Kapitel 8 ~ Stille

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Im Krankenhaus durften Kakashi und Minato direkt zum Behandlungsraum durchlaufen, in welchem sie lediglich wenige Minuten warten mussten, als der Arzt ebenfalls hereintrat. Freundlich begrüßte dieser die beiden und begann sofort mit der Behandlung. Erst fragte er nur, ob die Schmerzmittel wirkten, wie die Schmerzen sich seit dem letzten Termin entwickelt hatten. ,,Sie sind verschwunden", brach Kakashi den Moment der Stille, in welcher der Arzt nachdachte, doch interessiert sah er auf. ,,Ich spüre keine Schmerzen mehr. Es behindert mich nichts mehr", fügte er noch an und blickte zu dem Arzt.

Dieser zog seine Augenbrauen zusammen, was eine gewaltige Denkfalte auf seiner Stirn entstehen ließ. Auch Minato blickte interessiert zu dem Jungen. Er hatte es ihm tatsächlich nicht erzählt. ,,Seit wann nicht mehr?" Der Doktor tippte mit seinem Stiftende auf seinen Notizblock, um alles mitschreiben zu können. ,,Gestern am Morgen kam der letzte Anfall." Notierend brummte der Herr. ,,Gab es andere Anzeichen? Welche, die uns bislang unbekannt sind?" Wahrheitsgemäß hätte Kakashi sagen sollen, dass ein Mädchen des Tsunagari Clans in ihm gelauert hatte, doch dies konnte er schlecht einem Arzt im Beisein seines Senseis erzählen. So schüttelte er nur den Kopf.

Wieder stellte der Arzt Fragen, die Kakashi ihm beantwortete. Wieder musste er einen flotten Gesundheitscheck absolvieren, wie die letzten Male auch. Der Arzt fand keinerlei Hinweise auf mögliche Rückschläge. Gezwungener Maßen, da seine Ergebnisse ihm dies lieferten, stellte er das Schreiben für den Hokage, dass der Junge zurück auf Missionen durfte. Immerhin war er kerngesund - laut den Untersuchungen. Er fühlte sich auch gesund, weshalb er schlussendlich mit dem Schreiben in der Hand den Raum, dicht gefolgt von Minato, verließ.

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Auf direkten Weg marschierten sie zum Hokageturm und gaben dort den Umschlag ordnungsgemäß ab, sodass Minato den Jungen nun nach Hause begleitete. Schweigend streiften sie durch die Straßen. Kakashi hielt seine Hände in seinen Hosentaschen versteckt, während er ein Steinchen mit seinen Füßen vor sich herkickte. Der Blondschopf beobachtete ihn dabei mit Besorgnis, als er sich seine Worte zurechtgelegt hatte und nun das Gespräch begann: ,,Dann fangen wir in drei Tagen mit dem Training an." Anhand Kakashis Gesichtsausdrucks, obwohl man durch seine Maske wenig davon sah, konnte der Namikaze lesen, dass dies ihm nicht gefiel.

,,Du schonst dich die nächsten Tage noch etwas - in der Hoffnung, dass die Schmerzen nicht zurückkehren." Sein Tonfall machte deutlich, dass an dieser Entscheidung nichts mehr zu ändern war, sodass Kakashi gezwungenermaßen ein Nicken als Antwort gab. ,,Und keine Alleingänge. Du wartest die Tage noch." Streng musterte er seinen Schüler. Er sollte bloß nicht auf dumme Ideen kommen, die ihm letztendlich das Leben kosten könnten. Wieder nickte dieser nur und seufzte. Für ihn war dieses Gespräch bereits beendet, was auch der Jonin verstand und somit schweigend neben ihm herlief. Wenn der Junge nicht reden wollte, konnte Minato ihn nicht dazu zwingen.

Letztendlich verabschiedete sich dieser von ihm, als sie vor Kakashis Wohnblock ankamen und er allein die Treppen erklomm. Lediglich eine Verabschiedung kam von dem Chunin, ehe er in den Weiten des Blocks verschwand und kurz darauf vor seiner Wohnung stand. Seine Gedanken kreisten um das Mädchen, welches er allein mit seinen Ninken zurückgelassen hatte. Ob sein Gefühl bei dieser Entscheidung richtig lag? Hatte er einen Fehler begangen? Ging es seinen Ninken gut? Er wusste nicht, wie er diese Tsunugari einordnen sollte.

So steckte er nervös seinen Schlüssel in das Schloss und zog die Tür auf, als es knackte. Eine beunruhigende Stille sprang ihm entgegen, als er eintrat. Die Lichter waren selbst in den dunkelsten Ecken aus, keiner seiner Ninken war zu sehen, keinen Laut konnte er wahrnehmen. War sie geflohen? Hatte sie seine Hunde getötet? Leise ließ er die Tür zurück ins Schloss fallen. Mit beschleunigten Atem schritt er durch den Flur, legte seine Hand an sein Tantou, um zum Ziehen bereit zu sein. Er würde wenigstens sich verteidigen, wenn er die anderen bereits in ihren Tod gestürzt hatte!

Immer weiter drang er in seine eigene Wohnung vor, blickte in jedes Zimmer, was er querte, um schlussendlich verdutzt in sein Wohnzimmer zu blicken. Seine Hand, welche sein Kurzschwert ziehen wollte, glitt an seiner Seite hinab, während er seine Augenbrauen empor zog. Er sah alle seine Hunde tief schlafend - entweder auf der Couch oder davor. In Mitten des Haufens lag das Mädchen, ebenfalls schlafend, mit Pakkun auf dem Schoß. Es stellte ein absurdes Bild dar, doch es beruhigte den Jungen sehr, denn seine treuen Begleiter lebten und schienen keinerlei Sorgen zu haben. Sein Gefühl hatte richtig gelegen, dass dieses Mädchen keine Gefahr signalisierte und kein Feind war.

Auf leisen Sohlen schlich er an ihnen vorbei in sein Schlafzimmer. Er wollte sie nicht aufwecken, denn, dass das ganze Pack einmal friedlich beisammen schlief, passierte nicht oft. So zog er sein Tantou sowie die Schnalle ab, genauso landete sein Stirnband auf der Komode. Ahnungslos stand er nun da: Was sollte er tun? Groß Lärm machen konnte und wollte er nicht. Ins Dorf gehen wollte er ebenfalls nicht, denn seine Ninken sollten nicht allzu lange mit ihr allein bleiben, auch wenn sie sehr vertraut miteinander aussahen.

Mucksmäusenstill schlüpfte er, als er einen Entschluss gefasst hatte, zurück ins Wohnzimmer und von dort aus weiter zu seinem Bücherregal, welches das Mädchen in der Nacht genauestens begutachtet hatte. Sie schien Bücher zu mögen oder sie fand diese genauso interessant wie den Rest seiner Wohnung - wie eine Art Begebenheit, die ihr vorher noch nie begegnet war. In seinen Gedanken versunken, nahm er sich ein Buch aus dem Regal, ehe er sich in den danebenstehenden Sessel fallen ließ und es aufklappte.

Auch wenn es von einem talentierten Shinobi handelte, welcher alles in seinem Leben verlor, so konnte er sich nicht wirklich auf den Inhalt konzentrieren. Er las derzeit diese Geschichten zwar am liebsten, doch immer wieder huschte sein Blick zur Couch, auf welcher das Knäul friedlich schlummerte. Dann vergas er, wo er stehen geblieben war und musste das meiste noch einmal neu lesen, um Anschluss an den weiteren Verlauf zu finden. Er wünschte sich seinen Fokus zurück, den er auf seine geliebten Bücher richten konnte, aber es gelang ihm nicht. Immer und immer wieder suchte er den Blick zu seinen Hunden, doch genauso auch zu dem Mädchen, welches ihm ein wandelndes Rätsel war.

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Coyote Secret (Kakashi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt