrücken wollte, gelang es ihm nicht. Er richtete seinen Blick in die Flammen, hielt sich dabei eine Hand vor seinen maskierten Mund und gähnte herzhaft still. Er sah es Minato an, dass dieser zum Sprechen ansetzen wollte, doch da stand der Hatake auf und begann vom Lager wegzutrotten. ,,Ich geh mir die Beine vertreten", meinte er bloß, als er auch schon zwischen den Bäumen verschwand und eins mit der Dunkelheit wurde.
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Die Ruhe des Waldes entspannte ihn, befreite seinen Kopf, sodass er es wagte seinen Blick gen Himmel zu richten. Die winzigen, abermillionen Sterne funkelten neben dem Mond um die Wette. Es waren so viele, dass der kleine Gedanke, sie alle zählen zu wollen, in ihm aufkam, jedoch verwarf er diesen schnell wieder. Er lief ein ganzes Stück und entfernte sich immer weiter vom Lager, als er bereits umdrehen wollte, doch die Ruhe heiligte er.
Geschickt schwang er sich auf einen tiefhängenden Ast und wollte bereits höher klettern, den herrlichen Sternen näher kommen, als er ein Rascheln in einiger Entfernung vernahm. Unscheinbar leise und kaum hörbar, doch seine geschulten Sinne spitzen sich. Es wurde immer lauter - es musste ihm näher kommen, was seine Muskeln verspannen ließ. Ein Tier? Mensch oder doch ein Shinobi? Prüfend schnupperte er mit seiner fein ausgeprägten Nase, konnte dabei gezielt eine Geruchsspur ausfindig machen. Direkt entspannte er sich, als er den Hase witterte.
So unscheinbar, wie der Moment wirkte, bestätigte es ihm seinen vorherigen Gedanke: Er musste zurück. Allein in der Finsternis war er angreifbar sowie verwundbar, wenn er entdeckt werden würde. So sprang er geschickt zurück auf den Boden, wollte bereits kehrt machen, doch da erklang das Rascheln wieder, gefolgt von einem Knurren.
Angriffsbereit zog er eines seiner Kunai hervor, stellte sich in Verteidigungsstellung, als ein kleines Bündel aus dem Gestrüpp eines Busches sprang. Kakashis Augen kamen den Bewegungen gar nicht hinterher, so schnell schlug es Haken, knurrte und fiepte dabei. Er konnte nicht ausmachen, was es war, nur dass es unnatürlich leuchtete, bevor es verschwand. Er spürte seinen beschleunigten Herzschlag, seinen harten Puls und seine abgeflachte Atmung. So sehr hatte er sich lange nicht mehr erschrocken, doch es wurde nicht besser.
Kakashi sackte auf die Knie, als ein unerträglicher Schmerz seinen Bauchraum durchzog. Hatte das Tier ihn erwischt? Blutete er? Im Schein des Mondes erkannte er es nicht, hielt sich nur krampfhaft den Bauch, während er versuchte es zu ignorieren, um aufzustehen. Die Schmerzen wurden schlimmer. Klirrend fiel sein Kunai zu Boden, bevor er diesem wenige Augenblicke später verzweifelt folgte. Kein Ton drang über seine verdeckten Lippen, als er unkontrolliert zu zucken begann. Lediglich ein leises Zischen erklang, doch mehr ließen die Schmerzen nicht zu - Sie verschwanden auch nicht, wurden eher immer mehr.
Sein Zeitgefühl verschwand und es schienen Tage zu vergehen, doch in Wirklichkeit zogen wenige Stunden an ihm vorbei, während er regungslos auf dem Boden verweilte.
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Irrte er sich oder vernahm er Stimmen? Sie wurden lauter, bis grelles Licht ihn blendete. Eine Taschenlampe. Kakashi sah einen schwarzen Stachelkopf, gefolgt von einem blonden sowie einem braunen Schopf. Obito - Minato und Rin. Sie sprachen mit ihm, doch er verstand kein Wort. Er war durch die Schmerzen viel zu abgelenkt, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können. Schmerzerfüllt zischte er auf und krümmte sich unter dem Anblick seiner Kameraden zur Embriostellung zusammen. Gleisender Schmerz durchfuhr seinen Bauchraum, breitete sich strahlend in seine Glieder aus und vernebelte seine Sicht.
Er wusste, dass er nun in Sicherheit bei seinen Kameraden war. Sie würden ihn nicht zurücklassen - niemals würden sie dies tun. Kakashi gab sich den Schmerzen hin, versank und ertrank in ihnen, als ein markerschütternder Schrei endlich seine Lippen verließ und den Wald vollständig ausfüllte. Vögel schreckten aus ihrem Schlaf, zogen kreischend davon, eine Eule uhute laut, ehe ihr kräftiges Flügelschlagen durch die Nacht hallte. Aus einer Kobel huschte ein Eichhörnchen, beladen mit Nüssen und Eicheln, als auch dieses die Flucht ergriff.
Eingeschüchtert durch Kakashis Schrei hatte er den gesamten Wald geweckt, doch er selbst glitt in ein Meer aus puren Schwarz. Ließ sich sanft hineinfallen, bis es ihn vollends umhüllte und ruhig in die Bewusstlosigkeit wiegte.
840 Wörter
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Coyote Secret (Kakashi FF)
FanfictionSchmerzen - zarte oder auch qualvolle Schmerzen. In Schüben jagen sie durch Kakashis Körper, als er den Angriff auf einer Mission übersteht. Maßlos überfordert, können die Ärzte des Krankenhauses Konohas seine Beschwerden nicht lindern, schicken ihn...