Kapitel 5 ~ Takehiko

34 5 0
                                    

Erneut ließ Kakashi seine Blick über die vielen Narben schweifen: Narben, als hätte ein Tier diese in ihre Haut gerissen. Sie erinnerten ihn an die Wunden, die seine Ninken ihm aus Versehen zugefügt hatten, als er noch jünger und unvorsichtig war. Nur seine waren deutlich kleiner und nicht so tief gewesen. ,,Sie scheinen aber jetzt vollständig verheilt zu sein", stellte er fest.

Das Fiepen von vor einigen Wochen drang in sein Ohr: Damals klang es schmerzlich sowie leidend, doch nun verstand er, woher dies kam. Sie war dieses Wesen gewesen, welches verletzt worden war.

,,Du müsstest jetzt keine Schmerzen mehr erleiden, da ich nicht mehr in deinem Körper bin und dir somit keine weiteren Schmerzen übertragen kann." Als sie es aussprach, fiel es ihm selbst auf. Er war nicht durch Schmerzen erwacht, hatte bis jetzt noch keine Anzeichen von diesen Anfällen gezeigt und er fühlte sich gut. Außerordentlich gut und kraftvoll wie schon lange nicht mehr.

Sein Blick huschte aus dem Fenster, so wie sie es getan hatte, als sie dachte, sie wäre unbeobachtet. Überrascht musste er feststellen, dass der Horizont sich bereits hellgelb färbte: Die Sonne ging auf. Wie lange hatten sie denn geredet? Wie lange würde dieses Gespräch noch andauern? Kakashi seufzte. Was sollte er nur mit ihr tun? Auch das Mädchen schien sich diese Frage zu stellen, da sie den Kopf hob, ihn wieder mit ihren himmelblauen Augen ansah. ,,Wirst du mich ausliefern oder sogar töten?"

Der Junge haderte mit sich selbst. Was wollte er? Er konnte sich diese Frage nicht beantworten. Dieses Mädchen hatte ihn lediglich als Schutzhülle genommen, um vor ihren Clan zu flüchten. Sie war verletzt gewesen sowie allein im Wald - höchstwahrscheinlich verzweifelt. Sollte er sie dort aussetzen? Sofort schüttelte er seinen Kopf. Er war nicht herzlos. ,,Du kannst auf dem Sofa schlafen, bis ich mir sicher bin, was ich mit dir mache", mit diesen Worten erhob sich der Hatake und sah noch einmal auf sie herab. Ihre Augen waren vor Überraschung weit aufgerissen, ihr Mund leicht geöffnet.

Sie schien nach Worten zu suchen, die ihre Erleichterung und ihr erneutes Entkommen vor dem Tod gerecht werden konnten. ,,Danke, Kakashi", hauchte sie letztendlich und erhob sich ebenfalls, um mit ihm auf einer Höhe zu stehen. Sie war ein wenig kleiner als er, reichte ihm vermutlich bis zu seiner Nasenspitze. Doch bevor er die Frage, woher sie seinen Namen wusste, stellen konnte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sie hatte gehört, was er gehört hatte und darunter fiel sein Name. ,,Ich heiße Takehiko." Nun waren sie quitt.

Unsanft stieß Kakashi mit seinem Fuß in Shibas Seite, riss den Hund aus seinem ruhigen Schlaf, weshalb dieser ihn knurrend zwischen zusammengeniffenen Augen ansah. ,,Behalt sie im Auge", wies er den grauen Hund an, dessen Kopf sich sofort in die Richtung des Mädchens drehte, welche er daraufhin warnend ankeifte. ,,Geht klar, Boss", erwiderte Shiba, ehe er sich erhob und sie brummend beschnupperte. Er musste ihren Geruch kennen, falls sie fliehen wollte. Auch wenn Kakashi dies nicht hundertprozentig in Erwähnung zog, so ließ er den Ninken seine Arbeit vollrichten, während er selbst abdrehte und das Wohnzimmer verließ.

Trotzdessen, dass sie seinen Körper verlassen hatte und keine Energie mehr von ihm abzweigte, fühlte er sich müde. Er war zwar an wenig Schlaf gewohnt, doch es zog dennoch an seinen Kräften. Bereits im Halbschlaf betrat er sein Schlafzimmer, in welchem ihm die kühle Nachtluft durch sein Fenster begrüßte. Schnell schoss er es und fiel daraufhin in sein Bett, kuschelte sich geschwind hinein.

Seine Gedanken kreisten um dieses Mädchen. Er glaubte nicht, dass sie log. Ihre Augen sprachen Bände der Wahrheit, wie er es noch nie gesehen hatte. Er konnte es gut mit Rin vergleichen, doch im Gegensatz zu dem Mädchen war Rins Ausstrahlung harmlos. Sie zeigte keinnerlei Misstrauen, als würde sie den Hataken persönlich kennen. Wahrscheinlich tat sie dies sogar, da sie immerhin in ihm gelebt hatte, ihn kennenlernen konnte und dies über Wochen hinweg. Auch dies glaubte er. Es musste ein Kekkei Genkai sein. Wie sollte sie sonst in Konoha sowie in seine Wohnung gelangt sein, ohne bemerkt zu werden? Wie konnte sie sonst diese Menge an privaten Wissen erhascht haben?

Kakashi fand keinen Einwand. Alles stimmte miteinander überein, so wie es nur bei der Wahrheit der Fall war. Auch wenn sie ihm Kopfschmerzen bereitete, da er auf die Situation nicht zurecht kam, glaubte er ihr. Alles schien wie eine verzweifelte Aktion, um zu überleben, um in Sicherheit zu sein. Sicherheit. Sie wollte nur Sicherheit für sich.

Noch eine Weile dachte er darüber nach: Über das, was sie gesagt hatte, wie sie sich verhalten hatte. Seine Augen wurden immer schwerer, desto länger er dachte. Er brauchte nichts befürchten. Shiba war bei ihr, behielt sie im Blick, sodass er mit diesem Gedanken ruhig ins Land der Träume abtriftete.

⸺⊰ ฅ^•ﻌ•^ฅ ⊱⸺

Nur wenige Stunden vergingen, da kitzelte ihn das Sonnenlicht unter der Nase, beförderte ihn aus seinem Schlaf. Ein merkwürdiges Gefühl überkam ihn. Die morgendlichen Schmerzen blieben aus. Er hatte sich so sehr an diese gewöhnt, dass ihm das Gefühl überkam, als würde etwas fehlen. Mit neuer Kraft verließ er sein Bett - etwas, dass er seit Wochen nicht getan hatte, ehe ihm einfiel, dass er nicht allein war, obwohl er keinen seiner Ninken entdeckte.

Misstrauisch kam er in seinem Wohnzimmer an, fand dort alle versammelt vor. Das Mädchen, Takehiko, saß mit angewinkelten Beinen auf seiner Couch, musterte seine Hunde, die um sie herum standen. Einige knurrten leise, jedoch behielten sie allesamt die Tsunagari im Auge. Sie hatte ihren grauen Mantel abgelegt und neben sich platziert, was Kakashi interessiert eine Augenbraue heben ließ. Er musterte genau ihren Rücken, auf dem ihr Clan-Symbol abgebildet war: Eine Pfote in der Farbe Blau mit einem Übergang zum Weiß an der unteren Seite.

Erst als der Hatake sich räusperte, bemerkten seine Hunde ihn. Sie verstummten, senkten untergeben ihre Köpfe und traten von dem Mädchen weg. Sie hatte die acht Hunde interessiert betrachtet, als wäre sie fasziniert von ihnen. ,,Das sind Pakkun, Keks, Shiba, Buru, Akino, Uheei, Urushi und Guruko", stellte er alle der Reihe nach vor und deutete mit seinem Finger auf diese.

Sie erschreckte leicht, als sie seine Stimme vernahm, doch nickte verstehend. ,,Sie sind knuffig. Gehören sie wirklich alle dir?" Sie schweifte mit ihren Blick über die acht verdutzten Hunde, ehe sie zu Kakashi sah. ,,Sie sind meine vertrauten Geister." Er ging an ihnen vorbei in die angrenzende Küche. Er spürte ihren Blick in seinem Rücken, denn sie blieb neugierig. Als er mit dem Hundefutter raschelte, horchten seine Ninken auf, spitzten die Ohren und gingen dem Geräusch hinterher - so auch Takehiko, die sichtlich aufmerksam wirkte.

1105 Wörter

Einen schönen Nikolaus-Tag an alle^^

Coyote Secret (Kakashi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt