Kapitel 25 ~ Feuer

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Immer noch vor Nässe zitternd, saß Takehiko nah am Feuer, hielt ihre Hände ausgestreckt vor die Flammen. Sie nahm es dem Jungen nicht übel, dass dieser sie in den Fluss geschubst hatte, denn immerhin hatte sie dies ebenfalls vor einigen Monaten bei ihm getan, als sie auf einer anderen Mission einen Hasen gefangen hatten. Er hatte seine Revange und sie waren quitt. Auch wenn es sie fror und sie bibberte, sie wusste, dass er es nicht böse gemeint hatte, sondern versuchte Spaß zu machen, um die Situation aufzuheitern.

Hinter ihrem Rücken raschelte es, doch sie fuhr nicht herum. Sie spürte sein Chakra, wie es sich näherte und letztendlich durch das Dickicht der Büsche stieg. Er hatte die Überreste des Hasen beseitigt, wie sie es ihm einst gezeigt hatte und setzte sich nun zurück an ihre Seite, um ebenfalls in die Flammen zu schauen. ,,Wie geht es morgen weiter?", sie drehte sich nicht zu ihm, sah daher weiterhin in die flackernde Glut, als sie sprach. Die Frage schien eindeutig zu beantworten: Die Erfüllung der Mission.

Kakashi bedachte, dass es für das Mädchen alles andere als einfach sein würde. Die Mission würden sie gemeinsam ausführen müssen, doch deren Inhalt machte ihr zu schaffen - genauso wie ihm. Keiner besaß bessere Informationen über ihr Ziel als sie. ,,Wir müssen deinen Clan erst einmal finden", gab er das Unausweichliche wider und ballte die Hand zur Faust.

Er wollte sie nicht zurück zu diesem grauenhaften Clan bringen. Er wollte nicht einmal in das Gebiet des Clans vordringen, doch die Bärenmaske hatte ihn am Anfang seiner Anbuzeit gewarnt. Missionen mit Inhalt über den Tsunagari-Clan würde Team Rho erledigen, doch dass der Hatake allein losziehen würde, hätte er nicht erwartet, doch nun besaß er seinen Auftrag und saß hier - irgendwo inmitten des Feuerreiches.

,,Wir sollen nur deren Aufenthaltsort bestimmen und uns nicht erwischen lassen. Dadurch, dass man Mitglieder des Clans bereits seit Monaten selbst auf rangniedrigeren Missionen von weiten sieht, vermutet Minato-Sensei, dass sie wieder in unserem Reich sind." ,,Das stand doch im Auftrag", schnippte sie zurück, da er lediglich wiederholt hatte, was sie bereits wussten, weshalb er seufzte. Ihm war klar, dass dies kein leichtes Thema für sie darstellte. ,,Das heißt, dass wir Spuren suchen und diese verfolgen werden", kam er zum Ende und blickte sie von der Seite an.

Er wartete auf ihre Zustimmung, welche durch ein Brummen ihrerseits folgte. ,,So einfach machen sie es uns aber nicht. Es wird schwierig überhaupt an Spuren zu gelangen." ,,Welch eine Glück, dass sie gerade mich dafür ausgewählt haben", unterbrach Kakashi sie und hielt den Blickkontakt konstant, als sie sich zu ihm wandte und ihn mit Blicken musterte. Ihre Haut war längst nicht mehr feucht, doch ihre Kleidung wies noch immer wässrige Stellen auf. ,,Als hätten sie gewusst, dass ich auf den meisten Missionen dabei bin und die Vorgehensweise kenne", verstand sie seine Anspielung korrekt, erhielt sogar ein Nicken von ihm.

,,Sie wissen aber nicht, dass es mich gibt, also ist es reiner Zufall, dass sie dir die Mission anvertraut haben", machte sie den Gedanken zunichte und zuckte mit den Schultern. Sie war noch immer ein Schatten im Dorf - jemand, den niemand kannte, doch sie kannte so viele Namen und Gesichter. Kakashi gab ihr Freiheiten, ein Gefühl von Dazugehörigkeit, aber es reichte nicht. Sie war ein Schatten, den niemand sah. Sie war ein niemand, besaß keinen Wert für ihre Umgebung. Lediglich der Junge sah sie und schenkte ihr, was sie brauchte: einen guten Freund. Er war immer da und setzte alles mögliche in Gang, damit sie nicht von Einsamkeit heimgesucht wurde.

,,Wenn der Trubel um deinen Clan abgeklungen ist, werde ich mit Minato-Sensei sprechen und ihm alles anvertrauen. Jetzt würden sie dich aber gefangen nehmen und dir kein Gehör schenken", beistehend legte er seine Hand auf ihre Schulter und drückte diese sacht, um seinen Worten Glaubwürdigkeit zu geben. Er wollte nicht, dass er sie durch das Dorf verlor. Er wollte, dass die Umstände sicher waren und niemand ihr Schaden zufügte. Das Risiko war ihm zu hoch. Lieber akzeptierte er die Gefahr, dass sie auffliegen würden, als sie hundertprozentig zu verlieren. Er brauchte sie, denn sie füllte seine Einsamkeit aus, was niemand sonst schaffte.

Nun war es das Mädchen, welches seufzte und geschlagen die Augen schloss: „Ich bin gespannt, wie lange dieses Spiel noch dauert." Er spürte ihre Erschütterung, dass er nicht vorankam und die Lösung aufschob, doch sie verstand seinen Handlungsgrund, was ihr schmeichelte. Unweigerlich huschte jedoch Traurigkeit durch Kakashis Gefühle, als sie seinen Gedanken erneut einen Ton verlieh. Er konnte es doch genauso wenig leiden, dass es nicht voranging, aber die Gefahr war zu groß.

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Das Feuer knackte, ließ die Funken ruhig in den dunkler werdenden Himmel aufsteigen, während sich selbst der pralle Mond immer höher schob. Der Junge beobachtete das funkelnde Treiben über ihren Köpfen, behielt jedoch auch das Mädchen im Auge. Sie sicherte mit ihrem Chakra mal wieder die Umgebung. Hauchdünn spürte er ihre Energie fließen, hoffte jedoch, dass sie sich nicht überanstrengte und ihre Fähigkeiten nicht überstrapazierte.

Er sah bereits ihre Erschöpfung, denn immerhin hielt sie diesen Schutz auf jeder ihrer gemeinsamen Missionen aufrecht, damit sich der Hatake auf eine Pause konzentrieren konnte. Es bereitete ihm Sorgen, da durch diesen Chakrafilm jede fremde Chakrasignatur signalisiert werden konnte, die beiden jedoch für andere Shinobi unsichtbar wurden. Dafür zahlten sie aber den Preis, dass das Mädchen nicht schlafen würde, sodass sich ihre Fähigkeiten am nächsten Tag eingeschränkter zeigten - ihre Analysen und Taktiken, ihre Kombinationsgabe und ihr Wissen.

Er konnte ihre Gabe nicht einbüsen, nicht wenn sie ihren Clan suchen mussten und sie die Einzige war, die diesen Clan am besten kannte.

So kam es, dass Kakashi seinen Arm um ihre Schultern legte und sie zu sich zog. ,,Ruh dich aus. Ich halte Wache", sprach er ruhig, spielte aber einen bestimmenten Tonfall ein. Erst wollte sie sich wehren und gegensprechen, als er ihr das Wort sogleich durchschnitt: ,,Du bist müde und überlastest dich unnötig. Wir brauchen doch morgen deine Auffassungsgabe. Da solltest du nicht ausgelaugt sein." Freundschaftlich rieb er mit seiner Hand über ihr blau-grünes Haar, wuschelte leicht durch dieses, spürte, wie weich es war, ehe er seine Hand zurückzog.

Seine Vermutung bestätigte sich, als sie nicht dagegen wehrte, sondern sich geschlagen an seine Schulter lehnte und träge ins Feuer starrte. Er hatte sie richtig eingeschätzt und ihre Grenze erkannt, worüber er stolz auf sich selbst war. Vorsichtig streichelte er mit seiner Hand über ihre Schulter - auf und ab, auf und ab. Immer weiter schlossen sich ihre Lider, ihr Atem wurde regelmäßiger, ihr Herzschlag stetig. Sie vertraute ihm, dass er bei ihr blieb.

Es dauerte nicht allzu lange, da hatte sie das Reich der Träume erreicht, während der Junge auf sie Acht gab. Er dachte nicht einmal daran, seine Zärtlichkeiten zu unterbrechen, sah dafür aber abwechselnd in das flackernde Feuer, in den Sternen übersähten Himmel und zu Takehiko. Entspannt lehnte sie an ihm, was ihm ein unscheinbares Lächeln auf die Lippen zauberte und sein Herzschlag sich leicht erhöhte.

Auch wenn er nicht starren wollte, so tat er es, musterte ihre Gesichtszüge, was sein Lächeln größer werden ließ. Sie war schön, stellte er seinen Entschluss fest. Er musste sie beschützen, folgte sogleich der Nächste. Er wollte sie nicht verlieren, folgte der Letzte, bevor er ihr eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht strich und zurückhaltend über ihre Wange streichelte.

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Coyote Secret (Kakashi FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt